Grundverschlüsselung: Von Entavio zu DVB-T, Teil 3
Entscheiden Kosten über Grundverschlüsselung?
Schweigen im Walde
Sehr schweigsam gibt sich der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV). Vor drei Jahren forderten die Verbraucherschützer die Medienwächter dazu auf, den Sendern zur Auflage zu machen, bestimmte Programme unverschlüsselt auszustrahlen. Der VZBV appellierte zudem an die Politik, die Verschlüsselung von frei empfangbaren Vollprogrammen zu verbieten.
Von ähnlichen Forderungen sieht der Verband bei der Grundverschlüsselung der RTL-Programme in Stuttgart ab. Zumindest gab es keine Pressemitteilung wie im Jahr 2006. Sicherlich erhitzen sich die Gemüter beim ersten Mal immer am heftigsten, was die Macher von Entavio in einer emotionalen Debatte zu spüren bekamen. Die bei Entavio angeführten datenschutzrechtlichen Bedenken oder die zu erwartende finanzielle Belastung der Haushalte scheint heute kein Grund mehr dafür zu sein, die Pressemaschinerie in Gang zu setzen. Dabei geht es heute wie damals um die Grundverschlüsselung.
Zuschauer entscheidet
Nur langsam wichen die Emotionen einer sachlich geführten Diskussion, in der auch die Medienwächter ihre anfänglichen Bedenken relativierten. „Adressierbarkeit muss kommen“ betitelte die damalige Gemeinsame Stelle Digitaler Zugang der Landesmedienanstalten (GSDZ) eine Pressemitteilung vom 1. Februar 2007. Tenor: Adressierbarkeit durch Verschlüsselung ja, aber mit einem Mehrwert für den Zuschauer. Die Pläne der RTL-Gruppe und von Pro Sieben Sat 1 bezeichnete der damalige GSDZ-Vorsitzende Dr. Hans Hege dennoch als „Pay-TV light“.
Heute wird die Grundverschlüsselung als sinnvoll angesehen. Einstige Bedenken wichen der Ansicht, dass letztendlich der Zuschauer über das Wohl und Wehe grundverschlüsselter Angebote entscheidet. „Für uns ist nicht die Verschlüsselung entscheidend, sondern die Frage der damit verbundenen Kosten“, erklärt Jürgen Brautmeier, stellvertretender Direktor der Landesanstalt für Medien.
„Eine Rundfunkrevolution würde die Verschlüsselung einzelner DVB-T-Multiplexe nicht bedeuten“, ergänzt Martin Heine, Direktor der Medienanstalt Sachsen-Anhalt (MSA). Mit Entavio ist für die Privaten das Thema Grundverschlüsselung via Satellit aber noch nicht vom Tisch. Dass sie diese durchsetzen können, haben sie im Kabel bewiesen. In Stuttgart schickt man sich an, Gleiches für DVB-T zu schaffen. Und über Satellit? Verschlüsselte RTL-Programme gibt es nicht nur im Kabel und über Antenne. Man blicke am Sat-Himmel von Astra aus nur zehn Grad weiter nach rechts.
(Marc Hankmann)