Kopierschutz in Hardware verankert
Jede neue Technologie birgt Chancen und Risiken: Das hochauflösende Fernsehen will die Sehgewohnheiten der TV-Zuschauer in eine neue Dimension befördern, muss sich jedoch vor Missbrauch schützen. Die DVD war hier nur der erste Schritt, denn besonders außerhalb unserer Grenzen florieren die gebrannten Scheiben mit aktuellen Blockbustern. Deshalb hieß es auf Drängen der Hollywood-Studios, die Schlupflöcher zu stopfen. Der Filmindustrie gehen jährlich Milliardenbeträge durch Raubkopien verloren, worunter natürlich auch die Produzenten und damit auch die Kinofans leiden, denn weniger Studios bedeuten eine geringere Vielfalt an Filmen.
HDCP steht für „High-bandwidth Digital Content Protection“ und wurde gemeinsam von Intel und Silicon Image entwickelt. Dieser Kopierschutz soll sicherstellen, dass der digitale Datenstrom ausgelesen und eine exakte Kopie erstellt werden kann. Somit beschränkt sich das Sicherheitsprotokoll auf eine HDMI- oder DVI-Schnittstelle, wobei letztere explizit als HDCP-kompatibel gekennzeichnet werden muss – HDMI läuft hingegen immer mit dem HDCP-Protokoll.
Das Verschlüsselungsprinzip ist dabei effizienter als bei der DVD. Der jeweilige Sender (z. B. der DVD-Player) und der Bildschirm bauen eine verschlüsselte Verbindung auf und müssen sich zunächst identifizieren. Haben sich beide Geräte erfolgreich erkannt, wird der Kopierschutz aufgehoben und die Daten können übertragen werden. Wird bei einem Gerät der Kopierschutz geknackt, muss nur der Kopierschutz des betreffenden Herstellers erneuert werden – Bei der DVD wäre bereits der gesamte Kopierschutz unbrauchbar.
Alles für die Katz?
Jedem Anbieter ist es freigestellt, ob er den Kopierschutz HDCP unterstützt oder nicht. Die Mehrzahl wird jedoch bereitwillig auf den schützenden Zug aufspringen, denn nur die wenigsten werden sich der Raubkopier- Lotterie freiwillig aussetzen – auch Premiere fordert das HDCP-Protokoll in seinen Spezifikationen. Für alle Geräte ohne HDCP-DVI-Schnittstelle oder HDMI-Eingang bedeutet dies: Kein HDTV!
Die analoge YUV-Verbindung schafft zwar theoretisch die Übertragung des hochauflösenden Materials, jedoch wird mit der Verwendung von HDCP das Signal auf PAL-Qualität heruntergerechnet. Wollen Sie also zu jeder Zeit das hochauflösende Bilderlebnis genießen, müssen Sie das offizielle „HD ready“-Symbol beachten und auf Produkte mit HDMI-Schnittstelle bzw. einer HDCP-fähigen DVI-Schnittstelle zurückgreifen.
Wie sicher ist sicher?
HDCP hat alle Voraussetzungen, um Kopien fast gänzlich auszuschließen. Anstatt den Kopierschutz auf Softwarebasis zu entwickeln, ist dieser nun fest in der Hardware verankert, so dass Sie immer die Bauteile modifizieren müssten, um HDCP zu umgehen. Es sind aber bereits Produkte auch auf dem deutschen Markt, die den Kopierschutz zwar nicht knacken, aber einfach übergehen. Mit einer zwischen geschalteten Verteilerbox, die als HDCP-Endgerät erkannt wird, können Sie selbst nicht HDCP-fähige Produkte anschließen und theoretisch auch die Daten auslesen.
Dieser Trick verstößt jedoch gegen die Lizenzvereinbarungen und ist ebenfalls in einer gesetzlichen Grauzone angesiedelt. Generell können wir diese Entwicklung nachvollziehen, jedoch ist und bleibt die DVD das bestimmende Medium. HDTV auf dem DVD-Nachfolger wird nicht automatisch hohe Umsatzraten garantieren, indem den „Schwarzsehern“ ein Riegel vorgeschoben wird. Tatsächlich muss eine einwandfreie Qualität zu fairen Preisen angeboten werden. Dann würde sich aber niemand mehr die Mühe machen, den Kopierschutz zu umgehen und HDCP wäre plötzlich überflüssig.