Der epische Spielfilm im Blu-ray-Test
In diesem Film geht es nicht um das Leben eines Grafen. Es geht nicht um den Zwiespalt zwischen erotischer Versuchung und dem Widerstehen ebenjener. Vielmehr handelt es sich um die Geschichte eines Feldherren, der sein Reich und seine Familie beschützen möchte und sich dabei für die dunkle Seite der Macht entscheidet.
Vlad der Pfähler wird er genannt, da eine seiner Spezialitäten das Pfählen hunderter Menschen war. Seine grausamen und unmenschlichen Taten kann er nicht verleugnen. Dennoch versucht er, die gefühllose Kriegsmaschine in sich zu verbergen und das Leben an der Seite seiner Frau Mirena (Sarah Gadon) und seines Sohnes Ingeras (Art Parkinson) in vollen Zügen zu genießen. Als eines Tages ein Helm der türkischen Armee angespült wird, fürchtet der transsilvanische Fürst um das Leben seiner Leute. Irgendetwas hat diesen Kundschafter angegriffen, und der Strömung nach lebt es in der Höhle am oberen Ende des Flusses.
Bei der Erforschung der Höhle werden die Männer tatsächlich von einem Raubtier in Menschengestalt angegriffen. Einzig Vlad (Luke Evans) überlebt das grausige Gemetzel und kehrt unversehrt nach Hause zurück. Am darauffolgenden Tag der Oster-Feierlichkeiten strömen einige türkische Soldaten in den Saal und verlangen, dass dem Fürsten Mehmet (Dominic Cooper) 1000 Jungen für seine Streitmacht zur Verfügung gestellt werden. Auch ein persönliches Gespräch kann Mehmet nicht umstimmen. Er fordert die Kinder und legt dabei besonders großen Wert darauf, auch Vlads Sohn in seinem sinnlosen Eroberungskrieg verheizen zu dürfen.
Als Vlad die Übergabe seines Sohnes verhindert, ist dies der Startschuss für einen langen und brutalen Krieg zwischen der Besatzungsmacht und ihm. Den einzigen Ausweg sieht er darin, sich dem in den Bergen hausenden Vampir (Charles Dance) zu unterwerfen und so eine Macht zu erhalten, mit der er seine Familie schützen kann. Doch der Preis ist hoch. Zwar kann er es nun allein mit einer Armee aufnehmen, jedoch plagt ihn fortan ein unstillbarer Blutdurst. Schafft er es, diesem drei Tage lang zu widerstehen, so wird er wieder zum Menschen. Amüsiert beobachtet der Meistervampir, wie sich Vlad voller Überzeugung in den Kampf für seine Sache begibt. Dabei weiß der alte Meister, dass dies der Beginn eines unfassbaren Dramas voller Tragik und Leid ist.
Geburt eines Superhelden
Kurioserweise entwickelt sich der Film aber gar nicht erst dazu. Dracula, wie Vlad nun genannt wird, wird nicht als tragisches Monster dargestellt, das sich im ständigen Kampf mit sich selbst befindet. Er ist nicht das Monster, was er immer vorgibt zu sein. Regisseur Gary Shore inszeniert ihn als tragischen Helden, der ständig unter Druck gerät. Und dieser Druck wird von außen ausgeübt und hängt in keinster Weise mit seiner Blutgier zusammen. Der Held kämpft also weiterhin in bester „Face Off“-Manier gegen einen Fiesling, der aus unerfindlichen Gründen alles versucht, um seinem „Bruder“ zu schaden. Eine Schlacht folgt der nächsten, weshalb hier auch kein Vergleich zu anderen Dracula-Filmen gezogen werden kann.
Auffällig ist auf jeden Fall die Besetzung einiger Rollen mit „Game Of Thrones“-Stars wie z. B. Charles Dance, Art Parkinson und Paul Kaye. Aber auch einige „Kampf der Titanen“- Darsteller (William Houston, Phil McKee) sind neben Luke Evans vertreten. Durch seine klare Gut-gegen-Böse-Linie, den tragischen (Super-) Helden, den spiegelnden Strafen (z. B. 1000 tote Krieger statt 1000 lebendiger Kinder) und das Herbeizitieren einer dunklen Macht ergibt sich die Erzählstruktur eines Fantasy-Märchens.
Mit Horror-Elementen sollte der Zuschauer also besser nicht rechnen. Sollte es eine Fortsetzung geben, so wäre es sicherlich interessant, wenn der Ton des Films mehr in Richtung der thematisch ähnlich gelagerten Videospiel-Serie „Soul Reaver“ gehen würde. Charles Dance wäre schließlich ein hervorragender Kain, während Luke Evans einen markanten Raziel abgeben würde. Diesmal aber bitte mehr mit Intrigen als mit irgendwelchen Gemetzeln auf dem Schlachtfeld!
Scharf wie ein Eckzahn
Ein bisschen körnig sind die finsteren Bilder schon. Der Kontrast gerät so manches Mal in den flachen Comic-artigen Bereich, der durch große Schwarzflächen und eine geringe Plastizität gekennzeichnet ist. Ein Paar Unschärfen sind die Ausnahme unter den ansonsten knackscharfen, superdetaillierten Bildern. Ob Waldgeräusche, Fledermäuse, Festlichkeiten oder das massive Aufeinandertreffen verfeindeter Krieger-Rüstungen: Der Surroundsound kommt häufig zum Einsatz und erfreut die Besitzer guter Surround-Sound-Anlagen mit einer innovativen, handwerklich bemerkenswerten Abmischung.
Wer sich die Zeit nimmt, das umfangreiche Bonusmaterial zu durchforsten, wird zu dem Schluss kommen, dass Universal sowohl den aufstrebenden Star Luke Evans pusht, als auch Versucht, eventuell mit diesem actionreichen „Dracula“-Film eine neue Ära des Monsterfilms loszutreten – wie in den guten, alten Zeiten, als Frankenstein, Werwolf, Vampir und Mumie noch eine lukrative Einnahme-Quelle des Studios waren. Eine alternative Eröffnungs-Sequenz und unveröffentlichte Szenen erweitern das Filmvergnügen. Besonders wissensdurstige Zuschauer erkunden „Das Land von Dracula“ in dem gleichnamigen, interaktiven Feature. Für Sammler gibt es übrigens auch eine limitierte Steelbook-Edition.