Internetradio mobil

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Alternative zum klassischen Rundfunk?

Besonders DAB-Gegner fordern immer wieder anstatt auf DAB Plus lieber auf das Internetradio zu setzen. Schließlich sei es längst auch mobil empfangbar und biete eine ungleich größere Programmvielfalt.

Doch kann mobiles Internetradio wirklich den klassischen Rundfunk ersetzen? Wie gut funktioniert Internetradio mobil und wo liegen die Hemmschuhe? Fragen, für die wir in der Praxis nach Antworten gesucht haben. Heute ist es keine Hexerei mehr, Internetradio ins Auto zu bringen. Mehr als ein Smartphone braucht es dazu nicht. Damit Internetradio aber auch Spaß macht, ist das Smartphone am eingebauten Autoradio anzudocken. Dazu eignet sich der Aux-Eingang bestens, der bei vielen neueren Autoradios als 3,5 mm Klinkenbuchse ausgeführt und an der Gerätefront eingebaut ist.
 
Mit einem Klinkensteckerkabel braucht der Kopfhörerausgang des Smartphones nur mit dem Radio verbunden zu werden. Für längere Autofahrten ist zudem ein 12-V-Ladekabel für das Telefon zu empfehlen, da ansonsten der Akku schneller leer ist, als man vermuten würde. Um Internetradio bedenkenlos nutzen zu können, ist ein Mobilfunk-Vertrag mit Internet-Flatrate erforderlich. Er verhindert, dass das Radiohören über das Netz nicht zur Kostenfalle wird.

Wege zur Lieblingsstation

Am einfachsten gelangt man zum eigenen Lieblingssender über Radioplattformen, wie etwa TuneIn oder Yourmuze. Internatradio-Plattformen sind nichts anderes wie eine Linksammlung zu rund 16 000 Radiostationen aus aller Welt. Sie sind unter anderem nach Ländern und Sparten vorsortiert und verkürzen so die Suche auf ein Minimum. Lieblingssender anklicken und schon kann es mit dem Musikgenuss losgehen.
 
Der zweite Weg führt über die Homepages der Sender, wo viele Programme ebenfalls einen Live-Player integriert haben. Zum Teil wird dieser sogar in mehreren Qualitätsstufen angeboten, womit man selbst die Wahl hat, ob man den Sender in guter, mittlerer oder schlechter Qualität hören möchte. Oder muss! Denn hinter der Tonqualität versteckt ist das während der Übertragung anfallende Datenvolumen. Bei gutem Sound wird das Datenguthaben schnell schrumpfen, bei weniger gutem entsprechend langsamer.

Praxistest

In unserem ersten Praxistest versuchen wir uns auf der Strecke zwischen unseren beiden Österreich-Büros im osttiroler Lienz und dem oberösterreichischen Steyr. Die Strecke führt uns etwa zur Hälfte über Bundesstraßen und Autobahnen. Weiter führt der Weg über einen Gebirgspass und durch nicht gerade dicht besiedelte Regionen. Für unseren ersten Versuch entscheiden wir uns für Bayern 3, das wir über die Senderhomepage auswählen, wobei wir uns für den Stream mit der guten Audioqualität entscheiden. Schließlich wollen wir unseren DAB-verwöhnten Ohren etwas Gewohntes bieten. Während der ersten Kilometer klappte die Wiedergabe anstandslos. Kein Wunder, befanden wir uns doch noch in Lienz und somit dem größten Ballungsraum in der Region. Schnelles mobiles Internet ist hier problemlos verfügbar.
 
Nachdem wir jedoch aus dem Versorgungsbereich der für die Stadt zuständigen Mobilfunksender fuhren, verstummte das Internetradio. Und zwar gleich für die nächsten 60 km. Während der folgenden 100 km hatten wir zumindest gelegentlichen Internetradioempfang. Und zwar bevorzugt dann, wenn wir in die Nähe größerer Städte und für den Tourismus wichtige Regionen, wie etwa Zell am See/Kaprun oder Saalfelden kamen. Aber auch hier galt grundsätzlich: Wo nur wenige Leute wohnen, braucht es auch kein gut ausgebautes mobiles Internet. Am besten, aber auch nicht perfekt, zeigte sich die Verfügbarkeit von Bayern 3 via Stream noch auf der Autobahn. Insgesamt mussten wir aber eingestehen, dass mobiles Internetradio so keinen Spaß machen kann.

Auf der gleichen Strecke versuchten wir anschließend den zweiten vonBayern 3 angebotenen Livestream in geringer Qualität. Er empfiehlt sichfür alle, die nur einen leistungsschwachen Breitbandzugang haben oderdarauf achten müssen, möglichst lange mit ihrem Datenvolumen dasAuslangen zu finden. Davon haben auch wir profitiert. Immerhin ist esuns so gelungen, die Spieldauer auf etwa 2/3 unserer Wegstreckeauszudehnen. Ohne Aussetzer und längere Unterbrechungen ging es alsoauch hier nicht. Vor allem über dem Gebirgspass blieb das Radio stumm,was uns offen gesagt diesmal gar nicht störte. Denn das, was an Qualitätaus dem Lautsprecher plärrte, wenn Internetradio spielte, war gelindeausgedrückt eine Beleidigung für die Ohren. Nachdem die Verfügbarkeitvon brauchbar schnellem mobilem Internet auch ein Frage des Netzausbauesist, haben wir für unseren zweiten Versuch den Provider gewechselt.
 
Weiter haben wir uns entschieden, diesmal das gewünschte Radioprogrammvia TuneIn zu beziehen. Wie gut der mobile Radioempfang über dasInternet funktioniert und wie schön die Sender klingen, ist bei dieserPlattform allerdings vom Zufall begleitet. Bietet ein Sender Streamsunterschiedlicher Qualitätsstufen an, entscheidet die momentaneAuslastung des Sender-Servers, ob man das gewünschte Programm mit 192,32 oder etwa 96 kBit/s gestreamt bekommt. Für unseren zweiten Versuchhaben wir uns ein Programm mit einer Datenrate von 128 kBit/sausgesucht. Was in etwa UKW-Qualität entspricht. Meist spielt es auchdort noch, wo während unserer ersten Versuchsreihe nichts ging. Frei vonAussetzern und immer noch vereinzelt längeren Unterbrechungen waren wiraber auch dieses Mal nicht gefeit.

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