DVB-T in Österreich Teil 2
DVB-T-Nutzung
Die österreichische TV-Empfangslandschaft hat sich anders entwickelt als etwa die deutsche. Da die beiden ORF-Programme erst recht spät auf Satellit aufgeschaltet wurden, nutzten die Österreicher vielfach zwei Empfangswege. Über Astra holten sie sich die deutschen Programme und über die normale Dachantenne die beiden einheimischen Kanäle ins Haus. Das blieb auch im digitalen Sat-Zeitalter bis 2006 so, denn oft sah man einfach keine Notwendigkeit, sich eine ORF-Karte für den Digitalreceiver zu besorgen. Das änderte sich erst mit der Einführung von DVB-T.
Noch heute spielt das inzwischen digitale Antennenfernsehen in Österreich eine nicht zu unterschätzende Rolle, was sich etwa in der Vermarktung von Kombiboxen für digitalen Satelliten- und DVB-T-Empfang zeigt. Oft handelt es sich bei den oftmals preiswerten Geräten um Free-to-Air-Receiver, mit denen ausschließlich frei empfangbare Sat-Programme gesehen werden können. Dies trifft auf die meisten deutschen Sender ebenfalls zu. Eine ORF-Karte ist nicht notwendig, da ORF 1 und 2 sowie ATV über DVB-T empfangen werden. Mit zunehmender Verbreitung hochauflösender Fernseher steigt allerdings die Nachfrage nach HD-Receivern. Da HDTV nur über Satellit und im Falle österreichischer Sender verschlüsselt ausgestrahlt wird, dürften solche einfachen Kombiboxen demnächst an Bedeutung verlieren.
DVB-T wird vielfach auch als Zweitempfangsweg genutzt, allein deshalb, weil viele Fernseher ohnehin einen DVB-T-Tuner eingebaut haben. Besonders in Gebieten, in denen das Lokalfernsehen über Antenne kommt, ist dieser zweite Empfangsweg praktisch, der ebenso als Schlechtwetterreserve zum Einsatz kommt. In einem Gebirgsland muss man immer wieder mit starken Schneefällen rechnen, die die Schüsseln einschneien können und den himmlischen TV-Empfang zusammenbrechen lassen. Da ist es angenehm, auf das Antennenfernsehen wechseln zu können, selbst wenn nur drei oder sieben Programme zur Wahl stehen.
HDTV
Derzeit wird im Großraum Wien HDTV über Antenne in der neuen terrestrischen Übertragungsnorm DVB-T2 getestet. Es gibt zwar noch keine konkreten Pläne, ein Sendernetz zur HD-Ausstrahlung der ORF-Programme zu installieren, es wird aber inzwischen davon gesprochen, dass der ORF seine beiden Kanäle künftig auch per DVB-T2 zugänglich machen möchte. Bereits in wenigen Jahren könnte der Startschuss dafür fallen.
ORF in HD via Antenne wäre auch für die Zuschauer spannend, da sich damit die himmlische Verschlüsselung umgehen lässt und man dem ungeliebten CI-Plus-Standard ein Schnippchen schlagen könnte.
DVB-T-Zusatzfunktion
Mit der Einführung von DVB-T wurde in Österreich auch MHP gestartet. Dieser „neue“ Teletext bietet eine bessere Auflösung und die Wiedergabemöglichkeit schöner Grafiken und Bilder. Zum Empfang sind MHP-taugliche DVB-T-Boxen erforderlich, die während der DVBT- Einführung gefördert wurden. Das große Interesse der Bevölkerung konnten sie dennoch nicht wecken, da die Geräte stets deutlich teurer waren als gewöhnliche DVB-T-Receiver. Wohl auch wegen der schleppenden Verkaufszahlen hat die Industrie den Gefallen an MHP schnell verloren. Nach den zum DVB-T-Start verfügbaren MHP-Geräten kamen keine neueren mehr auf den Markt, sodass sich die Auswahl auf eine Handvoll Modelle beschränkte.
MHP läuft zwar noch, aber vermutlich nicht mehr allzu lange. Dass seine Überlebensdauer befristet ist, wurde seitens der ORS schon vor einem Jahr verlautbart, jedoch ohne Bekanntgabe eines Abschaltdatums.
Das DVB-Sendernetz in Österreich
(Thomas Riegler)