Horror auf Blu-ray, Teil 12
Horrorklassiker: „Mary Shelleys Frankenstein“
Merkwürdig, dass in solch aufgeklärten Zeiten wie heute, in denen es fast keinen Aberglauben mehr gibt, Figuren wie Dracula und Co. beliebter sind denn je. Das Horrorgenre im engeren Sinne kam allerdings erst mit der Aufklärung Anfang des 19. Jahrhunderts auf. Durch den Vulkanausbruch von Tambora war das Jahr 1816 durch sein schlechtes Wetter gekennzeichnet. So suchte sich eines Abends eine kleine Gesellschaft am Genfer See eine Beschäftigung, die innerhalb des Hauses verrichtet werden konnte. Sie schrieben Schauergeschichten und trugen sie sich gegenseitig vor.
In der Runde entstanden zwei der bedeutendsten Gestalten der Horrorgeschichte. John Polidori ersann den Vampyr, während Mary Shelley einen künstlichen Menschen erschuf, der zum Leben erweckt wird: Frankensteins Monster. Sie beschrieb, wie der menschliche Körper aus mehreren Einzelteilen (darunter auch tierischen) zusammengesetzt und ähnlich einem Roboter mit Strom betrieben werden kann.
Viktor Frankensteins Ausruf „Es lebt!“, nachdem der Blitzeinschlag seine Wirkung erzielte, kennt heute jedes Kind. Mary Shelleys „Monster“ ist allerdings kein skrupellos mordendes Wesen. Es ist die tragische Figur eines Verstoßenen, der aufgrund seiner Andersartigkeit und Unnatürlichkeit nicht von der Gesellschaft akzeptiert wird. Mit seiner Hilfe erforschte Shelley die Menschlichkeit an sich bzw. was diese ausmacht. Sie bediente sich absichtlich der scheinbar allmächtigen Wissenschaft, u. a. weil sie auch dafür verantwortlich war, dass die Menschen ihren Aberglauben verloren. Viktor Frankensteins Ungetüm definierte und festigte ein völlig neues Mittel der Unterhaltung: Der Horror war geboren. (Er lebt! Er leeebt!!)