HD-Sound im Heimkino, Teil 2
Klangpotential erfährt Steigerung
Höreindrücke
Lassen wir dem arachnoidem Leinwandhelden Spiderman den Vortritt und vergleichen die Klangqualität anhand seines dritten Abenteuers, das in der Blu-ray-Fassung mit deutschem Dolby TrueHD-Sound aufwarten kann. Beim spektakulären Showdown besticht die Blu-ray durch eine lebendigere Dynamik und setzt die Basseffekte mit mehr Nachdruck und Entschlossenheit als die DVD-Fassung um. Die gebotene Räumlichkeit und Klangdetaillierung liegt jedoch nur unwesentlich vor der DVD.
Die Betonung jener vordergründigen Klangelemente bei der HD-Tonspur wird vom Onkyo „TX-NR906E“ gut herausgearbeitet. Der „NR-5000E“ muss sich mit einem normalem Dolby Digital Stream begnügen, klingt damit aber trotzdem nicht schlechter als seine Geschwister mit HD-Ton: an die Wucht der Basseffekte kommt er zwar nicht ganz heran, bietet aber insgesamt mehr Nachdruck, Präzision und umgarnt das Klangbild mit mehr akustischem Feinschliff. Zwischenfazit: HD-Sound brachte in diesem Fall zwar Vorteile, doch der konstruktive Unterschied zwischen den beiden Onkyo-Modellen bewirkt mehr Klangveränderungen.
Dass es auch anders geht, beweist der jüngst erschienene Titel „Stadt der Blinden“. Die deutsche DTS-HD Tonspur setzt sich in diesem Fall insbesondere durch die fantastische Hochtonauflösung und Klangdetaillierung ab. Was hier an feinen Umgebungsgeräuschen und Raumabbildung geboten wird, zeigt die Möglichkeiten der neuen Tonformate in beeindruckender Weise auf.
Der Klang löst sich besser von den Lautsprechern und sorgt für ein lückenloses Surroundpanorama mit erstklassiger atmosphärischer Dichte. Zudem gefallen die vokalen Elemente gegenüber der Wiedergabe im klassischen Dolby Digital 5.1 mit noch feinerer Diktion, Ausdruckskraft sowie Dynamik.
In unserem Mittelklasse-Aufbau kommt hiervon aber nur ein Bruchteil an, während die High-End-Installation ihre Muskeln spielen lässt und akustische Feinkost der Extraklasse zelebriert.
Damit unsere Hörtests aussagekräftige Ergebnisse liefern und klare Rückschlüsse erlauben, testen wir mit zwei verschiedenen Systemen. Unser absolutes Referenz-Setup mit 7.2-Isophon-Surroundsystem, Audionet-Endstufen und Denon „AVP-A1HDA“-Vorstufe soll dazu dienen, die maximal erreichbare Klangperformance von HD-Material auszuschöpfen. Unsere zweite Installation besteht aus ASW Cantius-Lautsprechern und dient als Beispiel für ein gutes Mittelklassesystem. Als AV-Receiver setzen wir hier gleich auf zwei verschiedene Onkyo-Modelle.
Der „TX-NR906“ ist erst seit kurzem auf dem Markt, mit allen aktuellen Features vollgepackt und wechselt für rund 2000 Euro den Besitzer. Als Kontrahent steigt der „TX-NR5000E“ in den Ring. Der mittlerweile legendäre AV-Bolide muss zwar komplett ohne HDMI Audiofunktionen auskommen, besitzt aber einen mustergültigen Aufbau, ist für seine hervorragende Akustik bekannt und kostet gebraucht kaum mehr, als sein kleiner Bruder. Er soll unser Aufschluss darüber geben, ob ein Mittelklasse-AVR von den neuen Tonnormen derart profitiert, dass er gestandenen Oberklasse-Receivern das Wasser reichen kann.
Im Direktvergleich der beiden Onkyos kann der „TX-NR906“ aufgrund der hochqualitativeren Zuspielung knapp in Führung gehen, doch im Vergleich zu unserer Vor-Endstufenkombination erweisen sich die umgesetzten Klangunterschiede als eher gering.
Als nächstes Rezessionsexemplar haben wir die Konzertveröffentlichung „Live at Donington“ von AC/DC in unsere Laufwerke befördert. Die Blu-ray bietet hierbei einen völlig unkomprimierten 5.1-PCM-Track. Gegenüber der normalen Dolby-Tonspur sprüht der PCM-Track vor Dynamik und Bassenergie, sodass nicht nur Hardrock-Fans mit Gänsehaut im Wohnzimmer stehen. Darüber hinaus werden die Mannen rings um Angus Young deutlich differenzierter und akzentuierter umgesetzt, so dass die schrillen Gitarrentöne mit dem prägnanten Gesang von Brian Johnson nicht mehr um die alleinige Vorherrschaft im Klangbild kämpfen, sondern gleichzeitig mit hoher Informationsdichte akustisch umgesetzt werden. Die Klangunterschiede sind hier derart groß, dass selbst der leistungsfähigere „NR-5000E“ nicht mit dem kleineren „TX-NR906“ mithalten kann. Hier zeigen sich die Klangfortschritte mit unserem High-End-System nochmals deutlich klarer.
Nicht um jeden Preis
Wenn Spiderman durch die New Yorker Skyline pflügt, oder AC/DC scheinbar im Wohnzimmer spielen, geht im Herzen audiophil veranlagter Zuschauer die Sonne auf. Obwohl HD-Ton gegenüber dem bisherigen Standard nicht das gleiche Maß an signifikanter Steigerung aufweist, wie beim hochauflösenden Bild, darf man bei gut gemasterten HD-Tracks durchaus von neuen Klangdimensionen sprechen. Trotzdem gestaltet sich die Gesamtsituation recht uneinheitlich und komplex. Und nur durch die Unterstützung der neuen Tonformate ist noch lange kein besserer Klang garantiert.
Ganz besonders in der Einsteiger- und Mittelklasse der AV-Receiver sind die technischen Einschränkungen bei Vor- und Endstufe meist der limitierende Faktor, so dass sich der Vorteil von Dolby True HD sowie DTS HD Master Audio primär für Besitzer hochwertiger Systeme erschließt. Das Klangpotential erfährt durch HD-Komprimierungen zweifellos eine Steigerung. Hoffen wir, dass in Zukunft auf Seiten der Software noch konsequenter Gebrauch davon gemacht wird, damit sich die Anschaffung des empfehlenswerten hochwertigen Equipments noch mehr lohnt, als momentan.
(Lars Mette)