IDTV oder Set-Top-Box?

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Vor- und Nachteile

Vermehrt gehen TV-Geräte-Hersteller dazu über, ihre Modelle mit multifunktionellen Tunern auszustatten. Somit kann man mit aktuellen Fernsehern TV-Programme ohne Zusatzgeräte empfangen. Egal, ob über Antenne, Kabel oder Satellit. Doch sind diese integrierten TV-Receiver-Kombination eine echte Alternative?

Daneben gibt es nach wie vor den Beistellreceiver, mit dem man zum Beispiel Satellitenfernsehen empfängt. Hat er ausgedient oder doch noch seine Berechtigung?
IDTV ist die Abkürzung des englischen Begriffs „Integrated Digital Television“. Er bezeichnet Fernsehgeräte mit einem Empfangsteil für Digitalfernsehen. Eine Aussage darüber, welcher Digitaltuner eingebaut ist, wird nicht getroffen. Und gerade davon gibt es zahlreiche Varianten, die darüber entscheiden, für welche Empfangswege sich ein TV-Gerät einsetzen lässt. Denn keineswegs jedes Gerät hat alle Empfangswege an Bord.

Radio hören
Neben Fernsehprogrammen kann man über Satellit oder Digitalkabel auch zahlreiche Radiosender empfangen. Hat das TV-Gerät die erforderlichen Tuner an Bord, kann man auch mit ihm Radio hören. Angesichts dessen, dass ein Fernseher ein Vielfaches mehr an Strom aufnimmt als eine Set-Top-Box, ist dies mehr als unwirtschaftlich. Auch dann, wenn beide Geräte mit der Hi-Fi-Anlage verbunden sind. So nebenbei ist der Fernseher aber auch blockiert. Denn während man mit ihm Radio hört, kann man mit ihm beispielsweise nicht gleichzeitig eine Blu-ray ansehen oder sich einer TV-Sendung erfreuen. Mit dem externen Digitalreceiver ist beides möglich.

Receiver verstecken

Externe Receiver müssen nicht zwingend für alle sichtbar aufgestellt sein. Verschiedene Geräte erlauben das Anschließen eines separaten, unauffälligen Fernsteuerungsempfängers, der sich im Bereich des Fernsehers anbringen lässt. Die Box selbst kann unauffällig hinter dem TV oder abseits in einem Kasten versteckt werden.
 

Multifeed- und Drehanlagen

Die Entwickler von TV-Geräten mit Satellitentuner gehen davon aus, dass ihre Fernseher nur an Standardschüsseln betrieben werden. Die Geräte beherrschen lediglich DiSEqC 1.0, womit nur vier LNBs angesteuert werden können. Sie eignen sich damit bestenfalls für den Betrieb einer größeren Mehrteilnehmeranlage, mit der maximal vier Satellitenpositionen angepeilt werden. DiSEqC 1.1, 1.2 oder USALS sucht man bei ihnen vergebens. Sie sind in Stand-alone-Receivern jedoch seit vielen Jahren allgemeiner Standard. Damit bleibt es der Beistellbox vorbehalten, Multifeed-Anlagen mit mehr als vier LNBs zu steuern und alle Programme sichtbar zu machen. Auch eine drehbare Schüssel lässt sich nur vom externen Receiver ansprechen. Alleine dieses, eigentliche Standardausstattungskriterium zeigt uns, welch geringen Stellenwert die in den Fernsehern eingebauten Tuner tatsächlich genießen. Sie machen moderne LCD-Fernseher zwar teurer, sind aber nicht annähernd in der Lage, das zu bieten, was man für sehr wenig Geld bereits von einfachsten HDSat-Receivern bekommt.
 

Risikofall TV-Multituner


Digitale Multituner sind zwar toll, weil sie mit unseren Fernsehern den Empfang aller aktuellen digitalen Verbreitungswege erlauben, allerdings sind bei ihnen Änderungen häufiger, als man sich wünschen würde. So wurde etwa erst 2010 die CI-Plus-Schnittstelle für Decodiermodule auf breiter Front eingeführt. Des Weiteren steht DVB-T2 vor der Tür, das in Großbritannien bereits für digitales Antennenfernsehen zum Einsatz kommt. Auch das digitale Kabel muss nicht bis in alle Ewigkeit in DVB-C arbeiten. Hier stehen ebenfalls effizientere Übertragungsmöglichkeiten bevor. Ihre Einführung würde bedeuten, dass sich der Fernseher nicht mehr im vollen Umfang nutzen ließe. Um die Programme weiterhin, allerdings mit neuerer Übertragungstechnik, sehen zu können, wird in solchen Fällen kaum ein Weg an einer Beistellbox vorbeiführen.
 

Was ist die bessere Wahl?

Fernseher mit Multituner und eingebauter Festplatte haben zweifelsohne ihren Reiz, weil sie Fernsehen in neuen Dimensionen erleben lassen. Sie sorgen zwar für einen deutlich gesteigerten Bedienkomfort, können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihre Funktionen noch weit hinter jenen von typischen Set-Top-Boxen liegen. Damit eignen sich in Fernsehern eingebaute Digitaltuner primär für jene, die nur minimale Anforderungen stellen und sich auf den Fernsehempfang beschränken. Set-Top-Boxen haben den Vorteil, dass sie bei einem Technologiewechsel oder bei der Einführung neuer spannender Funktionen schnell, leicht und preiswert auszutauschen sind. Einen Fernseher kauft man sich auch heute meist noch in der Absicht, ihn möglichst lange behalten zu wollen. Das ist völlig legitim, aber heißt es auch, dass man deshalb auf neue technische Finessen verzichten muss? Sicher nicht.

Fernseherlebensdauer

Früher haben sich die meisten einen Fernseher mit der Absicht gekauft, ihn für rund zehn Jahre oder auch etwas länger zu nutzen. Dabei war es ziemlich egal, ob ein teures High-End-Produkt oder ein Schnäppchen vom Discounter um die Ecke angeschafft wurde. Inzwischen geht die TV-Geräte-Industrie davon aus, dass künftig neue Fernseher in kürzeren zeitlichen Abständen gekauft werden. Was auch nicht zu verwundern scheint, wenn man sich alleine die Neuerungen der letzten Jahre ins Gedächtnis ruft. Noch bis in die jüngste Vergangenheit waren LCD- und Plasmafernseher nur „HD-ready“ und vermochten noch nicht, die volle HD-Auflösung wiederzugeben. Inzwischen sind die TVs durchweg Full-HD-fähig. Neu hinzugekommen sind multimediale Anwendungen, wie der direkte Zugang zu Internetdiensten und die Wiedergabemöglichkeit von 3D. Diese neuen technischen Errungenschaften werden zumindest von den technikaffinen Konsumenten zwar wahrgenommen, veranlassen sie aber nicht, jetzt vorzeitig zu einem neuen Fernseher zu greifen. Im Gegensatz dazu ist die Bereitschaft ungleich größer, sich neues Zusatzequipment, wie einen neuen Sat-Receiver oder Blu-ray-Player, zuzulegen. In Sachen Fernseher ist, auch wenn uns Industrie und Handel etwas anderes sagen, alles beim Alten geblieben. Ein TV-Gerät wird nach wie vor mit der Absicht gekauft, es über einen sehr langen Zeitraum zu nutzen.

Alles in einem sinnvoll?

Auf den ersten Blick erscheint es mehr als verlockend, im Fernseher alle erdenklichen Tuner, eine Festplatte und multimediale Anwendungen eingebaut zu haben. Dabei ist die Bedienung über eine einzige Fernbedienung eines der tragenden Argumente. Die Geräte begeistern, solange sie noch halbwegs neu sind. Schon nach wenigen Jahren wird man aber die Erfahrung machen, dass man allmählich vom technischen Fortschritt überholt wird. Vieles von dem, was im Fernseher eingebaut ist, ist vielleicht schon in naher Zukunft Schnee von gestern oder erfüllt nur noch künftige Mindestanforderungen. Das kann bereits bei scheinbar belanglosen Details, wie den Zugangsmöglichkeiten zu Internetseiten oder der Speicherkapazität der eingebauten Festplatte beginnen. All-in-one ist aber auch bei Defekten von Nachteil. Ist der Fernseher kaputt, muss man mit ihm zwangsweise auch den eingebauten Sat-Receiver und Festplattenrekorder inklusive aller Aufnahmen zur Reparatur bringen. So ist man auf einen Schlag von der gesamten Fernsehwelt abgeschnitten. Weitere Nachteile von IDTVs zeigen sich, wenn wir uns die Vor- und Nachteile externer Zusatzgeräte genauer ansehen.

Die Set-Top-Box

Ihr wohl größter Nachteil ist, dass sie als separates Gerät Platz zum Aufstellen braucht und erst am Fernseher anzuschließen ist. Außerdem wird sie über eine separate Fernsteuerung bedient. Dabei wird nur allzu oft vergessen, dass Receivern Multifunktionsfernsteuerungen beigepackt sein können, mit denen sich auch der Fernseher bedienen lässt – womit ein wesentliches Argument bereits entkräftet wäre. Für separate Receiver spricht aber auch der deutlich geringere Preis. Selbst ein einfacher LCD-Fernseher der 80-Zentimeter-Klasse ohne jeglichen Schnickschnack kostet deutlich mehr als eine gute HDTV-Box. Die Preisschere klafft zudem umso weiter auseinander, je größer die Bilddiagonale ist und je mehr Funktionen der Fernseher hat. Ändert sich eine Technologie, kann sie kostengünstig gegen ein aktuelleres Gerät ausgewechselt werden.

Blick in die Vergangenheit

Neue Technologien wurden insbesondere bei Empfangsgeräten in kurzen zeitlichen Abständen eingeführt. Wollte man beispielsweise beim Satellitenempfang stets am Ball bleiben, musste man sich rund alle zwei Jahre einen neuen Receiver zulegen – was auch heute nicht abwegig ist. Hat man beispielsweise vor vier Jahren einen einfachen Digital-Sat-Receiver gekauft, konnte man mit ihm nur Programme in Standardqualität schauen. Inzwischen hat seinen Platz eine HD-Box eingenommen, mit der auch hochauflösendes Fernsehen geguckt werden kann. Allmählich gewinnen Hybridboxen an Bedeutung, mit ihnen kann man auch internetbasierte Dienste, wie etwa TV-Mediatheken, Internetradio oder Youtube, nutzen. Geeignete Geräte sind jedenfalls schon heute spürbar günstiger als ein neuer Fernseher.
 

Vorteile des Sat-Receivers

Moderne HD-Sat-Receiver haben meist zwei Modulschnittstellen eingebaut. Mit ihnen hat man Zugang zu mehreren, in unterschiedlichen Codierverfahren verschlüsselten Programmen. So werden beispielsweise auf einer Sky-Karte keine HD-Plus-Kanäle freigeschaltet. Zwei Decodiermodule und -karten können anfallen, wenn man neben einem Premium-Pay-TV einen Erwachsenensender geordert hat. Viele Fernseher haben nur einen CI(-Plus)-Schacht, bei dem man die Module laufend wechseln müsste – das kann so richtig auf die Nerven fallen. In Sat-Receivern mit eingebauter Festplatte ist ein Doppeltuner eingebaut. Er erlaubt das gleichzeitige Aufzeichnen von mindestens zwei Programmen, während man ein drittes live ansieht. In TV-Geräten findet man indes oft nur einen einzigen Multi-Digital-Tuner. Mit ihm lässt sich nur das aufzeichnen, was man ohnehin gerade sieht. Auf weitere Sendungen, die man gerne gesehen hätte, muss man verzichten.

Ideal für Beamer

TV-Projektoren verfügen über kein eigenes Empfangsteil. Sie werfen nur an die Leinwand, was ihnen über externe Geräte zugespielt wird. Dazu eignet sich ein Sat- oder digitaler Kabelreceiver bestens. An ihn kann auch der herkömmliche Fernseher angeschlossen werden. So kann man mit ihm je nach Bedarf über den kleinen Bildschirm oder die große Leinwand schauen. 

DVB-T-Tuner im TV

Ein eingebauter DVB-T-Tuner zählt inzwischen zur Standardausstattung aktueller Fernseher. Doch bereits bei dieser Mindestausstattung scheiden sich die Geister. In Deutschland wird DVB-T derzeit im MPEG-2-Standard ausgestrahlt, der auch von allen IDTV-Fernsehern empfangen wird. In anderen Ländern kommt DVB-T auch mit der effizienteren MPEG-4-Komprimierung zum Einsatz. Darüber kann auch HDTV angeboten werden, was beispielsweise in Italien bereits der Fall ist. Die dafür erforderlichen TV-Geräte gibt es dank der Globalisierung auch bei uns. Meist sind Fernseher ab der Mittelklasse bei DVB-T MPEG-4-tauglich. Sie werden mit dem Argument beworben, man könne mit ihnen HDTV empfangen. Das stimmt zwar grundsätzlich, wird aber für Deutschland und Österreich niemals zutreffen. Denn da liebäugelt man bereits mit dem noch effizienteren Nachfolgestandard DVB-T2. Er soll beispielsweise in Österreich ab 2012 eingeführt werden, auch in Deutschland wird es wohl nicht viel länger dauern. Mit unseren eben erst gekauften LCD-Fernsehern werden wir das neue DVB-T2 nicht empfangen können und sind somit auch vom künftigen HDTV via Antenne ausgesperrt.

Verschlüsselte Sender via DVB-T

Viele neuere Fernseher haben einen eingebauten Schacht zur Aufnahme eines Decodiermoduls eingebaut. Er soll ermöglichen, direkt mit dem TV auch verschlüsselte Sender zu empfangen, die es übrigens auch in Deutschland gibt. Nämlich in den Regionen Stuttgart und Halle/Leipzig, wo sechs RTL-Sender unter dem Namen Viseo Plus erfolglos vermarktet werden. Sollte man zu den wenigen gehören, die für etwas bezahlen wollen, was es etwa über Satellit oder in anderen Regionen Deutschlands gratis über DVB-T gibt, braucht es jedenfalls einen separaten DVB-T-Receiver. Denn Viseo gibt keine Smartcards alleine aus, womit auch der Nutzen des DVB-T-Tuners im Fernseher geschmälert wird.

Digitales Kabelfernsehen

Schon seit einigen Jahren werden viele Flachbild- TVs mit einem digitalen Kabeltuner ausgestattet. In vielen Kabelnetzen sind alle Programme grundverschlüsselt. Somit wird der eingebaute Kabeltuner wertlos. Selbst wenn das TV-Gerät ein Modul mit Smartcard aufnehmen würde, heißt das noch lange nicht, dass man damit auch Kabelfernsehen empfangen kann. Denn viele Kabelnetzbetreiber schreiben vor, mit welchen Set-Top-Boxen der Empfang ihrer Programme zulässig ist. Sie sind entweder zu kaufen oder zu mieten. Ein Umdenken hat erst in jüngster Vergangenheit eingesetzt: So gibt etwa Kabel Deutschland nun auch Decodiermodule nach dem noch recht neuen CI-Plus-Verfahren und die erforderliche Smartcard alleine aus. Nur: Damit das CI-Plus-Modul erkannt wird, muss auch das TV-Gerät dafür geeignet sein. Also ist man mit einem Fernseher mit digitalem Kabeltuner und Modulschacht nicht automatisch auf der Gewinnerseite.

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