HD-Zeitrechnung: RTL und Vox sind Vorreiter
Spätsommer 2009: Der Herbst rückt mit großen Schritten näher, doch in diesem Jahr wird er nicht nur mit kühleren Temperaturen, herrlich bunt gefärbten Blättern oder nasskaltem Wetter aufwarten, sondern der deutschen Fernsehlandschaft ein neuartiges TV-Vermarktungsmodell bescheren. Oder wird diese Aufgabe doch erst der Weihnachtsmann übernehmen?
RTL und Vox senden ab Herbst 2009 in hochauflösender Form und läuten damit ein neues Zeitalter des Privatfernsehens ein. Zwar versuchten sich Pro Sieben und Sat 1 von 2005 bis 2008 bereits in der Ausstrahlung in High Definition. Neu im Jahr 2009 ist jedoch die Tatsache, dass sich die deutschen Privatsender und das SES-Astra-Tochterunternehmen HD Plus GmbH verbündet haben und sich künftig für einen gewissen Obolus abonnieren lassen. Sat 1, Pro Sieben und Kabel Eins werden wenige Monate später, im Januar 2010, folgen. Die SD-Variante der genannten Kanäle bleibt dabei nach wie vor kostenlos und (zumindest via Satellit sowie in weiten Teilen über DVB-T) unverschlüsselt.
Die Codierung der HD-Plus-Sender wird in Nagravision erfolgen. Seit der luxemburgische Satellitenbetreiber Astra im Juni 2009 die neue Plattform HD Plus ankündigte, kochen derweil die Emotionen hoch. Dies liegt nicht einmal am Angebot an sich, welches doch einen Mehrwert für alle Flachbildbesitzer sowie Jünger des Privatfernsehens darstellen wird. Die Ausstrahlung erfolgt immerhin in 1 080i und auch wenn in der ersten Zeit viele Inhalte hochskaliert gesendet werden, hebt es die Bildqualität um ein Vielfaches.
Doch die ketzerischen Reden richten sich vielmehr gegen die angekündigte und bestätigte Verwendung von CI Plus, die umstrittene Weiterentwicklung des Common-Interface-Standards. Verdenken kann man es den aufgebrachten Zuschauern nicht, schließlich scheint die Festplatte von Freunden reglementierungsfreier Aufnahmen sowie Time-Shift in Zukunft mit CI Plus einen Maulkorb zu bekommen, der nach Belieben der Sendeanstalt angelegt, aber auch abgenommen werden kann.
Fakten zu HD Plus
Spanien, Frankreich, Skandinavien setzen auf HD Plus
Die verschlüsselte Ausstrahlung ist zum einen eine Chance, die hohen Übertragungskosten für High Definition annähernd zu decken, zum anderen verlangen immer mehr (und vorwiegend amerikanische) Produktionsfirmen höhere Lizenzgebühren für ihre unverschlüsselt ausgestrahlten Filme und Serien, da diese dann ohne jeglichen Kopierschutz gesendet werden. Die Film- und TV-Industrie fürchtet anscheinend nichts mehr als eine Schwemme digitaler Kopien in – mehr oder weniger – brillanter Bildqualität und den damit verbundenen Einbruch der DVD- und Blu-ray-Verkäufe.
Dass mit dem Kopierschutz auch gleich die Nutzung von Time-Shift auf rund 90 Minuten beschränkt sein wird sowie das Vorspulen in der Werbepause unterbunden werden kann, kommt den Sendeanstalten sicherlich in puncto Werbeeinnahmen ebenfalls gelegen. Deutschland ist nicht das einzige europäische Land, in dem CI Plus auf dem Vormarsch ist. In Spanien und Frankreich setzen bereits die spanische DVB-T-Plattform von Abertis Telecom“TDT Premium Pay-TV “ und die französische Pay-TV-Gruppe Canal + mit dem“Canal-ready-Label “ auf die neue Methode. Auch Skandinavien hat sich für CI Plus entschlossen, um hochauflösende Inhalte sicherer zu übertragen.
