Kino im Wohnzimmer

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Ein Ratgeber

Die Wahl der richtigen oder vielmehr der passenden Leinwand ist nicht minder wichtig, als die Wahl des Projektors, doch allzu oft wird zugunsten des Preises zum falschen Tuch gegriffen.

Die Projektion auf eine Oberfläche ist immer von äußeren Faktoren abhängig – nur im komplett abgedunkelten Heimkino und mit abgedunkelten Wänden sehen Sie die Bildqualität, die Ihr Projektor tatsächlich liefert. Sobald helle Wände das projizierte Licht reflektieren und Restlicht auf die Leinwand trifft , kommt es unweigerlich zum Kontrastverlust und zu Farbverfälschungen. Da eine Leinwand passiv arbeitet, wird jedes eintreffende Licht reflektiert, ganz gleich, ob es sich um Bildinformationen des Projektors oder Störeinflüsse von anderen Lichtquellen handelt. Damit die Projektion im Wohnzimmer kontraststark gelingt, greifen Leinwandhersteller tief in die Trickkiste, um unterschiedliche Materialien zu kombinieren, die Lichtwellen abhängig vom Einfallswinkel reflektieren oder absorbieren. Häufig werden Sie dabei auf zwei unterschiedliche Verfahren stoßen.
 
Sogenannte High-Gain-Leinwände erhöhen den Reflexionsgrad des direkt einfallenden Lichts. Ein Gain-Wert von 1 besagt, dass das Licht in gleichem Maße reflektiert wird, wie es auf die Leinwand trifft. Höhere Gain-Werte zeigen den Faktor an, um den die Helligkeit zunimmt. Hierfür ist allerdings eine spezielle Beschichtung notwendig, die eine Art Glitzereffekt hervorrufen kann. Je stärker das Licht gebündelt wird (hoher Gain-Wert), desto heller erscheint das Bild bei frontaler Betrachtung, allerdings dunkelt es umso stärker bei einer seitlichen Betrachtung ab. Das zweite Verfahren setzt auf eine dunklere und zugleich lichtmindernde Oberfläche (Gain-Wert kleiner als 1), sodass die Bildhelligkeit des Bildes abnimmt. Großer Vorteil im Vergleich zu High-Gain-Tüchern: Die Ausleuchtung gelingt gleichmäßiger, der Glitzereffekt ist geringer oder kommt überhaupt nicht zum Vorschein. Kombiniert man beide Verfahren, können Tücher mit guter Schwarzdarstellung und starker Lichtbündelung gefertigt werden.

Mehr als Kompromisse

Schalten Sie den Projektor aus und betrachten Sie die Leinwandfläche bei Tageslicht, sehen Sie das bestmögliche „Schwarz“, das die Leinwand liefert. Im dunklen Heimkino sind alle Tücher gleich schwarz, im Wohnzimmer gibt es dagegen gravierende Unterschiede. Im Gegensatz zu weißen Heimkinotüchern ist das optimale Wohnzimmertuch meist grau oder dunkelgrau, nur so erscheinen dunkle Bildbereiche bei Tageslicht plastisch. Großer Vorteil von Leinwandtüchern ist das Fernbleiben jedweder Spiegelung, sodass nichts vom Bildgenuss ablenkt. Zusätzlich reflektieren kontrastverstärkende Tücher das einfallende Licht nicht nach allen Richtungen gleichmäßig, sondern die speziell beschichtete Oberfläche erlaubt es, Lichtwellen in einer bestimmten Richtung zum Zuschauer zurückzuwerfen. Dadurch ist es möglich, dass das projizierte Bild eines Projektors mit hoher Helligkeit zum Zuschauer reflektiert wird, während seitlich einfallendes Umgebungslicht die Leinwandfläche kaum aufhellt. Die gerichtete Abstrahlung bedeutet aber gleichermaßen, dass die Bildecken der Leinwand häufig dunkler als die Bildmitte erscheinen.
 
Tipp: Installieren Sie den Projektor weiter entfernt, um den Einfallswinkel zu den Bildseiten möglichst gering zu halten oder wählen Sie eine Leinwand mit gewölbter Bildfläche. Ebenso sollten Sie direkt vor der Leinwand Platz nehmen, denn bei einer seitlichen Betrachtung verliert das Bild stark an Helligkeit. In jedem Fall sollten Sie gegenüber der Leinwand nur den Projektor und keine Lichtquellen installieren. Gegenüberliegende Fenster müssen Sie komplett abdunkeln, um einen Kontrastverlust zu vermeiden. Für die Wohnzimmerinstallation gilt: Der Einfallswinkel des projizierten Lichts und der Blickwinkel sollten nicht zu steil ausfallen, um den bestmöglichen Bildkontrast zu erreichen.

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