Ein gefundenes Fressen

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Apple als Plattformanbieter

Juni 2010 – Wie nicht anders zu erwarten, wurde den deutschen Händlern das iPad von den Apple-Slaves – so werden in den USA Menschen genannt, die Apple-Produkte nur deshalb kaufen, weil sie von Apple sind – aus den Händen gerissen. Das iPad löst in erster Linie Frohlocken gemischt mit ein wenig Nervosität seitens der Verleger aus, scheint es doch endlich das Gerät zu sein, mit dem sich Paid-Content-Modelle durchsetzen könnten. Auf den zweiten Blick wird jedoch deutlich, wo das iPad noch für ein Erdbeben sorgen könnte: im Fernsehen. Nun unternehmen die Amerikaner nicht die ersten Gehversuche im TV-Bereich.

Als hätte Steve Jobs geahnt, dass dieser Ausflug zunächst ein Flop wird, hat er die iTV-Box in Apple TV umbenannt, um den erfolgreichen „i“-Produkten keinen Schaden zuzufügen. Ebenso wenig wie Maxdome gelang es Apple, das Wohnzimmer mit einer zusätzlichen Set-Top-Box zu erobern. Mit dem iPad hat es Apple auch nicht auf den Flachbildschirm abgesehen. Apples neuestes Kind wird das mobile Fernsehen auf Touren bringen. Getreu dem Motto „Wir reden mit der Presse nur, wenn wir etwas Tolles zusagen haben“ schweigt sich Apple über die Strategie, die hinter dem iPad steckt, aus. Jedoch ist es mehr als plausibel, dass das iPad das Empfangsgerät für mobiles Fernsehen werden wird. Bereits auf dem iPhone hat das Bewegtbild Einzug gehalten. Die Deutsche Telekom verzeichnete für ihr mobiles Bundesliga- Angebot eine Steigerung bei den Zugriffsraten um das 40-fache im Vergleich zur letzten Saison. Kein Wunder, dass die Bonner das Angebot in der nächsten Spielzeit ausbauen wollen.

Marketing und Technik

Für das iPad haben bereits die ersten Programmanbieter ihre Applikationen angekündigt. Sky will über den Apple-Tablet ebenso mit von der Partie sein wie Eurosport. Pro Sieben Sat 1 hat mit N 24 HD sogar ein hochauflösendes Format fürs iPad in Aussicht gestellt. Und selbst bei den Öffentlich-Rechtlichen existieren bereits Formate, die für den mobilen TV-Konsum konzipiert sind. Beispielhaft sei hier die 100-Sekunden-Tagesschau genannt. Apple erschließt sich mit dem iPad also einen Markt, für den es bereits Inhalte oder Services gibt, der jedoch bislang ohne jeden Erfolg daherkommt. Das ist insbesondere in Deutschland nach dem DVB-H-Debakel der Fall.
 
In anderen europäischen Ländern sieht es allerdings nicht viel besser aus. DVB-H kommt kaum irgendwo über den Projektstatus hinaus. Solche Marktverhältnisse hat Apple mit dem iPod und iPhone ausgenutzt und dies wird es mit dem iPad ebenso machen. Dabei muss Steve Jobs kaum fürs eigene Produkt werben. Die Sender selbst kündigen ihre iPad-Dienste freudig an und Apple sammelt sie lediglich auf wie reife Früchte, die vom Baum gefallen sind. Die US-Amerikaner sind dabei noch nicht einmal sonderlich innovativ, wie es schon bei iPod oder iPhone der Fall war. Tablet-PCs gibt es bereits seit geraumer Zeit. Ein perfektes Marketing sowie die ausgereifte Produkttechnik und Bedienbarkeit machen aus Apple-Geräten Kultobjekte. Aufgrund der gewachsenen Fangemeinde, die seit dem iPod über die Mac-Welt hinausreicht, erledigt sich für Apple das Marketing schon fast von allein.

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