Horror auf Blu-ray

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Horror auf Blu-ray, Teil 7

Gesellschaftskritik à la Romero

George A. Romeros Zombies kommen nicht aus der Hölle, sondern lassen sich von einer fremden politischen Gesinnung infizieren. Sie unterwandert die bestehende Gesellschaftsnorm in Form einer Virusepidemie. Seine Filme verstehen sich weder als moralische Rüge an die Zuschauer noch ergründen sie die Ursachen. Vielmehr sind sie eine Parabel auf bestehende Verhältnisse, eine präzise Bestandsaufnahme der sozialen Norm. Als Beispiel seien die Zombies aus “ Dawn Of The Dead“ (1978) genannt, die sich nicht ganz zufällig wie hirnlose Konsumenten verhalten, die durch die heiligen Hallen eines Einkausfzentrums schleichen.
 
Vom Prinzip her unterscheidet sie nicht viel von den überlebenden Menschen, die sich in dem Kaufhaus verschanzen. Auch jene fühlen sich zwischen all den Waren vorübergehend wie im Paradies. Doch wie üblich ist nichts von Bestand. Das Motto „Memento mori“ – „Bedenke die Vergänglichkeit“ – holt selbst die von der Werbung auf unnötigen Luxus getrimmten Menschen auf den Boden der Tatsachen zurück. Gezwungenermaßen, denn die Habgier lässt die Menschen trotz anrückender Zombies sogar aufeinander schießen.
 

Stärker als in Romeros bisherigen Filmen erhalten die Zombies in dem Big-Budget-Projekt „Land Of The Dead“ (2005) ein Gesicht. Sie sind nicht mehr nur die unheimlichen Schießbudenfiguren, stattdessen scheinen sie sich an ihr früheres Leben zu erinnern, verhalten sich wie debile Menschen, spielen Instrumente, halten Händchen wie beim ersten Date. Aus der Masse stechen der Fleischer, eine Softball-Spielerin (Nummer 9), der Tamburin-Mann und ein Teenager-Paar heraus, sozusagen als Hauptdarsteller auf der Seite der Zombies.
 
Zerstört wird die friedliche Idylle durch ein Feuerwerk, das eine Gruppe Menschen zur Ablenkung abfeuert, um das Dorf zu plündern und Nahrungsvorräte oder Medizin zu erbeuten. Alle Zombies starren wie gebannt auf die Lichter am Himmel, nur der untote Tankstellenwart „Big Daddy“ (Eugene Clark) lässt sich davon nicht beeindrucken und muss mit ansehen, wie sich die Menschen durch seine Kameraden pflügen. Der Rachefeldzug lässt jedoch nicht lange auf sich warten, denn „Big Daddy“ verfolgt die Unruhestifter mit einer Horde übrig gebliebener Untoter, um die Gefahr Mensch auszuschalten und der ihnen widerfahrenen Ungerechtigkeit etwas entgegenzusetzen.
 
Zombies nicht als böse Monster abzustempeln, sondern einfach als andersartige Wesen glaubhaft darzustellen, gelingt Romero durch den ständigen Perspektivwechsel, durch den die Menschen fast grausamer als die Untoten erscheinen. Während „Big Daddy“ seinen Komparsen zeigt, wie man Waffen und Werkzeuge sinnvoll einsetzt, verstärken sie die makaberen Taten der Menschen an den Zombies in ihrem eigenen Handeln. Ob als zuckende Zielscheiben für Schießübungen, Kampfhunde im Ring oder als Fotoattraktion (eine Hommage an die Romero-Hommage „Shaun Of The Dead“: Simon Pegg und Edgar Wright lassen sich als entstellte Zombies mit zahlenden Kunden fotografieren) – die Untoten gelten als Abschaum und unterliegen den niederen Gewaltfantasien der Menschen.
 

In der Hochburg der Überlebenden gibt es ein Zweiklassensystem, das sich in die in Slums lebende Unterschicht und die abgeschottete Oberschicht unterteilt. Und wie auch schon in „Dawn Of The Dead“ wird hier ein Kaufhaus von den Zombies gestürmt, das zudem stellvertretend für den vorherrschenden Kapitalismus von dem egoistischen Geschäftsmann Kaufman (Dennis Hopper) regiert wird. Die Illusion der Sicherheit wird zerstört. Zuvor getroffene Schutzvorkehrungen, wie der elektrische Zaun, richten sich gegen die Menschen. Die Revolte der Unterschicht ist unaufhaltsam, genauso wie die Erneuerung der Gesellschaft aus sich heraus. Die einzige Heilung ist die Akzeptanz des Andersartigen und der eigenen Vergänglichkeit. Dieses Leitthema zieht sich bis in Romeros neusten Zombieschocker „Survival Of The Dead“, den der Altmeister des Grauens bei den diesjährigen Filmfestspielen in Venedig vorstellte. Wie der Name schon andeutet, kämpfen die Hauptfiguren auf einer isolierten Insel um die Unversehrtheit ihrer untoten Angehörigen.

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