Geheimer Sat-Empfang am Balkon

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Geheimer Sat-Empfang, Teil 3

Probleme und Lösungen

Fall 1: Balkon gen Westen

Die meisten Häuser sind nicht exakt an der Nord-Süd-Linie ausgerichtet. Viele westliche Balkone zeigen genau genommen nach Südwesten und der deutsche Astra auf 19,2 Grad Ost strahlt durchaus noch von der Seite in sie ein. Das ist eigentlich gar nicht unpraktisch, da man so die Schüssel an der rechten Balkonseite platzsparend aufbauen kann. Sie schaut dabei über die Balkonlänge hinweg zum Satelliten. Durchmesser üblicher Größe lassen sich hier leicht unterbringen. Da man sie von außen ohnehin nur von der Seite sieht, fallen sie so gut wie nicht auf, selbst wenn sie unmittelbar am Balkongeländer anstoßen und teilweise darüber hinausragen.
 
In unserem konkreten Beispiel wurde mit einer 75-cm-Antenne eine Doppelfeed-Lösung für den gemeinsamen Empfang von Astra 19,2 Grad Ost und Hot Bird auf 13 Grad Ost realisiert. Der C/N-Wert beträgt rund 14 Dezibel (dB), was genügend Schlechtwetterreserven beinhaltet. Dies ist insofern bemerkenswert, als bei dieser Empfangsart der obere Rand des Reflektors bereits teilweise vom darüberliegenden Stockwerk verdeckt ist. Bei der Installation der Schüssel gilt es deshalb, die ideale Höhe mit dem höchsten Pegelausschlag zu finden.

Fall 2: Dicht bebaute Gebiete

An unserem zweiten Testort bot sich vom kleinen Südbalkon nur die Aussicht auf die gegenüberliegende Straßenseite mit beeindruckend hohen Häusern. Während unserer ersten Besichtigung meinten selbst wir, dass hier Sat-Empfang eher unwahrscheinlich sei. Wegen der zusätzlich am Balkon herrschenden engen Platzverhältnisse versuchten wir unser Glück mit einer kleinen Flachantenne. Zunächst fehlte von Astra 19,2 Grad Ost jede Spur. Der Erfolg stellte sich erst ein, nachdem der Standfuß um rund 0,5 Meter (m) verrückt wurde. Von hier schielte unser Wunschsatellit bereits neben dem gegenüberliegenden Hochhaus hervor.
 
Wie weitere Tests ergaben, konnten keine weiter östlich gelegenen Satelliten zusätzlich gefunden werden. Zu ihnen war die freie Sicht definitiv durch die gegenüberliegenden Häuser verdeckt. Dafür bot sich in Richtung Westen etwas Platz, womit wir immerhin acht Satellitenpositionen anpeilen konnten. Grund genug für den Besitzer der Wohnung, die kleine Flachantenne mit einem DiSEqC-Motor auszustatten und so eine kleine Drehanlage zu realisieren. Nach einem Jahr wurde eine erste erfolgreiche Zwischenbilanz gezogen. Dabei wurden alle empfangenen Satelliten nach dem Schulnotensystem bewertet. Für Astra 19,2 Grad Ost wurden die Noten vergeben. Empfangsbeeinträchtigungen traten vor allem bei Regen auf einigen wenigen Transpondern auf, wobei mit unserer Testantenne besonders die HD-Plus- Sender der Pro-Sieben-Sat-1-Familie immer wieder ausfielen.
 
Der Verlust ist aber verschmerzbar, da während der HD-Ausfälle auf die SD-Versionen der Sender gewechselt werden kann. Da wir von der verwendeten Antenne bessere Empfangsleistungen gewohnt sind, vermuten wir, dass Astra zumindest noch ein klein wenig an diesem Einsatzort vom gegenüberliegenden Haus verdeckt ist. Die Empfangsqualität der meisten anderen Satellitenpositionen (16, 10, 7 und 5 Grad Ost) wurde mit 2 benotet, wobei hier ausschließlich die Empfangsleistungen der Kleinstantenne verantwortlich zeichnen.
 
Vor allem für die vielen auf diesen Positionen aufgeschalteten Feeds sind sie etwas zu leistungsschwach. So schaffen sie es auch nicht mehr, den Skandinavien- Beam auf 5 Grad Ost sichtbar zu machen. Bestnoten wurden für Hot Bird auf 13 Grad Ost und Eurobird auf 9 Grad Ost vergeben, wo jeweils alle Transponder zur vollen Zufriedenheit empfangen werden. Das westliche Ende ist mit 1 Grad West erreicht, wo jedoch nur die stärksten Transponder zu sehen sind, weshalb für die Position der Note 4 vergeben wurde.
 
Das Gesamtresultat kann sich jedenfalls sehen lassen. Neben der gewohnten deutschsprachigen Programmvielfalt kann man selbst unter scheinbar widrigen Umständen viele Stationen aus ganz Europa, dem arabischen Raum und viele Exoten von Japan über das subsaharische Afrika bis nach Südamerika sehen. Damit wurde das multikulturelle Interesse des Anlagenbesitzers bei Weitem übertroffen. Er freut sich nicht nur über mehrere Tausend Kanäle, sondern auch über eine ausgezeichnete Bildqualität, die ihm der lokale Kabel- TV-Betreiber nicht annähernd hätte bieten können. Somit regt gerade dieses Beispiel zur Nachahmung an.

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