Horror auf Blu-ray

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Horror auf Blu-ray, Teil 3

Unter der Fassade des Alltags

Will ein Horrorfilm jedoch wirklich ängstigen, muss er unbedingt eine Verbindung zur Alltäglichkeit herstellen. Egal wie unheimlich die Oger und Zyklopen in Fantasy-Filmen auch aussehen mögen, zum Fürchten sind diese noch lange nicht. Erst wenn wir etwas für möglich, also potenziell realistisch halten, graut es uns davor. Der wahre Schrecken bewegt sich also auf der Schwelle zwischen Realität und Fiktion. Wird aus Alltäglichkeiten wie dem harmlosen Arbeiten des Dielenholzes dann ein Indiz für die Anwesenheit einer Geistererscheinung gemacht, verursachen schon die kleinsten Knarzer unter Garantie eine Gänsehaut. Ein zusätzlicher Kontrollverlust, wie plötzlich einsetzende Dunkelheit, verwandelt das Unbehagen in nackte Panik. Wie bei einem pavlowschen Hund gaukelt einem das Gehirn bestimmte Motive vor, die man mit dem Gehörten in Verbindung bringt. So wird bei Dämmerlicht aus einem weißen Nachthemd und einem schwarzen T-Shirt kurzzeitig eine bleiche Frau mit langem, schwarzem Haar.

Kontrollverlust

Seit dem „Blair Witch Project“ (1999) weiß so ziemlich jeder Horrorfan, was man mit einem dokumentarischen Wackelkamerastil alles anstellen kann. Wenn Realitätsnähe mehr Angst erzeugt, dann stehen solche Filme wie „Rec“ (2007) und „Rec 2“ (2009) ganz oben auf der Liste des Panik-Kinos. Die Kunst ist es hier, so wenig wie möglich zu zeigen und den Rest der Vorstellung des Zuschauers zu überlassen. Diese ist nämlich weitaus brutaler als einige der schlimmsten Splatter-Filme (die Betonung liegt hier auf „einige“).

„Rec“ und auch dessen Hollywood-Remake „Quarantäne“ begleiten die attraktive Fernsehreporterin Angela Vidal (Manuela Velasco) auf einen mehr als lebensgefährlichen Trip in die Dunkelheit. Ohne einen einzigen Perspektivwechsel sieht der Zuschauer lediglich das, was ihr Kameramann aufzeichnet. Was wie eine harmlose Reportage über die lokale Feuerwehr beginnt, endet in einem absoluten Horrorszenario. Das Feuerwehrteam wird in ein Apartmenthaus gerufen, in dem sich eine verwirrte alte Frau eingeschlossen hat. Vor Ort angekommen, treffen sie tatsächlich auf die Dame. Diese kommt jedoch so bedrohlich auf die Beamten zugestakst, dass sie ein Polizist kopflos niederschießt – für die sensationslüsterne Late-Night-Reporterin ein gefundenes Fressen. Die Situation gerät völlig außer Kontrolle, als die Regierungstruppen eintreffen und das Gebäude hermetisch abriegeln. Ein Missverständnis? Oder ist da wirklich ein Virus ausgebrochen, der Menschen in knochennagende Bestien verwandelt? Die restlichen Kameraaufnahmen werden es zeigen.
 
In der Fortsetzung rückt ein SWAT-Team nur 15 Minuten nach den Ereignissen aus „Rec“ in das düstere Apartmenthaus vor. Was sie dort vorfinden, bedeutet ihren Untergang. Sobald sich der Zuschauer mit einem der Protagonisten bzw. Opfer identifiziert, tappt er bereits in die Falle. Sie schnappt zu, sobald die Figuren die Kontrolle über ihre sichere Alltagswelt verlieren und die Geschehnisse nicht mehr erklären können. Während ein Opfer nach dem anderen gemeuchelt wird, versuchen die zähesten Figuren, die Kontrolle über die Situation zurückzugewinnen. Dabei kann ihnen keine weltliche Ordnungsinstanz wie die Polizei oder das Militär helfen. Stattdessen denken die meist schlauen Journalisten oder gut aussehenden Studentinnen über mögliche Schutzmaßnahmen oder gar Lösungen des Problems nach und recherchieren über die Ursache des Realitätsrisses.

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