Japanimation

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Japanimation, Teil 4

Psycho, made in Nippon

Profi auf dem Gebiet psychedelischer Detailfluten ist der japanische Meisterregisseur Satoshi Kon. Sein Markenzeichen sind die oftmals bis ins Kleinste durchpsychologisierten Alltagsfiguren, die durch ein prägendes Ereignis in Wahnvorstellungen verfallen und in traumartigen Welten nach der Ursache des Problems forschen. Sein bisher letztes Werk „Paprika“ (2006) ist auch das einzige mit einer Blu-ray-Veröffentlichung. Hier treibt es Satoshi Kon auf die Spitze und entführt auf einen bonbonfarbenen Trip direkt in die Welt von Sigmund Freuds Traumdeutung. Durch eine Maschine ist es möglich, die Träume von Probanden aufzuzeichnen und anderen zugänglich zu machen. Als ein unbekannter Täter in die Köpfe schlafender Menschen eindringt und diese mit seinen eigenen unterdrückten Bedürfnissen quält, bricht das blanke Chaos aus. Für das Auge des Zuschauers eröffnet sich dadurch ein visuelles Juwel sondergleichen. Wem die Handlung zu abstrakt erscheint, der bekommt zumindest Bilder geboten, die er vermutlich nie wieder vergessen wird.

Actiondesaster

Actionfans bevorzugen weniger tiefgründige Filme, die weniger Kopfarbeit und mehr Spaß mit sich bringen. Nach diesem Prinzip funktionieren der ausschließlich für den Videomarkt produzierte Hip-Hop-Slasher „Afro Samurai“ (2007) und sein Nachfolger „Afro Samurai – Resurrection“ (2009). Wen kümmert schon eine handfeste Storyline, wenn der Held das Stirnband der Nummer zwei trägt und nach dem Band der Nummer eins sinnt? Das muss er sich vom Mörder seines Vaters holen, wobei sich ihm einige schräge Typen in den Weg stellen. Das Problem ist jedoch schnell gelöst, ohne viel zu Quatschen wird das Hackmesser gezogen und bei dröhnender Hip-Hop-Mucke von Wu-Tang-Star RZA durch die Widersacher gepflügt.
 
Wer sich von solch pubertär-stupider Handlung abgeschreckt fühlt, der verzichtet auf den HD-Genuss und kauft sich lieber vollwertigere Kost a la „Samurai Champloo“ auf DVD. Freunde hochwertiger Designs können sich „Afro-Samurai“ aber ruhig einmal anschauen, visuell sind die beiden Streifen sicherlich Meilensteine in der Anime-Geschichte. Bemerkenswert sind an ihnen aber auch die Synchronstimmen des englischsprachigen Originals. Samuel L. Jackson übernimmt den rachelüsternen Samurai mit der Riesen-Tolle, während Ron Perlman seinen widerspenstigen Konterpart Justice gibt. In der Fortsetzung kommen dann auch noch Lucy Liu und Mark Hamill als Sprecher hinzu, sodass sich englischkundige an „Star Wars“ und „Kill Bill“ erinnert fühlen.

Eine grundlegend andere Art visuellen Erlebens zeigen komplett am Computer generierte CGI-Animes. Obwohl diese Form der Darstellung noch relativ jung ist, gibt es in dieser Richtung schon zahlreiche Ableger. Osamu Tezukas „Astroboy“, ein Manga der ersten Stunde, wurde bereits 1963 als Anime-TV-Serie adaptiert und bekommt nun mit einer hochwertigen CGI-Version einen Neuanstrich verpasst. Die Story beruht auf dem Original-Manga und behandelt die Entwicklung des kleinen Toby, der bei einem Unfall stirbt und von seinem Vater, dem Wissenschaftler Dr. Tenma, als Roboter rekonstruiert wird.
 
Ähnlich wie Pinocchio geht der neugeborene Astro Boy auf Abenteuersuche und schlittert fast automatisch in die extremsten Weltrettungsaktionen. Bis dahin muss er allerdings erst noch mit seinen Fähigkeiten umzugehen lernen, damit ihm nicht ständig Knarren aus dem Hintern wachsen. 

CGI: Die Zukunft des Anime?

Eine grundlegend andere Art visuellen Erlebens zeigen komplett am Computer generierte CGIAnimes. Obwohl diese Form der Darstellung noch relativ jung ist, gibt es in der entsprechenden Richtung schon zahlreiche Ableger. Filme wie „TO – A Space Fantasy“ (2009) und „Appleseed“ (2004) bauen nicht auf plastisch gerenderte Oberflächenstrukturen bzw. realistische Lichtverhältnisse. Stattdessen gehen sie mit ihrem vereinfachten Cel-Shading-Look den Mittelweg zwischen Realismus und klassisch gezeichneten Figuren. Die neue Darstellungsform ermöglicht den Filmemachern, die virtuelle Kamera frei im Raum zu bewegen und still stehenden Subjekten durch Kamerafahrten mehr Tempo zu verleihen – eine dynamische Eigenart, die in vielen gezeichneten Animes praktiziert wird.
 
Auch andere Märkte wirken sich auf Animes aus, so z. B. die Videospiel-Branche, die nach wie vor hauptsächlich in Japan definiert wird. Der Anime-Vertrieb Kazé beispielsweise kündigte mit „Professor Layton And The Eternal Diva“ (2009) bereits die erste Verfilmung von Nintendos beliebter Videospielreihe an, der Verkaufsstart ist allerdings noch unbekannt. Sie sehen also, im Laufe der Zeit füllen sich die Verkaufsregale mit den vielseitigen Animationsfilmen aus Japan, wobei die Interessenfelder breit gefächert sind, sodass für jeden etwas dabei ist. Und das HD-Angebot wächst zunehmend.

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