Alle Fakten zur neuen Heimkinoschnittstelle
Das HDMI Forum hat die Spezifikationen für die neue HDMI-Version 2.0 veröffentlich. Wir erklären, welche Änderungen es gibt, was der Anwender beachten muss und natürlich, was audioseitig herausspringt.
Zuletzt stellten wir Ihnen HDMI mit seinen Möglichkeiten, aber auch seinen Kritikpunkten in der AUDIO TEST Ausgabe 2/2013 vor. Schon damals wurde angerissen, dass es mit Version 2.0 Änderungen in Sachen Bild und auch Ton geben wird. Anfang September veröffentlichte das HDMI Forum nun die finalen Spezifikationen und damit einige neue Features.
Features: Video
Okay, geben wir zu: Die ersehntesten und nennenswertesten Änderungen liegen wohl im Bildbereich. Das heißeste Thema ist dabei UHD, also die Übertragung von Bildsignalen mit 4K-Auflösung. Zwar konnte das schon HDMI 1.4 allerdings nur in der einfachsten gebräuchlichen Form, nämlich nur mit 24, 25 oder 30 Bildern pro Sekunde. 3D-Filme mit einem Bild pro Auge, also mindestens 48 Bildern pro Sekunde, konnte so jedoch nicht realisiert werden. Auch PCs geben das Bild optimal mit 60 Bildern pro Sekunde (oder mehr) aus. Weiterhin wird mit HDMI 2.0 das Bildseitenverhältnis 21:9 unterstützt.
Ein interessantes Feature ist die Möglichkeit, zwei Bildsignale für zwei Anwender an ein Display zu senden. Eine Tür in die Zukunft eröffnet die Möglichkeit, Bildsignale auch mit einem Chroma-Subsampling von 4 : 2 : 0 zu übertragen. Bildinformationen liegen auf DVD und Blu-ray-Disc zwar schon in diesem Format vor, mussten bisher aber stets zur Übertragung in 4 : 4 : 4 gewandelt werden, was mehr Bandbreite in Anspruch nimmt. Der Hintergrund von Chroma-Subsampling ist, einfach ausgedrückt, die gröbere Abtastung von Farbinformationen bei der Datenreduktion, da Farbabstufungen vom Menschen schlechter wahrgenommen werden als Helligkeitsabstufungen. Durch die so gewonnene Bandbreite könnte beispielsweise schon 8K mit 24 Vollbildern pro Sekunde dargestellt werden.
Features: Audio
Doch auch der für uns begehrte Audio-Teil hat einige Neuerungen erfahren. Anstatt acht können nun maximal 32 diskrete Kanäle unkomprimiert übertragen werden. Das ebnet den Weg für Formate jenseits von 7.1, zum Beispiel Auro 3D, das ein 9.1-Setup mit vier Höhenkanälen vorsieht. Wenn es in Zukunft also Innovationen gibt, die eine höhere Zahl an Kanälen erfordern, wird zumindest der HDMI-Standard nicht der Flaschenhals sein. Im gleichen Zuge wurde die maximale Samplingrate auf 1 536 Kilohertz angehoben. Zwar existieren bisher kaum D/A-Wandler, die mit diesem Takt arbeiten geschweige denn Material das in dieser Auflösung vorliegt, aber auch hier ist zumindest der Weg für die nächsten Schritte geebnet. Ähnlich wie im Video- Bereich ist auch hier eine Möglichkeit vorgesehen, mehrere Audiosignale, bis zu vier, an mehrere Benutzer zu senden. Welche Anwendungsmöglichkeiten das in Zukunft ermöglicht, liegt in den Händen der Entwickler, denkbar ist aber beispielsweise das Abspielen mehrerer Playlists von nur einem Server, die mittels eines Kabels an einen AV-Receiver verteilt werden, der die unterschiedlichen Musiken wiederum an verschiedene Zonen weitergibt.
In dem Zusammenhang bekommt jedoch auch die Möglichkeit der 32 Kanäle einen Anwendungsfall – wenn nämlich vier Mal Achtkanalton übertragen werden soll. Dynamische Synchronisierung ist ein weiterer Begriff, der mit der neuen HDMI-Version auftaucht. Der Hintergrund ist, dass es durch die unterschiedlichen Übertragungsfrequenzen der Videosignale zu asynchronen Tonspuren kommen kann. Die Ursache liegt darin, dass die Übertragung der Audiodaten bei HDMI nicht mittels eines eigenen Taktes erfolgt, sondern an den des Video-Signals gebunden ist. Daher rührt auch Kritik hinsichtlich schlechter Jitter-Werte. Die dynamische Synchronisierung soll asynchrone Tonspuren in Zukunft minimieren. Während HDMI bis auf Dolby und DTS bisher nur unkomprimierte Audiosignale übertrug, wird mit HDMI 2.0 auch HE-AAC (High- Efficiency Advanced Audio Coding) unterstützt. Dieser Codec wird beispielsweise für DAB+ benutzt. Zusätzlich wird ab jetzt auch der Codec DRA (Dynamic Resolution Adaption) unterstützt. Dieser ist zwar in der Blu-ray- Spezifikation enthalten, spielt hierzulande jedoch kaum eine Rolle. Anders ist das in China, wo er für Mobile Multimedia Broadcasting und DVB-H (TV für portable Geräte) zum Einsatz kommt, vielleicht zukünftig auch bei Blu-rays.
Mehr CEC
Das Consumer-Electronics-Control-Protokoll dient der Kommunikation der Geräte untereinander. Bisher setzen jedoch viele Hersteller auf proprietäre Anwendungen, weshalb sich oftmals nur Geräte eines Herstellers mit einer einzigen Fernbedienung steuern lassen. Durch die Erweiterung des Protokolls um zusätzliche Funktionen sollen jedoch neue Möglichkeiten geschaffen werden, alle Geräte mit nur einer Fernbedienung zu steuern. Ob den firmeninternen Lösungen damit Einhalt geboten wird, bleibt abzuwarten.
Kompatibilität
Für den Endanwender daheim ergeben sich natürlich gleich mehrere Fragen. Doch insgesamt besteht mit dem neuen Standard kaum Grund zur Beunruhigung. Der erste wichtige Punkt ist, dass es keine speziellen HDMI-2.0-Kabel geben wird – bisherige High-Speed-Kabel sind für den Standard ausreichend. Die Signalübertragung wird nur durch die verwendeten Chips verändert. Haben Hersteller also in weiser Voraussicht bereits Chips mit größeren Rechenkapazitäten verbaut, ist ein Nachrüsten bei Geräten sogar per Software-Update denkbar. Wer befürchtet, dass nun alle bisherigen Geräte in den Elektroschrott gehören, kann auch beruhigt sein: Die meisten Neuerungen des HDMIProtokolls ebnen lediglich den Weg für zukünftige Technologien. Mit HDMI 1.4 können alle derzeit weit verbreiteten Formate übertragen werden, sogar wie beschrieben das einfachste 4K-Format bei gleichzeitigem unkomprimiertem 7.1-Ton. Statt zu bangen kann also erwartungsvoll in die Zukunft geblickt werden, was die Entwickler aus den neuen Möglichkeiten machen.
HDMI-Features im Laufe der Versionen
(Martin Heller)