Mit DVB-T2 wird vieles anders
Praktisch: Digitales Fernsehen empfängt man schon seit Jahren mit einer winzigen Zimmerantenne, HD-Bilder landen so aber bisher nicht auf dem Bildschirm. Der neue Übertragungsstandard DVB-T2 will das ändern und setzt dabei auf einen effizienteren Video-Codec, der auch bei der Verbreitung von UHD-Sendern zum Einsatz kommt. Doch mit welchen Geräten sind Sie bereits jetzt für den Empfang gerüstet?
Bereits Mitte 2016 soll der Sendebetrieb des digitalen terrestrischen Fernsehens DVB-T2 in Deutschland aufgenommen werden. Dies bestätigten jüngst die Mediengruppe RTL, ProSiebenSat.1 und die öffentlich-rechtlichen Sender. Dabei steht vor allem die Ausstrahlung von HD-Sendern im Fokus. Durch den neuen Videocodec HEVC (H.265) rückt dieses Unterfangen endlich in den Bereich des Möglichen, denn dank des äußerst effizienten Ansatzes schrumpfen die Datenraten und so können neben mehr SD-Sendern eben auch hochaufgelöste Programme über das Antennenfernsehen verteilt werden.
Mehr Sender, aber …
Schon jetzt können Sie Flachbildfernseher kaufen, auf denen das DVB-T2-Logo prangt. So verbaut Sony derartige Tuner bereits seit einiger Zeit, nur sind diese noch nicht mit dem HEVC-Codec kompatibel. Demnach würde nach dem Deutschlandstart von DVB-T2 der Bildschirm dunkel bleiben. In Österreich sind Sie hingegen mit einem derartigen Gerät gut beraten, denn dort kommt immer noch der alte H.264-Codec zum Einsatz, den die internen Tuner decodieren können. HD-Sender lassen sich in diesem Fall auch empfangen. Ob Sony die HEVC-Unterstützung bei hiesigen Geräten mit einem Softwareupdate zu lösen vermag, bleibt abzuwarten. Intern laufen aber wohl schon vielversprechende Tests. Im Set-Top-Boxen-Markt sieht es derzeit ähnlich mau aus und bis dato ist kein DVB-T2-Empfänger mit HEVC-Unterstützung erhältlich.
Eine rechtliche Frage
Doch bei der Einführung sind nicht nur technische Hürden zu überwinden, sondern es müssen auch medienrechtliche Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden. Denn sobald hochauflösendes Material über den Äther geht, klopfen die Rechteinhaber umgehend an die Tür und wollen ihre Inhalte gegenüber Raubkopierern unzugänglich halten. Das funktioniert nur in einem abgesicherten Kreislauf und wie in Österreich wird aller Voraussicht nach ein CI-Plus-Modul benötigt. Die privaten Sender wird es demzufolge mit großer Wahrscheinlichkeit nur verschlüsselt über DVB-T2 geben und der Empfang ist an eine Pauschale geknüpft. Wie uns ein RTL-Sprecher bestätigte, ist kein dauerhafter Parallelbetrieb von RTL in einer SD- und HD-Version geplant.
In der Mache
Wie es bei den Öffentlich-Rechtlichen aussieht, ist indes noch nicht klar, denn die Rahmenbedingungen befinden sich derzeit noch in der Entstehung, und da vor allem die CI-Plus-Spezifikationen in Bezug auf DVB-T2 wohl noch nicht zu 100 Prozent fix sind, findet man aktuell noch keinen kompatiblen Empfänger. Wer also in der Zukunft Interesse daran hegt, hochauflösende TV-Sender in HD-Qualität über Antenne zu empfangen, der sollte noch mindestens die nächste Gerätegeneration abwarten. Der TV-Hersteller Metz stellt zumindest Nachrüstsätze für die Chassisgenerationen H 610, H 612 und H 613 (alle mit Doppeltuner) in Aussicht.
UHD-TV schon heute empfangen
Die derzeit über Satellit ausgestrahlten UHD-Testsender setzen ebenfalls auf den HEVC-Codec. Aktuell gelingt der Empfang aber nur mit Samsungs UHD-Fernsehern der neuesten Generation und bei den Konkurrenten bleibt der Bildschirm dunkel. Laut Samsung entsprechen die Ausstrahlungen aktuellen Standards und der Hersteller geht fest davon aus, dass die Parameter auch für den Regelbetrieb verwendet werden und demzufolge der Empfang auch in Zukunft gesichert ist. Die Übertragung gelingt dabei mit rund 20 Mbit/s ausschließlich via Satellit und die mustergültige Bildqualität schürt schon jetzt die Vorfreude auf den Regelbetrieb.
Bei Panasonic hat schlicht die Zeit dem Vorhaben des UHD-TV- Empfangs einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn die Parameter wurden erst nach der Produktentwicklung von den meisten diesjährigen UHD-TV-Modellen des Herstellers verabschiedet, wie uns Florian Schmelzer, Product Manager TV Panasonic, mitteilte. Die für den Oktober angekündigten Modelle der XW944- und AXW904- Serie sollen den Empfang aber problemlos ermöglichen. Neben dem UHD-Empfang sollen die Geräte dann auch für den DVB- T2-Start in Deutschland fit sein.
Mit aktuellen Fernsehern von Panasonic gelingt der Empfang des neuen digitalen terrestrischen Fernsehens wie auch bei Sony nur in Österreich. Bei den TV-Modellen von Philips müssen Sie wiederum auf die neue Generation warten. LG will die grundsätzlich für den UHD-TV-Empfang kompatiblen Tuner in naher Zukunft über ein Softwareupdate für DVB-T2 freischalten.
Verzögerte TV-Zukunft?
Bleibt zu hoffen, dass sich die HEVC-Decodierung und die Implementierung eines passenden CI-Plus-Standards zügig gestalten und so der Termin Mitte 2016 gehalten werden kann. Denn das Überall-Fernsehen versprüht mit einer noch größeren Sendervielfalt und endlich auch hochauflösenden Inhalten schon jetzt einen gewissen Reiz. Natürlich ist dabei auch fernab von allen mobilen Internetvolumentarifen an den TV-Empfang unterwegs zu denken.
Doch wenn der Zuschauer am Ende durch Gängelungen des CI-Plus-Standards in Form von Aufnahme- oder Spulverboten beim Einsatz der Time-Shift-Funktion bevormundet wird und auch noch eine Servicepauschale zahlen muss, könnte das Ganze in Zeiten des Video-On-Demand-Booms nach hinten losgehen. Etwaige Maßnahmen werden garantiert auch die UHD-Sender betreffen, denn bei (ultra-)hochaufgelöstem Bildmaterial kennen die Rechteinhaber bekanntermaßen keinen Spaß.
(Dennis Schirrmacher)