Kampfansage ans Kabelfernsehen

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Kampfansage ans Kabelfernsehen, Teil 3

Im Gespräch mit dem Geschäftsführer von JULTEC

„JESS revolutioniert den Einkabelempfang“

 
Mit JESS wurde ein neuer Standard für Einkabelsysteme vorgestellt. Was hat Sie dazu bewogen nach der EN50494 solch eine Entwicklung anzustoßen?
 
Die EN50494 wurde ursprünglich nur dafür definiert, um die beiden Tuner eines Twin-Receivers über eine einzige Leitung mit allen Programmen eines Satellitensystems zu versorgen. Trotz der Erweiterung auf 8 Userbänder und zwei Satellitensysteme blieb die EN50494 ein „SDUStandard“ (SDU=Single Dwelling Unit) mit entsprechenden Einschränkungen. Bereits bei der Definition der EN50494 war die Notwendigkeit einer Nachfolgenorm mit mehr Funktionen offensichtlich.
 
Das nun ausgerechnet JULTEC den Anstoß dazu gibt und sogar das Datenformat definiert, liegt daran, dass JULTEC sich auf hochwertige Einkabel-Verteilkomponenten für große Verteilnetze spezialisiert hat und deswegen zuerst Lösungen für die Verteilung von vier Satellitensystemen in Einkabelsystemen benötigte. Dazu muß man wissen, das heute im Wohnungsbau aufgrund der kulturellen Vielfalt die Bereitstellung der Programme von vier Satellitensystemen die Mindestanforderung ist.
 
 
Welche Vorteile hat JESS gegenüber bisherigen Einkabelstandards?
 
Das Datenformat von JESS ermöglicht es, 64 Satellitensysteme zu adressieren (bisher zwei), 32 Receiver an einer Leitung zu verwalten (bisher 8) und auf 1 MHz genau abzustimmen (bisher 4 MHz). Dazu kommt, das das Datenformat der DiSEqC-basierten Ansteuerung gegenüber der EN50494 deutlich optimiert wurde, wodurch der neue Tuningbefehl sogar 13,5 ms kürzer ist als der nach EN50494. Zudem definiert JESS eine bidirektionale Datenübertragung auf DiSEqC 2.0-Basis.
 
 
JESS arbeitet bi-direktional, welche Vorteile bringt dies mit sich?
 
Die EN50494 bietet eine semi-automatische Installation für die Einstellung von Userband-ID und Userband-Frequenz, das geschieht mittels eines HF-Ton-Bakenverfahrens. Das funktioniert leider sehr unzuverlässig und oft auch gar nicht. Mit JESS kann der Receiver bitgenau Informationen vom Umsetzer erfragen, und zwar welche Userbänder verfügbar, welche belegt und welche PIN-geschützt sind, sowie wie jeweils die exakte Userbandfrequenz ist und wie viele ZF-Ebenen der Umsetzer unterstützt. Das bietet die Möglichkeit, die Installation eines Receivers erheblich zu vereinfachen und durch die exakten Daten auch deutlich sicherer zu machen. Zudem vereinfacht es dem Installateur die Arbeit, indem sein Messgerät sich auf Knopfduck auf die richtigen Frequenzen des jeweiligen Umsetzers einstellt.
 
 
Welche Organisationen unterstützten Sie bei der Entwicklung von JESS?
JESS wurde von JULTEC angestoßen und mit Astra und den ZVEI-Mitgliedern diskutiert. Die ZVEI-Partner übernehmen nun die Begleitung hin zur Europanorm.
 
 
JESS setzt ein neues Protokoll voraus. Sind die neuen Schalter nach dem JESS-Standard auch abwärtskompatibel?
 
Tatsächlich verwendet JESS ein ganz anderes Datenformat als die EN50494, basiert aber noch immer auf DiSEqC, wodurch sogar in den Umsetzern nur ein paar Zeilen zusätzlicher Softwarecode notwendig ist, um diese mit JESS auszustatten. Weiterhin ist definiert, das JESS in Umsetzern immer zusätzlich zur EN50494-Funktionalität implementiert wird, d. h. ein JESS-Umsetzer lässt sich auch immer mit EN50494-Receivern ansteuern (selbstverständlich dann nur der Funktionsumfang der EN50494). JESS und EN50494 können gleichzeitig an einer Ableitung genutzt werden.
 
 
Was müssen Hersteller unternehmen, um die JESS-Unterstützung in ihre Receiver und TV-Geräte zu implementieren?
 
Auch hier ist die Implementierung recht einfach, da JESS der EN50494 sehr ähnlich ist. Die Erzeugung der JESS-Daten ist jedoch erheblich einfacher, da beispielsweise die im Receiver für jeden Satelliten hinterlegten DiSEqC-Switches direkt in die JESS-Daten gemappt werden können und bei JESS genau die Frequenzionformationen übertragen werden, die der Receiver bisher zum eigenen Tuner geschickt hat. Grundsätzlich lässt sich jeder Receiver, der die EN50494 implementiert hat, leicht durch ein Softwareupdate JESS-kompatibel machen. Um die Bidirektionalität von JESS im Receiver zu nutzen ist etwas mehr Aufwand erforderlich, schließlich müssen DiSEqC-Antworten ausgewertet und für entsprechende Auswahlfenster aufbereitet werden.

Vielen Dank für das Gespräch.
 
Link zur Bildquelle: www.pixelio.de
(Ricardo Petzold)

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