IDTV oder Set-Top-Box?, Teil 5
Multifeed- und Drehanlagen
Die Entwickler von TV-Geräten mit Satellitentuner gehen davon aus, dass ihre Fernseher nur an Standardschüsseln betrieben werden. Die Geräte beherrschen lediglich DiSEqC 1.0, womit nur vier LNBs angesteuert werden können. Sie eignen sich damit bestenfalls für den Betrieb einer größeren Mehrteilnehmeranlage, mit der maximal vier Satellitenpositionen angepeilt werden. DiSEqC 1.1, 1.2 oder USALS sucht man bei ihnen vergebens. Sie sind in Stand-alone-Receivern jedoch seit vielen Jahren allgemeiner Standard. Damit bleibt es der Beistellbox vorbehalten, Multifeed-Anlagen mit mehr als vier LNBs zu steuern und alle Programme sichtbar zu machen. Auch eine drehbare Schüssel lässt sich nur vom externen Receiver ansprechen. Alleine dieses, eigentliche Standardausstattungskriterium zeigt uns, welch geringen Stellenwert die in den Fernsehern eingebauten Tuner tatsächlich genießen. Sie machen moderne LCD-Fernseher zwar teurer, sind aber nicht annähernd in der Lage, das zu bieten, was man für sehr wenig Geld bereits von einfachsten HDSat-Receivern bekommt.
Risikofall TV-Multituner
Digitale Multituner sind zwar toll, weil sie mit unseren Fernsehern den Empfang aller aktuellen digitalen Verbreitungswege erlauben, allerdings sind bei ihnen Änderungen häufiger, als man sich wünschen würde. So wurde etwa erst 2010 die CI-Plus-Schnittstelle für Decodiermodule auf breiter Front eingeführt. Des Weiteren steht DVB-T2 vor der Tür, das in Großbritannien bereits für digitales Antennenfernsehen zum Einsatz kommt. Auch das digitale Kabel muss nicht bis in alle Ewigkeit in DVB-C arbeiten. Hier stehen ebenfalls effizientere Übertragungsmöglichkeiten bevor. Ihre Einführung würde bedeuten, dass sich der Fernseher nicht mehr im vollen Umfang nutzen ließe. Um die Programme weiterhin, allerdings mit neuerer Übertragungstechnik, sehen zu können, wird in solchen Fällen kaum ein Weg an einer Beistellbox vorbeiführen.
Was ist die bessere Wahl?
Fernseher mit Multituner und eingebauter Festplatte haben zweifelsohne ihren Reiz, weil sie Fernsehen in neuen Dimensionen erleben lassen. Sie sorgen zwar für einen deutlich gesteigerten Bedienkomfort, können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihre Funktionen noch weit hinter jenen von typischen Set-Top-Boxen liegen. Damit eignen sich in Fernsehern eingebaute Digitaltuner primär für jene, die nur minimale Anforderungen stellen und sich auf den Fernsehempfang beschränken. Set-Top-Boxen haben den Vorteil, dass sie bei einem Technologiewechsel oder bei der Einführung neuer spannender Funktionen schnell, leicht und preiswert auszutauschen sind. Einen Fernseher kauft man sich auch heute meist noch in der Absicht, ihn möglichst lange behalten zu wollen. Das ist völlig legitim, aber heißt es auch, dass man deshalb auf neue technische Finessen verzichten muss? Sicher nicht.
(Thomas Riegler)