Entwicklung Digital-TV, Teil 2
Neuer Schwung durch private Programmanbieter
Bezahlfernsehen
Einige Jahre später rappelte es im Kirch-Imperium. Immer wieder versuchte der Medienunternehmer, die Potenziale im Bezahlfernsehen zu optimieren und zu bündeln, doch kartellrechtliche Bedenken standen dem stets entgegen. Am 1. Oktober 1999 war es endlich so weit. DF 1 übernahm faktisch Premiere, firmierte aber unter dem etablierten Namen Premiere World. Ein Vollprogramm gab es weiterhin nicht, dafür eine Vielzahl von (digitalen) Spartenkanälen.
Die Kirch-Pleite im Jahr 2002 führte schließlich nicht zu einem Zusammenbruch des Bezahlfernsehens, sondern nur zu einer Neustrukturierung. Den Startschuss für das werbefinanzierte Fernsehen auf einer Digitalplattform gab es bereits 1996, im Jahr des DF 1-Starts. Die öffentlich-rechtlichen Programme, die RTL-Gruppe und Pro Sieben Sat 1 sowie viele weiteren Sender werden seitdem parallel zur analogen Abstrahlung über Satellit verbreitet.
Neben den privaten Programmanbietern betrieben auch die öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten eine aktive Expansionsstrategie. Die Programminhalte bestehen aus Information und Kultur sowie einem mehrfach prämiertern Kinderkanal. Die Verbreitung erfolgt auf teils analogem, teils digitalem Weg über Satellit und Kabelanschluss. Doch der Platz ist vor allem im analogen Kabel knapp bemessen.
Antennenfernsehen 2.0
Die digitalen Übertragungswege sind deutlich leistungsfähiger als das ana loge Verfahren. Das „Überallfernsehen“ getaufte digitale terrestrische Fernsehen (kurz DVB-T) bietet eine erheblich größere Zahl an zu übertragenden TV-Kanälen. Am 1. November 2002 begann in Berlin das digitale Zeitalter für die terrestrische TV-Übertragung. Inzwischen sind bis zu acht Multiplexe auf Sendung. Doch die Akzeptanz, besonders bei den privaten Programmanbietern, hält sich in Grenzen. Nur in großen Ballungsräumen sind private Fernsehsender zu empfangen. Hauptsächlich liegt es an den finanziellen Aufwendungen, die für die digital-terrestrische Ausstrahlung nötig werden. Deutschlandweit sind in der Regel nur drei Bouquets mit den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten zu empfangen.
Am 30. Juni 2009 wurde in Deutschland die letzte analoge Sendeeinrichtung abgeschaltet. Zwölf Jahre nach der Standardisierung 1997 gilt der Umstieg als vollzogen. Ein wichtiger Schritt für den Verbreitungsweg Satellit war die Verabschiedung des DVB-S2-Standards 2003. Ein verändertes Modulationsverfahren ermöglicht eine größere Zahl von Sendern auf einem Transponder. Im Vergleich zum bisherigen Sat-Übertragungsstandard ist das neue Verfahren aber nur als Optimierung zu sehen. Mit DVB-S2 wurden so einige notwendige Voraussetzungen geschaffen, damit das Thema digitales Fernsehen und damit verbunden auch hochaufgelöste Inhalte in den Mittelpunkt rücken können.
Baustelle High Definition
Während in anderen Ländern das hochaufgelöste Fernsehen durchaus eine weite Verbreitung gefunden hat, verläuft die Umstellung in Deutschland eher schleppend. Im Jahr 2005 ist durch die Einführung von „HD ready“ ein wichtiger Schritt zur Etablierung eines Standards für das hochauflösende Fernsehen vollzogen worden. Davon profitierte auch die Verbreitung des Digitalfernsehens. Im Pilotbetrieb sendete ab 26. Oktober 2005 die Senderkette Pro Sieben Sat 1 gleichzeitig in (meist hochskaliertem) HD und Standardauflösung. Der Bezahlsender Premiere strahlte ab November 2005 bereits einige Programme in HD aus.
Am 16. Februar 2008 endete das Abenteuer HD jedoch wieder. Das Projekt hatte sich nicht so entwickelt, wie man es sich erhofft hatte. Doch das erwies sich offensichtlich als ungünstiger Zeitpunkt, denn in den Jahren 2008 und 2009 zog der Markt für Flachbildfernseher stark an. Klassische Röhrenfernseher im Wohnzimmerformat sind im Fachhandel zunehmend schwerer erhältlich. „HD ready“ setzte sich durch. Hochaufgelöste Inhalte werden für den Zuschauer interessanter. Für das Digitalfernsehen ist der HD-Boom eine treibende Kraft, denn digitale Bildquellen wie Blu-ray oder Fernsehübertragungen in HD sind optimal für ein hochauflösendes Bild.