Durch Raum und Zeit – Raumvermessung

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Durch Raum und Zeit – Raumvermessung

Mit System und Apps den Raum vermessen

Diese rudimentäre Mathematik kann natürlich nur einen oberflächlichen Einblick vermitteln, hilft aber beim Verständnis. Moden kann man aber nicht nur berechnen, man kann sie vor allem auch deutlich hören. Zum einen, wenn es in der Musik immer wieder bei bestimmten Tönen auf einmal lauter oder leiser wird, oder der Sound im Bassbereich an verschiedenen Stellen des Raumes gravierend anders klingt.

Probieren sie es ruhig einmal aus und schicken sie bei moderater Lautstärke verschiedene Sinus-Basstöne zwischen zirka 40 und 400 Hertz über ihre Lautsprecher und laufen sie im Raum umher. Achten sie ganz genau auf die Veränderungen des Basstons. Teilweise gibt es in akustisch unbearbeiteten Räumen Stellen, da verschwindet der Ton fast komplett und nur wenige Zentimeter weiter wird er sehr präsent und laut. Herzlichen Glückwunsch, sie haben eine stehende Welle im Raum. Aber kein Grund zur Panik. Auf dem Akustikmarkt gibt es mittlerweile ein ganzes Bataillon an Systemen und auch Apps, die sich mit dem Thema Raumakustik und Raummessungen beschäftigen. Diese Analyzer nehmen einem nicht nur das Rechnen ab, sie bereiten außerdem akustisch komplexe Vorgänge graphisch sehr ansprechend und nachvollziehbar auf.

Unter diesen unzähligen Möglichkeiten haben wir für sie exemplarisch ein Set herausgefiltert, das es zwar nicht als Kostenlos-App gibt, aber das definitiv zuverlässigere Ergebnisse als jede Handy-Freeware bietet und was daher zurecht das Attribut ‚Pro‘ im Namen trägt. Die Rede ist vom ‚XTZ Room Analyzer II Pro‘. Das Set besteht aus einem Messmikrofon, einem kleinen Interface und einer umfangreichen Analysesoftware für Windows PCs.

Das Interface wird über USB an den Computer angeschlossen, das Mikrofon mit einem XLR-Kabel an den Interface-Eingang und der Ausgang für die Messsignale wird ebenfalls per XLR und wahlweise über einen mitgelieferten Chinch-Adapter auf den Eingang des heimischen Verstärkers gesteckt. Insgesamt zwölf Meter Kabelweg bieten einen Bewegungsradius des Mikrofons, der den meisten Wohnungen gerecht werden sollte. Es ist jedoch bei größeren Wohnungen oder Häusern ratsam einen Laptop parat zu haben.

Geboten werden verschiedenste Messungen von stehenden Wellen über die Nachhallzeit eines Raumes, bis hin zur klassischen Schalldruckmessung, sowie komplexe Messalgorithmen zur Berechnung der perfekten Positionierung eines Subwoofers durch Auflösung von Phasenverschiebungen. Auch ein Real Time Analyzer in gedrittelter Oktavenform befindet sich an Bord.

Ausgewertet werden die Messungen alle in klassisch zweidimensionaler Tabellenform, als Kurve oder aber auch als Wasserfalldiagramm in 3D. Durch die Messung der Raummoden führt ein kleiner Guide, der grafisch aufbereitet einem erklärt wohin man das Mikrofon stellen soll. Es werden insgesamt drei Messungen an drei verschiedenen Orten gemacht, inklusive dem eigentlichen Hörplatz. Daraus gemittelt ergibt sich die berechnete Raumantwort. Die dadurch entstandenen Grafiken sollen dem interessierten Hörer nun Erkenntnisse über seinen Hörraum verschaffen. Das klappt auch ausgesprochen gut.

In unserem Fall haben wir das Set durch die Redaktion geschickt und jeder Redakteur hat ein für seinen Raum individuelles Ergebnis bekommen. Die Resultate waren sehr aufschlussreich und haben selbst uns noch den ein oder anderen Aha-Effekt beschert. Die Software erkennt die Raummoden schnell und zuverlässig und gibt sogar an, bei welchen Frequenzen mit welchen Equalizer-Einstellungen man dagegen vorgehen könnte.

Die Ausstattung des Pakets ist für den vom Hersteller angegebenen Verkaufspreis sehr umfangreich. Das Set wirkt durchdacht und ist ohne große Mühen und Vorkenntnisse schnell einsatzbereit und liefert brauchbare Ergebnisse. Vor allem die Software hat für den Preis des Sets eine gute Auswahl an Funktionalität. Leider ist dieses Einmessen und die vorgeschlagene Korrektur über einen Entzerrer nur eine symptombezogene Verbesserung. Eine Ursachenforschung und -bekämpfung fehlt und kann durch ein reines Softwareprodukt auch nur schwer realisiert werden.

Da die akustische Bewusstseinserweiterung dadurch aber so groß ist, haben wir uns entschlossen, sie mit den bevorstehenden Beobachtungen nicht alleine zu lassen, sondern ihnen in einer Fortsetzung dieses Workshops in der nächsten Ausgabe der AUDIO TEST das nötige Rüstzeug mit auf den Weg zu geben, die etwaigen Problemzonen ihres Raumes zu korrigieren. Worüber wir nämlich noch gar nicht gesprochen haben, ist Absorption. Aber wir sind uns sicher, dass wir auch dann wieder für jedes Budget die richtige Option finden werden. Bis dahin wünschen wir eine frohe Reise durch Raum und Zeit.
(Johannes Strom)

Bildquelle:

  • Technik_Audio_Artikelbild: © Auerbach Verlag
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