John Bowers – Mehr als Lautsprecher, Teil 2
Durchbruch durch außergewöhnliche Werbung
Die Gesetze des Marktes
Bowers erkannte schnell, dass zu einer Marke neben der Technik noch viel mehr gehörte, um am Weltmarkt dauerhaft bestehen zu können.
Effektive Vertriebskanäle und außergewöhnliche Werbemaßnahmen verhalfen Bowers und Wilkins letztendlich zum langersehnten Durchbruch und zementierten den Mythos, der sich um jeden einzelnen Lautsprecher rankt.
Selbst nach Bowers’ Tod im Jahr 1987 steht „Bowers und Wilkins“ für den Mut und die Hingabe, zeitloses Design mit ansprechender Klangqualität zu verbinden.
Als Denkmal der Produktphilosophie kann die 1993 erschienene „Nautilus“ gewertet werden. Dieser mannshohe Lautsprecher in Schneckenform gilt als Inspirationsquelle für alle „Bowers und Wilkins“-Lautsprecher.
Da Ende der 1990er mit dem Bau günstigerer Einstiegslinien begonnen und dieses Konzept in der 600er- und 700er-Serie fortgesetzt wurde, manifestiert sich der Zauber dieser Philosophie erst in der High-End-Serie 800, deren Geist bis zu John Bowers Wurzeln reichen, die fest im englischen Süden verankert sind.
Mythos B&W 801
Mit der B&W „801“ begann 1979 eine neue Zeitrechnung. Bereits die Urfassung lässt vertraute B&W-Elemente erkennen: Hoch-, Mittel- und Tieftöner sind in einem eigenen Gehäuse untergebracht, die gelbe Mitteltonmembran aus Kevlar ist seit jeher Markenzeichen von B&W-Lautsprechern. Doch neben den großen Erfolgen der „801“ gibt es nicht wenige Audiophile, die das Konzept der 1972 erschienen „DM6“ für ehrlicher hielten.
Die neue Abstimmung klang zwar deutlich weiträumiger und besaß eine unbändige Kraft, jedoch verlor die Musikdarstellung ein wenig von ihrer Direktheit und Geschlossenheit. Knapp zehn Jahre später nahm sich B&W 1998 mit der überarbeiteten „801“ dieser Themen an und brachte einen Lautsprecher auf den Markt, der trotz seiner unnachahmlichen Raumabbildung die Musik direkt ins Publikum schleuderte. Für Designliebhaber, die nicht auf guten Klang verzichten wollen, stellte der Lautsprecher das Maß der Dinge dar und das extrem aufwändige Gehäuse mit seiner geschwungenen Form inspirierte viele Nachahmer.
Diamanthochzeit
2005 ging B&W das Wagnis ein, Membranen aus Kunstdiamanten zu fertigen. Von der Konkurrenz erntete B&W vorwiegend Kopfschütteln: „überteuert“, „unnütz“ und „reines Marketinginstrument“ waren noch die harmloseren Reaktionen.
Die Presse feierte hingegen den Mut von B&W, denn selten klang ein Lautsprecher im Hochtonbereich klarer, ohne Anzeichen der für Metallmembranen üblichen Härte und Eigenresonanzen. Folglich heimste die aktuelle „801D“ mehr Preise ein, als alle ihrer Vorgängerinnen.
Selbst wenn der Klangeindruck nicht die absoluten Neutralitätsfanatiker anspricht, so gelang es Bowers & Wilkins mit der „Nautilus“-Baureihe, der gesamten Audio-Branche einen tonalen Stempel aufzudrücken. Musikergrößen wie Peter Gabriel, Sarah K. oder Udo Lindenberg sind fasziniert vom zeitlosen Design und Klang der 800er Serie und sorgen zusammen mit Millionen bekennender B&W-Fans weltweit, dass der Mythos um die „801“ weiterlebt, nicht als Aberglaube, sondern als treues Erbe John Bowers’.
(Christian Trozinski)