HEVC-Codec erklärt, Seite 2
Ultra HD übertragen
H.265 gegen VP9
Bei der Satellitenübertragung wird H.265 bereits in wenigen Jahren eine bedeutende Rolle spielen. Die enorme Datenkomprimierung erlaubt es, drei Ultra-HD-Programme über einen Transponder zu übertragen (mit H.264 nur ein UHD-Sender möglich). Selbstverständlich kann HEVC auch für weniger hoch aufgelöste Bilder Verwendung finden. So lassen sich damit künftig acht Full-HD-Sender auf einem Satellitentransponder unterbringen. Selbst in SD ausgestrahlte Kanäle können von HEVC profitieren. Werden diese wie gegenwärtig mit dem alten MPEG-2-Standard in DVD-Qualität über Satellit ausgestrahlt, finden nur fünf Programme auf einem Satellitentransponder Platz.
Mit HEVC ließen sich 20 Programme in SD-Qualität ohne sichtbare Verluste unterbringen, sodass sich enorme Übertragungskosten einsparen lassen. HEVC ist in Deutschland auch für das neue digitale Antennenfernsehen DVB-T2 angedacht, es soll dafür sorgen, dass in einem einzigen Multiplex bis zu zehn HD-Kanäle übertragen werden können. Ein gewichtiger Konkurrent zu HEVC kommt aus dem Hause Google. VP9 ist ein vom Suchmaschinenhersteller entwickeltes, zu H.265 konkurrierendes Komprimierungsverfahren. Anders als HEVC ist es lizenzgebührenfrei und damit in der Theorie günstiger in der Verbreitung. Derzeit ist VP9 für die Videokomprimierung von Internetanwendungen vorgesehen, z. B. Videos des Youtube-Portals, die bereits in Ultra-HD-Qualität abrufbar sind.
Erste technische Analysen sprechen von einer Leistung leicht unterhalb des HEVC-Codecs, insbesondere die Komprimierung der Daten soll mit VP9 mehr Zeit in Anspruch nehmen. Inwieweit VP9 im Wohnzimmer eine tragende Rolle spielen wird, lässt sich bislang noch nicht absehen, TV-Hersteller wollen mit zukünftigen UHD-TVs den Codec jedoch vom Start weg unterstützen. Für die obligatorische Blu-ray Disc 2.0 könnte VP9 ebenfalls eine Rolle spielen, denn die lizenzfreie Codec-Verwendung würde den Verkauf von entsprechenden Playern für die Hersteller lukrativer gestalten.
Sehr hohe Rechenleistung
Die enorme Datenreduktion hat zur Folge, dass immer weniger vom ursprünglichen Bildsignal übrig bleibt. Dies bedeutet einen enormen Arbeitsaufwand für die Elektronik und zwar umso mehr, je höher aufgelöst ein Bild ist. Im Datensignal fehlen immer mehr vollständige Einzelbilder zur Rekonstruktion und bezieht man die HEVC-Kompressionsparameter mit ein, wird schnell ersichtlich, dass im Bruchteil einer Sekunde eine gigantische Anzahl an Bildpunkten berechnet werden muss. Mit aktueller Computertechnik reichen bereits 24 Kinobilder aus, um die Hardware vollständig auszulasten, sodass die Wiedergabe häufig nur mit Bildrucklern gelingt. Im Schnitt erfordert Ultra HD in HEVC die zwei- bis dreifache Leistung im Vergleich zu Full HD in MPEG-4. Die Ultra- HD-Entwicklung hat somit noch einen langen Weg zu gehen, damit der Traum von acht Millionen Pixeln auch in der Praxis ausgelebt werden kann.
(Thomas Riegler)