Exklusiv-Test: T+A DAC8

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Exklusiv-Test: T+A DAC8, Seite 2

Synchronisationsschwankungen

Ein häufiges Thema im Zusammenhang mit digitaler Audioübertragung und Schnittstellen sind die Synchronisationsschwankungen zwischen Audiodaten und ihrer eigentlichen Abtastrate. Bei der Entwicklung des DAC8 hat sich T+A für eigene Wege entschieden und ein mehrstufiges Jitter-Reduktionsverfahren implementiert. So gibt es für jede Eingangsquelle eine Trennung von Daten und Taktrate. Eine in der Hochfrequenztechnik beliebte Schaltung namens PLL (Phase Lock Loop) wird zur groben Entfernung von Schwankungen der Abtastrate eingesetzt. Die nun verbleibende externe Taktrate wird von einem Prozessor im DAC8 untersucht und unter bestimmten Kriterien zur Synchronisation des eigenen, hochstabilen Mastertaktgebers verwendet.
 
Er selbst besteht aus geeigneten Quarzoszillatoren, die mit ihrem Takt die D/A-Wandler steuern. Sollte das Quellgerät keinen brauchbaren Takt liefern um die Oszillatoren zu steuern, kommt noch eine zweite PLL-Stufe zum Einsatz. Erst dann dürfen die Quarze die Steuerung übernehmen. Dadurch entsteht die völlige Loslösung von Störungen des Quellgerätes. Die Wandler erhalten nun auf kürzestem Wege ihren Takt. Womit wir schon beim nächsten Highlight angekommen sind. Vier Mal kommen die Topp-Stereo-D/A-Wandler PCM1795 von Burr-Brown zum Einsatz. Macht also in der Summe acht = DAC8. Einer der Wandlerchips bietet schon für Stereosignale Spitzenwerte, bei einer Leistungsfähigkeit von bis zu 32 Bit und 192 kHz.
 
Jeweils zwei von davon pro Stereokanal, macht also vier Wandler pro Kanal! Durch ihre zum Teil invertierte Verschaltung und die dementsprechende Ausgangsverschaltung ihrer symmetrischen Ausgänge werden Wandlungsfehler kompensiert. Das sowieso schon nicht wahrnehmbare Grundrauschen halbiert sich nun nahezu zusätzlich. Und es geht noch weiter. Die eingehenden Quellsignale werden auf bis zu 384 kHz hoch gerechnet. Dazu bedient man sich bei T+A des Oversampling-Verfahrens – und das sehr erfolgreich schon seit vielen Jahren. So ein ähnliches Verfahren haben aktuell alle Wandler implementiert, aber mit einigen Nachteilen.
 
Diese Verfahren benötigten aus klanglichen Gründen Oversamplingfilter, die auch digitale Rekonstruktionsfilter genannt werden. Oft erzeugen sie Vor- und Nachschwinger zu einem impulshaften Musiksignal. T+A steuert dieses Verhalten mit eigenen mathematischen Modellen selbst. Es werden vier Varianten zur Auswahl gestellt, neben den Etablierten kommen zwei Bezier- Algorithmen zum Einsatz. Dank eines DSPs mit großer Rechentiefe erfolgt die Filter-Impulsmodellierung äußerst präzise auch für ankommende 24 Bit/192 kHz Audiodateien. Vielleicht ahnen Sie es, das war noch nicht alles für einen Hightech-Wandler. Die Herforder stellen Ihnen auch noch die Möglichkeit bereit, den analogen Ausgangsfilter von 60 kHz (Standard) auf 120 kHz zu erweitern.
 
Dabei verzichten sie auch noch auf Operationsverstärker und lösen das Schaltungsdesign vom Wandlerausgang bis zur XLR-Buchse diskret und vollsymmetrisch mit Transistoren. Na gut, zwei Burr-Brown OPA2134 scheinen wohl doch noch die letzte Impedanzanpassung vorzunehmen. Zusätzlich gibt es auch noch eine über audiophile Relais zuschaltbare, rein analoge Lautstärkeregelung.

Sie wird über ein Netzwerk von Widerständen verwirklicht und determiniert nicht die Wandlerdynamik oder setzt gar das Verzerrungsverhalten hoch. Denn Letzteres kann bei einer rein digitalen Ausführung über den D/A-Wandler schnell auftreten, wenn man sehr leise hören muss und das Pegel-zu-Gain-Verhältnis der miteinander verbundenen Geräte nicht optimal aufeinander abgestimmt ist. Die beiden Bezier-Interpolatoren als Filtermodelle haben ihren klanglichen Reiz. Sie eröffnen dem aufmerksamen Zuhörer eine interessante räumliche Abbildung, Detailschärfe und klangliche Intimität, die dem Standard-Oversampling-Verfahren fehlt. So war es eine Freude, selbst in stark dynamikkomprimierter Musik eine gewisse Plastizität zu entdecken.
 
E-Gitarren, die sonst flach und schrill klingen, wurden griffig. Gesangstimmen, die wie festgenagelt wirkten, bekamen plötzlich räumlichen Abstand zur Band. Das Schlagzeug solcher Aufnahmen hat mitunter den Charme von rhythmisch moduliertem Rauschen, aber Becken, Hi-Hat und Snare müssen nicht im Ohr schmerzen. Manchmal ist es schwer, einzelnen Bassnoten zu folgen, mit dem DAC8 wurde dies deutlich einfacher. Die Darstellung der Tiefenstaffelung auf der akustischen Bühne ist beeindruckend, genauso wie in der Breite. Die deutlich höhere Lokalisationsschärfe zwischen den Lautsprechern veranlasste uns mehrmals zum Gegentest mit einem anderen Wandler. Scheinbar kann man aus den Audiodaten doch noch mehr rausholen!
 
Bei hohen Abtastraten wirkte der analoge Wide-Filter so, als ob sich der Raum noch mehr öffnete, obwohl er vorher schon weit war. Auch die Detailauflösung und Lokalisationsschärfe steigerten sich und das nicht nur bei sinfonischen Werken. Dabei wird dieses nicht mit einem flachen Bass-Tiefmittenbereich oder einem gesteigerten Pegel im Präsenz-Hochtonbereich erkauft. Die kraftvollen Impulse, die hier möglich waren, geben Auskunft über die allgemeinen dynamischen Fähigkeiten des DAC8. Mit konturierten Bässen und sehr knackigen Bassdrums, die trotzdem noch ihren Tiefbass offenbarten, wurden wir beeindruckt. Zum Vergleich zogen wir Kesselpaukenaufnahme heran. Auch hier waren die Anschlaggeräusche real, ohne Überspitzung und der Ausklang entsprach der Größe der Kessel.
 
Eine ebenfalls sehr plastische Wiedergabe konnten wir an einigen Gesangsstimmen nachvollziehen. Sibilanten und Konsonanten hatten einen echten und der Aufnahmesituation entsprechenden Ausdruck, ohne eine kühle Aufprägung vorzuweisen. Eine unterschwellige Wärme im Klang hörten wir auch bei verschiedenen Saiteninstrumenten und das unabhängig von den gespielten Dynamikstufen. Egal ob kleine Jazzbesetzung, knallige Popmusik oder klangfarbengewaltige sinfonische Werke, dass Erstaunen hat uns nicht verlassen. Selbst beim Einsatz der Lautstärkeregelung muss man keine Abstriche hinnehmen, ein Vorteil für Freunde von Aktivlautsprechern. Das ist uns eine Referenz wert. Achtung, ein Probe hören stärkt unbedingt den Kaufwillen. Risiken und Nebenwirkungen für Ihr Portemonnaie sind nicht ausgeschlossen!

Ausstattung

Technische Daten

(Jens Voigt)

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