Internetradio mobil, Seite 2
Qualitätsfragen
Große regionale Unterschiede
Ob Internetradio heute schon im Auto Spaß machen kann oder noch nicht, hängt stark davon ab, wie gut das verwendete Mobilfunknetz in einer Region ausgebaut ist. Am besten funktioniert es auf kurzen Strecken oder in der Nähe von Ballungsräumen. Einen Ersatz für UKW, geschweige denn für DAB Plus, sehen wir aber noch lange nicht. Schließlich geht es nicht nur um die Anzahl der verfügbaren Programme. Es macht schon einen Unterschied, ob man auf 16000 Stationen aus aller Welt oder „nur“ auf rund 50 in weiten Teilen Bayerns via DAB Plus zugreifen kann.
Was helfen aber 16000 Kanäle, wenn sie immer wieder zu spielen aufhören? Richtig familientauglich ist das dann nicht. Und selbst beim Fahrer wird es für einiges an Ärger sorgen. Internetradio kann inzwischen gut klingen. Das ist nicht zu leugnen. Programme, die mit 192 kBit/s oder ähnlich gestreamt werden, machen schon richtig Spaß! Die meisten kommen aber nach wie vor mit deutlich weniger. Das schont zwar das verbrauchte Datenvolumen, drückt aber die Wiedergabequalität nach unten. Die meisten der gehörten Sender kamen so über das Internet hörbar schlechter als über UKW und DAB Plus.
Stichwort Flatrate
Beim Mobilfunk wird unter Flatrate allgemein verstanden, dass es kein Datenlimit gibt. Man kann also so viel downloaden, wie man möchte. Zumindest theoretisch. Denn je nach Mobilfunkvertrag werden nur die ersten 100 MB bis rund 2 GB ungebremst übertragen. Danach erfolgt eine Drosselung auf 64 kBit/s. Womit Internetradios mit höherer Datenrate schon nicht mehr spielen.
Internetradio eine Alternative?
Den Reiz, zum Beispiel Radio Matariki von den Cook Islands oder Radio Botswana zu hören, wenn wir gerade auf deutschen Autobahnen unterwegs sind, leugnen wir nicht. Doch von einem modernen, zeitgemäßen Rundfunk sollte man mehr erwarten. Zunächst einmal, dass er überall ohne Einschränkungen verfügbar ist. Weiter sollte er in Sachen Klangqualität zufrieden stellen und den in unseren Autos eingebauten hochwertigen Hi-Fi-Anlagen gerecht werden.
Wenig attraktiv ist auch, dass man für Internetradio einen Mobilfunkvertrag hat. Der sollte mit einer ausreichenden Internet-Flatrate versehen sein, was freilich Geld kostet und zwar nicht zu knapp! Und das wollen wir, wenn es ums Radio hören geht, offen gestanden nicht bezahlen. So gesehen spricht sehr viel gegen mobiles Internetradio. DAB Plus macht da eindeutig mehr Spaß.
Vorsicht geboten
Programmveranstalter sollten sich vor Internetradio in Acht nehmen. Denn mit dem Smartphone, Tablet-PC oder dem Rechner daheim hat man einen Weltempfänger der Superlative in der Hand. Die Verlockung Neues zu hören ist sehr groß. Da wundert es nicht, wenn die meisten bevorzugt ausländische Sender hören. Besonders beliebt sind Stationen aus den USA oder den Britischen Inseln. Dass dem wirklich so ist, konnten auch wir in einer kleinen Umfrage feststellen.
Abgesehen davon haben selbst wir es bei unseren Tests nicht anders gemacht. Freilich hätten wir auch ortsübliche österreichische Programme nehmen können. Viel reizvoller ist es aber, Stationen zu nehmen, von denen man weiß, dass sie auf anderen Wegen nicht verfügbar sind. So kann man auch die oft nur mangelhafte Tonqualität noch am leichtesten verschmerzen. Eines ist aber klar: Ortsübliche Veranstalter haben schon längst Hörer an exotische Internetstationen verloren.
(Thomas Riegler)