Harte Männer, harte Filme: Western auf Blu-ray

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Harte Männer, harte Filme: Western auf Blu-ray, Teil 3

Interview mit Barry Pepper

Mister Pepper, man kennt Ihr Gesicht seit Langem von der großen Leinwand. Was war eigentlich ihr Schlüsselerlebnis, das sie zum Film gebracht hat?
 
Als ich aufwuchs, hatte ich überhaupt keinen Kontakt mit Filmen oder Fernsehen. Ich bin 1970 geboren worden und wir hatten kein Fernsehen, bis wir von unserem Segelboot in unser erstes richtiges Haus gezogen sind. Deswegen habe ich all die großartigen Serien und Filme der Siebziger als Kind verpasst. Aber wir haben schon Filme gesehen, zum Beispiel in Drive-in-Kinos. Einer der allerersten Filme, an die ich mich erinnere, ist ein früher James Bond: „Feuerball“.
 
Als ich nach Vancouver gezogen bin, kam ich mehr und mehr in Kontakt mit Film und Fernsehen, weil Vancouver in den frühen Neunzigern eine sehr aktive Film- und Fernsehstadt war. Ich erinnere mich an Johnny Depp, der dort „21 Jump Street” drehte, als ich in meinen frühen Zwanzigern war. Zu diesem Zeitpunkt traf ich dann endgültig die Entscheidung, zu studieren und auf eine Karriere in der Filmindustrie hinzuarbeiten.
 
 
Es gibt da einige wirklich beeindruckende Namen und Regisseure, mit denen Sie in der Vergangenheit zusammengearbeitet haben. Was waren die interessantesten Projekte, und warum?
 
Nun, „Der Soldat James Ryan“ war der allererste Film von Belang, an dem ich beteiligt war. Ich war noch ganz grün hinter den Ohren, gerade mal 27 Jahre alt. Es war eine unheimlich aufregende Zeit, da ich gerade von Kanada nach Los Angeles gezogen war. Ich war mir ziemlich unsicher, ob das nun die richtige Entscheidung für meine Karriere gewesen war.
 
Steven Spielberg zu treffen, der mir die Rolle in „Der Soldat James Ryan“ anbot, war eine famose Bestätigung für mich, der ich den Sprung in ein neues Land und ein neues Leben gewagt hatte. Es war ein aufregendes Abenteuer, aber ich wusste wirklich nicht, was ich erwarten sollte oder was L.A. für mich in petto haben würde.

Wenn Sie die Arbeit der Coen-Brüder mit, sagen wir, Spielberg oder Clint Eastwood vergleichen sollten: Was sind ihre speziellen Eigenheiten?
 
Es ist interessant, dass Sie gerade diese drei erwähnen, denn sie sind sich sehr ähnlich. Besonders, was die Atmosphäre am Set angeht, die ausgesprochen ruhig, abgeklärt und kollegial ist. Sie sprechen auf eine sehr leise, angenehme Art. Sie sind sehr zuvorkommend und helfen einem auf jede erdenkliche Weise. Sie ermutigen einen, neue Ideen auszuprobieren, den Moment auszukosten und in ganz neue Richtungen zu arbeiten.
 
Und sie alle haben ein großartiges Gespür für Dialoge. Es geht Ihnen nicht so sehr um den genauen Wortlaut, sondern um die Wahrhaftigkeit in den Worten, darum, den natürlichen Sprachrhythmus der Figuren zu fi nden. Was „True Grit“ betrifft, dort waren die Dialoge ganz klar festgelegt, sie hatten ihre feste Form, da es ja auch eine Umsetzung eines klassischen Romans war.
 
 
Ich würde gerne wissen, was Ihnen durch den Kopf geht, wenn Sie das Wort „Western“ hören.
 
Wenn ich über Western nachdenke, dann denke ich an Western, mit denen ich aufgewachsen bin. Ich denke an Regisseure wie John Ford und Howard Hawks: Sie haben uns Filme über echte Männer geschenkt, die sich mit der ganzen Komplexität der Westausdehnung der USA konfrontiert sahen. Wenn ich an gute Western denke, dann kommt mir „Zwei glorreiche Halunken“ in den Sinn, der 1966 die Messlatte für das gesamte Genre gesetzt hat. Also betrachte ich Western aus dieser Warte heraus. „Der Texaner“ und „Erbarmungslos“ sind auch
verdammt gut – da fällt mir auf, das sind alles Clint-Eastwood-Filme!

Was glauben Sie: Ist das Genre heute überhaupt noch relevant?
 
Absolut! Ich würde sagen, das ist das klassische Genre überhaupt, das niemals aus der Mode gekommen ist. Ich denke, wir Amerikaner mögen den Western, weil er uns unseren Vorfahren näherbringt, die mutige, freie Menschen waren, die sich von den Großen dieser Welt nicht so einfach herumschubsen ließen. Wenn ein hochklassiger Western wie „Erbarmungslos“ oder „True Grit“ ins Kino kommt, dann spricht der Erfolg ja für sich. Besonders bei „True Grit“: Das ist ein Paradebeispiel für die Wahrhaftigkeit, mit der die Coen-Brüder dem Rhythmus, der Vielfalt der Sprache und der Story, die Charles Portis in seinem Roman erschaffen hat, treu geblieben sind. Ich glaube, das ist auch der Punkt, woran die erste Verfilmung am meisten krankt, und warum die Coens so begeistert davon waren, diese Geschichte noch einmal ganz neu erzählen zu können.
 
 
Kannten Sie den ersten „True Grit“ bereits, als Sie für die Figur des „Lucky Ned“ vorsprachen?
 
Ich habe das Original von 1969 erst gesehen, als wir mit unserer Version von „True Grit“ begonnen hatten. Als ich ihn dann sah… es ist einfach schwierig, ihn anzuschauen, ohne die Qualitäten der Glanzlichter des Genres im Hinterkopf zu haben. Es ist ein bisschen unfair, diese Filme direkt miteinander zu vergleichen – sie spielen einfach in zwei völlig unterschiedlichen Klassen.
 
 
Ich würde gerne etwas über Ihre Erfahrungen mit Tommy Lee Jones in „Three Burials“ erfahren!
 
Das war ein äußerst schwieriger Dreh. Wir waren im Südwesten von Texas, in einer der wunderschönsten, herzerweichendsten Gegenden der Welt, in der Nähe des Rio Grande, nahe der Grenze zu Mexiko. Tommy Lee Jones ist ein bemerkenswerter Schauspieler und Filmemacher und es war wirklich eine Freude, mit ihm zu arbeiten. Aber es war auch ein sehr fordernder Film, sowohl körperlich als auch vom Emotionalen her. Ich habe von dieser Zeit auf jeden Fall ein paar blaue Flecken und Narben als Souvenirs zurückbehalten!
 
 
Vielen Dank für das Gespräch.

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