Kokowääh 2

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Til Schweiger im Fortsetzungsfieber

Er hat es wieder getan: Wie schon seinem legendären „Keinohrhasen“ hat Til Schweiger nun auch dem unbestritten herzergreifenden „Kokowääh“ einen Nachfolger spendiert, der ab sofort auch auf Blu-ray erhältlich ist. Bleibt die spannende Frage, ob es auch lohnt, sich das Sequel ins heimische Regal zu stellen.

Nachdem man sich in „Kokowääh“ gefunden und zusammengerauft hatte, hat die Familie um Henry (Til Schweiger) zwei Filmjahre später mit einigen Problemen zu kämpfen. Henrys nun bei ihm lebende zehnjährige Tochter Magdalena (Emma Schweiger) ist zum ersten Mal verliebt – natürlich in den falschen Jungen. Henrys Freundin Katharina (Jasmin Gerat) reibt sich zwischen Familie, zu der inzwischen auch Baby Louis gehört, und Beruf auf und will mehr Zeit für sich, ihr neues Buch – und für den neuen Lektor Luc (Manou Lubowski).
 
Drehbuchautor Henry versucht sich jetzt auch als Filmproduzent, er hat es nun also mit den nicht so glamourösen Seiten des Jobs zu tun – und mit einem abgedrehten Schauspieler namens Matthias Schweighöfer, gespielt von Matthias Schweighöfer. Und last but not least hat sich auch beim Pflegevater Magdalenas, dem Zahnarzt Tristan (Samuel Finzi), einiges getan. Er hat nach der Ehefrau jetzt auch Geld, Haus und Praxis verloren, eine junge Geliebte gefunden, so wie auch eine neue, vorübergehende Bleibe – natürlich im Loft von Henry. Nach dieser Aufzählung wird klar, warum „Kokowääh 2“ über 2 Stunden dauert, und warum es trotzdem knapp werden wird, alles zu einem zu erwartenden Happy End wieder zusammen zu führen.

Tiefer gelegt

Klar, auch der zweite Teil kann sich auf den unveränderten Charme von Emma Schweiger stützen und der Film nährt sich unbestreitbar auch von den weitergeführten Grundideen aus „Kokowääh“. Allerdings gelingt es nicht – wie auch schon in „Zweiohrküken“  –  die berührende und manchmal durchaus melancholische Komik des Vorgängers durchzuhalten. Die Gags werden flacher, der Schnitt hektischer, ruhige Momente gibt es kaum noch. Mag man beispielsweise mit einer „aus Versehen“ erschossenen Katze noch leben können, fällt es einem schon schwerer, die oft zitierte „Wickeltischszene“ oberhalb der Gürtellinie einzuordnen. Sicher, manch junger Vater und manch junge Mutter war schon Opfer einer „Pinkelattacke“ ihres auf dem Wickeltisch liegenden männlichen Nachwuchses. Aber jetzt mit Babykacke (sorry), Sturz und umgebundenen Fischstäbchen (!) noch einen draufzusetzen, ist echt ein wenig zu viel. „Zweiohrküken“ hatte für den Fäkalhumor wenigstens noch eine Plastiktüte dabei. Und wer an dieser Stelle meint, das könnte vielleicht etwas mit der FSK-6-Freigabe kollidieren, wird sich in der einen oder anderen Szene darin bestätigt fühlen. Da auch Til Schweiger sich dieses Mal mit der sein Spiel sonst oft aufwertenden Selbstironie deutlich zurückhält (dafür muss hier fast komplett Tristan herhalten), wird das Spiel beinahe nur von den Kindern getragen, von Magdalena und ihren Freunden Nick und Max. Nur logisch, dass ihnen auch die Schlusszenen gehören.
 
Trotz der hier beschriebenen Enttäuschung des Rezensenten bleibt der Film dennoch empfehlenswert. Zum einen für denjenigen, dem bei „Kokowääh“ das Herz aufging und der bereit ist, zwischen all den Gags und Plattheiten des zweiten Teils nach der irgendwo immer noch vorhandenen romantischen Grundstimmung zu suchen. Zum anderen für denjenigen, dem der erste Film zu tiefsinnig, zu ruhig, zu melancholisch war und der jetzt einfach ein paar Schenkelklopfer braucht. Beide werden hier fündig, man sollte dabei nur nicht unbedingt nebeneinander sitzen …

Lauter gestellt

Das Technikurteil hat es nicht nur mit der Qualität der Blu-ray-Produktion an sich zu tun, sondern – wie immer – auch mit den Eigenheiten des Produzenten Til Schweiger. So weist  das Bild ohne Frage ein gute Schärfe auf. Diese geht allerdings in einigen Szenen durch  Fokussierungsmängel bei den häufigen Einstellungswechseln und den vielen Nahaufnahmen etwas verloren. Die Farben wirken kräftig, auch wenn der Farbraum leicht reduziert ist. Der Kontrast ist wie üblich sehr hart, damit geht das eine oder andere Detail verloren. Helle Hintergründe überstrahlen ab und an, aber auch das ist gewollt und stört ebensowenig, wie das sichtbar vorhandene, aber weitgehend feine Filmkorn. Die Abmischung des Tons fällt dagegen im Vergleich zum Vorgänger etwas ab. In vielen Szenen übertönt der Soundtrack die Dialoge, was wegen der Schweigerschen Spracheigenheiten gewisse Probleme mit der Verständlichkeit noch verstärkt. Und man erwischt sich demzufolge dabei, während des Films immer mal den Lautstärkeregler zu bedienen. Im Übrigen ertönt der Sound zumeist aus allen Richtungen, auch dann, wenn man es eigentlich nicht erwartet. In Verbindung mit den oft sehr schnellen Schnittfolgen entspricht das technische Setting in Teilen des Films eher dem eines Actionfilms, aber im Gesamtpaket wirkt es dennoch rund und solide.
 
Die Extras sind mit insgesamt etwa einer Stunde Laufzeit und dem Code für eine Digital Copy in Ordnung. Das „Behind The Scenes“ und das „Teamvideo“ gehen von Form und Inhalt her quasi ineinander über, können aber sehr gut die Stimmung am Set vermitteln und werden den einen oder anderen Zuschauer möglicherweise öfter zum Schmunzeln bringen, als der Film selbst. Im übrigen findet man hier und vor allem im Making-Of eine mögliche Erklärung für die Ecken und Kanten des Films: Viele Gags wurden durch ganz verschiedene Teammitglieder oft quasi „On The Fly“ eingebracht, und Til Schweiger ist ohnehin der Meinung, dass sich eine lustige Stimmung am Set einfach auf den Zuschauer übertragen muss. So einfach ist es dann wohl doch nicht…
(Uwe Funk)

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