Gigantische Müllhalde im Orbit

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Gigantische Müllhalde im Orbit, Teil 2

Friedhof im All

Havarie im Orbit und die Folgen

Eine weitere Möglichkeit ist das Verschieben ausgedienter Satelliten in den sogenannten Friedhofsorbit. Das ist ein Bereich etwa 100 Kilometer (km) oberhalb der verstopften geostationären Position. Auch hier müssen Treibstoffreserven für den letzten Gang zurückgehalten werden. Ist der künstliche Himmelskörper in seiner letzten Ruhestätte angekommen, werden ggf. noch vorhandene Treibstoffreste abgelassen, alle Bordsysteme abgeschaltet und schließlich die Batterien entladen. Doch nicht immer schaffen die Ingenieure noch diesen letzten Schritt. Im Falle des deutschen Telekommunikationssatelliten DFS Kopernikus 3 lässt sich erkennen, wie kompliziert es werden kann.
 
Nach einem Defekt am Treibstoffsystem versuchten der damalige Betreiber Deutsche Telekom und speziell geschulte Ingenieure, den Satelliten wieder zu stabilisieren. Das gelang jedoch nicht und aufgrund von Treibstoffverlust und weiterer Schäden konnte der Telekommunikationssatellit nicht wie üblich über den GEO hinaus befördert werden. Da er sich nun rund 200 km unterhalb der geostationären Position befindet, driftet er langsam in Richtung Erde zurück, wird jedoch erst in einigen hundert Jahren in die Erdatmosphäre eintreten und schließlich verglühen. Bis dahin bleibt er jedoch ein Problem für Weltraummissionen. Was also tun, wenn ein kontrollierter Absturz oder die Beförderung in den Friedhofsorbit gescheitert ist? Auch für diesen Fall haben sich Wissenschaftler Gedanken gemacht.

Schweizer wollen All putzen

 
Wer hat’s gemacht? Die Schweizer natürlich! Mit dem Putzsatelliten Clean Space One wollen Forscher des Swiss Space Center an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (EPFL) im schweizerischen Lausanne das All säubern. Innerhalb von drei bis fünf Jahren soll die Putzmission starten und gezielt den ersten ausgedienten Satelliten aus dem All befördern. Klappt alles, sollen weitere Putzmissionen im Orbit folgen. Abgesehen haben es die Schweizer dabei aber nicht auf die großen Telekommunikationssatelliten, sondern selbst produzierten Weltraumschrott.
 
In etwa 600 bis 700 km Höhe schwirren nämlich unzählige Forschungssatelliten herum, die von Universitäten auf aller Welt als praxisnahe Ausbildung genutzt werden. Diese sogenannten Picosatelliten mit etwa 10 cm Kantenlänge stellen durchaus ein Problem für die Weltraummissionen dar, wenn sie als ausgediente Himmelskörper weiter ihre Kreise ziehen. Der Schweizer Säuberungssatellit ist kaum größer und mit Greifarmen ausgestattet. Im richtigen Moment soll er den Weltraumschrott greifen und sich dann gemeinsam auf einen Todeskurs Richtung Erde begeben. In dieser dann eingeschlagenen Umlaufbahn werden schließlich Forschungs- und Putzsatellit verglühen.

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