Harte Männer, harte Filme: Western auf Blu-ray, Teil 5
Todeszug nach Yuma
Ein zu Unrecht wenig beachtetes Glanzlicht des Genres lieferte vor gut drei Jahren „Walk The Line“-Regisseur James Mangold mit seinem „Todeszug nach Yuma“ ab. Ähnlich wie die Coens bei „True Grit“ suchte er sich als Vorlage einen nicht allzu bekannten, unter Fans aber durchaus hochgeschätzten Vertreter aus der goldenen Ära des Western heraus. Schon das Original von 1957 glänzte mit seiner extremen, psychologisch aufgeladenen Fokussierung auf das Duell der beiden Protagonisten – eine Stärke, die Mangold konsequent übernahm (beziehungsweise ausbaute) und mit einem State-of-the-Art-Produktionsdesign ergänzte, womit ihm alles in allem einer der sehenswertesten Western jüngeren Datums gelang.
Wie so oft ist die Story schnell erzählt: Eine verwegene Bande von Outlaws verbreitet Angst und Schrecken an der mexikanischen Grenze, bis Anführer Ben Wade (Russell Crowe) sein Glück einmal zu oft herausfordert und von den Gesetzeshütern gestellt wird. Doch bevor der charismatische Schurke endgültig hinter Schloss und Riegel gebracht werden kann, ist es noch ein langer und gefährlicher Weg: Die nächste Bahnstation ist weit und den einzigen Zug zum Staatsgefängnis in Yuma wird der Delinquent ganz sicher nicht ohne einen verbissenen Kampf besteigen. Zusätzlich führt der Pfad der wild zusammengewürfelten Gefangeneneskorte notgedrungen durch lebensgefährliches Indianergebiet und die loyal bis in den Tod zu ihrem Boss haltenden Mitglieder der Wade-Bande setzen alles daran, ihren Anführer zu befreien.
(Besonders erwähnen muss man hier ganz einfach die unglaubliche Performance von Ben Foster, den Sie bisher am ehesten als „Angel“ aus „X-Men 3“ kennen könnten. Er sieht in Wade eine Art Vaterersatz und kämpft wie ein Besessener um dessen Freiheit. Mit wildem Rauschebart, blitzschnellem Abzugsfinger und einem Blick voller Entschlossenheit, dem weder seine hoffnungslos unterlegenen Gegner noch die gefesselten Zuschauer entfliehen können, schafft er einen unvergesslichen Nebencharakter, der sich perfekt in das beängstigend hohe schauspielerische Niveau des gesamten Ensembles einreiht.)
Duell auf Augenhöhe
Zentrum des Films ist das hochspannende und unglaublich unterhaltsame Psychoduell zwischen Russell Crowe und Christian Bale. Letzterer verkörpert mit kunstvoll nach innen gerichteter Intensität einen vom harten Dasein als mittelloser Farmer gezeichneten und von den Dämonen des Bürgerkriegs verfolgten, beinahe gebrochenen Mann. Die letzte Chance, Haus und Hof nicht an seine Gläubiger zu verlieren, sieht er in den 200 Dollar Belohnung, die jedem winken, der sich dem Himmelfahrtskommando zum 3.10-Uhr-Zug nach Yuma anschließt.
Die unerbittliche Konsequenz, mit der hier in jeder Einstellung, jeder Geste, jeder Dialogzeile von Anfang an auf das große Finale hingearbeitet wird, schafft einen atemberaubenden Spannungsbogen, dem man sich einfach nicht mehr entziehen kann. Die Ankunft des Zuges um 3.10 Uhr steht als Motto und als Sinnbild für Glorie oder Untergang über der Geschichte und ist zu jeder Zeit allgegenwärtig. Der fi nale Showdown an den Gleisen, der hier – abweichend vom klassischen Duell Mann gegen Mann – schlicht „einer gegen alle“ überschrieben sein könnte, fi ndet ein faszinierendes Nebeneinander von comichaft übersteigerter Brutalität und überraschender inhaltlicher Stimmigkeit. Gleichzeitig ist er von einer atemberaubenden Härte und Stringenz, wie man es sich für einen richtigen Paukenschlag am Schluss dieses ohnehin starken Filmes nur wünschen kann.