Der heißeste Film des Jahres 2015?
Mit ihrer erotischen Roman-Trilogie „Shades Of Grey“ hat Autorin E. L. James mit mehr als 100 Millionen verkauften Exemplaren einen Bestseller geschaffen. Das Werk wurde heftig diskutiert und Fans warteten gespannt auf die filmische Umsetzung. Jetzt halten wir ihn endlich in den Händen – den angeblichen heißesten Film des Jahres 2015… – Autsch!
Kennen Sie diese Groschenhefte, die man am Zeitungsstand jedes beliebigen Supermarktes findet und auf deren Cover halbnackte Frauen posieren? Eigentlich müsste da auch der Roman „Fifty Shades Of Grey“ liegen, denn allein in Bezug auf Trivialitäts- bzw. Kitschgrad gibt es kaum einen Unterschied zu entdecken.
Allerdings sind viele Groschenromane sprachlich gesehen auf einem höheren Niveau als die Trilogie der britischen Autorin E. L. James. Dennoch funktioniert der Inhalt so gut, dass auch der Film zur großen Blockbuster-Überraschung geworden ist. Das über eine halbe Milliarde US-Dollar Einspielergebnis an den Kinokassen spricht Bände und wird sicherlich auch eine filmische Fortsetzung der Reihe nach sich ziehen.
Das ist jedem schon mal passiert…
Erzählt wird die Geschichte der 21-jährigen Literaturstudentin Anastacia „Ana“ Steel (Dakota Johnson), die bei einem Interview, das die Uni-Zeitung mit dem Milliardär Christian Grey (Jamie Dornan) führen soll, ihre kranke Mitbewohnerin Kate (Eloise Mumford) vertritt.
Christians arrogante, anzügliche Art bringt die im Blümchenkleid erscheinende Ana völlig aus dem Konzept. Ein brauchbares Interview kommt nicht zu Stande, aber immerhin scheint die Studentin einen großen Eindruck bei dem schwerreichen Geschäftsmann hinterlassen zu haben.
Nur kurze Zeit später sucht Grey den Baumarkt auf, in dem Ana jobt und deckt sich dort mit Kabelbindern, Klebeband und einem Seil ein. Will er etwa malern? Nein, wie sich nach einigen Treffen herausstellt, ist Christian kein begeisterter Heimwerker, sondern hat eine Vorliebe für BDSM (Bondage Sado-Maso).
Er will auch keine romantische Beziehung mit Ana, sondern eine rein sexuelle, die aus Dominanz und Unterwerfung bestehen soll. Als smarter Businessman, lässt er sich diese Vereinbarungen natürlich auch vertraglich absichern. Ana unterschreibt, sie will Christian näher kommen und in die „verbotene“ Welt des BDSM hineinschnuppern.
Twilight mit Peitschenhieb
Zunächst aber einmal ein dickes Lob an Regisseurin Sam Taylor-Johnson („Nowhere Boy“, 2009), der es gelungen ist, das Beste aus der Romanvorlage herauszuholen, die ursprünglich als Fan-Fiction für die „Twilight“-Saga geschrieben wurde. Sie hat sich die gelungensten Passagen herausgepickt und den schmalzigen Kitsch weitgehend entschärft. Trotzdem gibt es zahlreiche alberne Momente, über die weder die gewollt kecken Dialoge, noch das ständige Auf-die-Lippe-Beißen der Hauptdarstellerin Dakota Johnson hinweg helfen.
Auch in Sachen Erotik wirkt „Fifty Shades Of Grey“ im Vergleich zu Lars von Triers „Nymphomaniac“ eher handzahm. Es werden zwar einige Gerätschaften des BDSM in Greys Zimmer ausgestellt, zum Einsatz kommt davon fast gar nichts. Wie auch? Während sie splitterfasernackt ist, zeigt er nur Brustbehaarung. Scharf ist was anderes – nämlich das Bildmaterial!
Fifty Shades Of Grey
Mindestens 50 verschiedene Grau-Töne bestimmen die visuelle Gestaltung. Nur in der Folterkammer/Christians Schlafzimmer soll ein intensives Rot für leidenschaftliche Gefühle stehen.
Wenn es dann zur ersehnten Liebesszene kommt, wird diese durch schmalzig-schnulzige Violin-Musik untermalt. Ansonsten zeichnet sich der DTS-5.1-Mix genrebedingt nur durch wenig Räumlichkeit aus und spielt sich größtenteils frontal ab.
Als Extra beinhaltet die 1-Disc-Edition sehr viel Material für die Fans von „FSOG“: Neben zahlreichen Fakten über die Charaktere gibt es eine 360°-Set-Tour durch Christians Schlafzimmer.
Wem das noch nicht genug ist, den erwarten in der 2-Disc-Special-Edition zusätzlich die Musik von „Fifty Shades of Grey“, eine Autogrammstunde in Vancouver, das Featurette „Fifty Shades“, Lieblingsszenen und eine Fotogalerie. Beide Varianten enthalten zusätzlich zur originalen Kinofassung noch die rund 3 Minuten längere, leicht schärfere, Unrated-Filmversion.
Trailer zu „Fifty Shades Of Grey“:
(Lydia Fischer)
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