DTS im Fokus, Teil 3
Interview mit Tom Ammermann, Musikproduzent
Herr Ammermann, wo stehen wir momentan bei der Blu-ray?
Wir sind deutlich weiter als bei der DVD zum gleichen Entwicklungszeitpunkt! Niemandem muss Surround noch erklärt werden, diesen Weg hat die DVD bereits geebnet. Nun müssen wir nur noch erläutern, wie Surround noch besser als bisher geht. Da stehen nun natürlich die neuen Möglichkeiten im Rampenlicht: Zum einen bedeutet das eine höhere Auflösung der Encoding-Verfahren von DTS und Dolby bis hin zum PCM-Master und zum anderen neue Aufstellungsmöglichkeiten von Lautsprechern. 7.1 ist derzeit möglich und im Grunde handelt es sich dabei um wenig variierte 5.1-Aufstellungen, die ein neues Paar Lautsprecher zur Verstärkung beziehungsweise Erweiterung erhalten. Zum Standard scheint sich hier derzeit die Positionierung der beiden „Neuen“ auf ca. 90 Grad links und rechts vom Center zu mausern, was uns zwei Side-Surrounds beschert, die die Surround-Einhüllung markant verbessern.
Wie genau funktioniert ein Upmix bzw. ein Audiomastering für BD-Releases?
Im Grunde genommen geht es darum, den beiden neuen Side-Surround-Kanälen, die sich wie gesagt gerade als Standard zu etablieren scheinen, sinnvolle Informationen zukommen zu lassen. Fürs Kino wird jedoch leider nur bis 6.1 gemischt und Neumischungen aus den einzelnen Quellsounds, Musik und Dialogen in 7.1 finden so gut wie nie statt. Die Lizenzgeber gehen bezüglich eines Films wie beispielsweise „Terminator 2“ kein Risiko ein, denn unter Umständen kommt etwas ganz anderes dabei heraus. Unser Ziel ist also die 5.1-Quellmischung möglichst diffiziler, aber auch einhüllender durch eine 7.1-Konvertierung zu gestalten. Aus diesem Grunde werden bei einem 7.1-Upmix die Informationen der linken und rechten Seite (Front- und Surround-Paar) aufgeschlüsselt und die Mono-Anteile in die neuen seitlichen Surrounds „umdirigiert“. Die heimischen HD-Audioreceiver machen es ähnlich, jedoch erfahren die Mischungen durch unsere Arbeit individuelle und fachmännische Bearbeitungen direkt am Master mittels hochwertigster Studiotechnik, was ein HD-Receiver selbstverständlich nicht leisten kann.
Wie lange dauert eine solche Produktion?
Das ist sehr unterschiedlich. Eine Standard-Bluray von 5.1 auf 7.1 für zwei Sprachen zu konvertieren, kann inklusive Mastering und Encoding schon mal eine Woche andauern.
Wie funktioniert dies bei alten Filmen?
Für den „Highlander“, „Die Reifeprüfung“ und „The Doors“ habe ich zum Beispiel deutsche 5.1-Mischungen angefertigt. Hier standen nur wenige und zum Teil schon sehr in die Jahre gekommene Master zur Verfügung. Bei „Die Reifeprüfung“ war lediglich eine englische Stereo- sowie die deutsche Mono-Mischung zugegen. Hier konnte ich mich mal richtig austoben. Viele Szenen, wie zum Beispiel die im Pool unter Wasser, erhielten komplett neue Sounddesigns. Natürlich immer in Ergänzung zu dem Originalton. Ziel war es ja keinesfalls, eine neue Mischung zu erstellen, sondern die allseits beliebte und wohlbekannte in einer nie da gewesenen Qualität zu präsentieren. „Highlander“ wird in diesem Jahr als Blu-ray Disc auf den Markt kommen und ebenfalls eine deutsche 5.1-Mischung beinhalten.