Dr. Sound klärt auf: Audioverbindungen

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Audioverbindungen

Ein wirklich guter Klang der Hi-Fi-Anlage beginnt mit dem öffentlichen Energienetz und seiner korrekten Verteilung im Haus sowie mit störsicheren Audioverbindungen zwischen den Geräten. Dabei kommt es nicht nur auf die Kabel an.

Damit ist ein weites Themenfeld eröffnet, das in dieser Ausgabe von Dr. Sound bearbeitet werden soll. Es werden diesmal die Aspekte asymmetrischer und symmetrischer Audioverbindungen gegenübergestellt, wobei auch eine moderne elektrische Hausverteilung und die richtige Verdrahtung der Schutzkontaktsteckdosen (Schukodosen) in der heimischen Installation von Bedeutung sind. Sie wundern sich jetzt sicherlich etwas, wieso dieses Thema hier angeschnitten wird. Wie alt ist Ihre Elektroinstallation zu Hause? 20, 30 Jahre? Wenn sie jüngeren Datums ist, dann könnte schon alles zum Besten stehen.
 
Jetzt folgt ein Tipp, der nur für Leser gedacht ist, die über das nötige Sicherheitsbewusstsein beim Umgang mit elektrischen Anlagen verfügen: Entfernen Sie die Abdeckung einer Schukodose und schauen Sie sich die Verdrahtung an. In den meisten Fällen werden Sie sehen, dass ein schwarzer Draht (Achtung, er führt eine Netzphase L aus dem Dreiphasen-Wechselspannungsnetz, gemeinhin auch lapidar Drehstromnetz genannt) an der rechten Klemme angeschlossen ist. An der linken Klemme ist ein blaues Kabel befestigt, dieses wird als Neutralleiter N bezeichnet. Es ist möglich, dass beide Kabel vertauscht sind, was jedoch nichts an der Sache ändert.

Und jetzt wird es wichtig: Ist die mittlere Klemme mit einem grün-gelb isolierten Draht belegt, er wird als PE (Protection-Earth) oder auch Schutzleiter bezeichnet, sind Sie mit der Hausinstallation auf der sicheren Seite (Grafik 1) – vorausgesetzt, im Sicherungskasten ist alles ordentlich angeschlossen. Sollten Sie aber in Ihrer geöffneten Schukodose keinen grün-gelben Draht sehen oder stattdessen eine Drahtbrücke zwischen zwei Klemmen erkennen (Bild 2), ist die Zeit reif, eine Fachkraft für Elektroinstallationen zurate zu ziehen. Dieser Zustand muss dringend geändert werden, schließlich geht es hier um Leib, Leben und Brandschutz.
 
Was hat das aber nun mit dem guten Klang zu tun? Viele Hi-Fi-Geräte nutzten Schutzkontaktstecker für den Anschluss an das Energienetz. Es gibt Vorschriften, die die Verwendung solcher Stecker für bestimmte Geräte vorschreiben, darauf gehen wir aber an dieser Stelle nicht weiter ein. So entsteht Sicherheit durch die Gewährleistung des Schutzes gegen Berührungsspannung an metallischen Gehäusen und der sich daraus ergebenden Verhinderung von Körperkontaktströmen. Hier spielt die Hausverteilung eine tragende Rolle: Sie benötigt auf jeden Fall einen sehr niederohmigen, also großen Kabelquerschnitt zur Gebäude- bzw. Fundamenterdung.
 
Diese „Erdung“ dient dem Schutzleiter in der Hausverkabelung und vereint sich in der Haushauptverteilung auf einer Sammelschiene (Potenzialausgleich) mit dem vom Energieversorger anliegenden Neutralleiter. Wichtig sind die Neutral- und Schutzleiter, weil sich auf ihnen je nach angeschlossenem Verbraucher Ableit- und Ausgleichsströme verteilen. Im Grunde findet die Leistungsaufnahme über die Netzphase L und den Neutralleiter N statt. Durch induktive und kapazitive Kopplungen verschiedener Baugruppen mit dem metallischen Gehäuse entsteht auch hier ein elektrisches Potenzial.
 
Dieses wird über den Schutzleiter – nur dieser ist direkt mit dem Gehäuse verbunden – sozusagen gegen Erde abgeleitet. Dabei fließt ein Ausgleichsstrom, der abhängig ist vom elektrischen Widerstand der Leitung. Je kleiner der Widerstand des Kabels, desto größer der Ausgleichsstrom. Wenn jetzt der Neutralleiter in der Hausverteilung (siehe Bild 2, veraltete Verdrahtung der Schukodose), der gleichzeitig unter dem Strom des Verbrauchers steht, auch noch den Ausgleichsstrom vom Gehäuse ableiten soll, gibt es eine Reihe negativer Effekte. So entsteht z. B. ein erhöhtes Gehäusemassepotenzial, das seinen Ausgleich auf allen elektrischen Verbindungen sucht. Entweder empfinden Sie ein Kribbeln in den Fingern beim Berühren ihrer Hi-Fi-Anlage oder sie brummt unterschwellig.
 
Warum? Erstens stellt nur eine Ader (Neutralleiter) den Ausgleich für das Netzteil des Gerätes her und zweitens reichen Querschnitt und Niederohmigkeit der Übergangswiderstände der Verbindungsstellen nicht aus, um einen größtmöglichen Ausgleich zu gewährleisten. Dieser Neutralleiter kann je nach räumlichem Abstand zum Anschlusspunkt, an dem er sich mit dem Potenzial der Erde ausgleichen kann, ein Spannungspotenzial gegenüber unserem Körper darstellen.
 
Es besteht die Gefahr, dass Sie mit Ihrem Körper eventuell einen kürzeren Weg für den Ausgleich bereitstellen (Kribbeln in den Fingern) oder ein anders Gerät, das Sie an Ihre Anlage anschließen, erzielt über die Kabelabschirmung den Ausgleich schafft. Es bedarf hier zwingend des Schutzleiters, der mit dem weiteren Kabelquerschnitt die Potenziale auf den Gehäusen zur Erde hin, in deren direktem elektromagnetischen Feld wir uns befinden, kurzschließt. Auch die Energieversorger nutzen die Erde als Bezugspotenzial bei ihren Hochspannungsnetzen vom Kraftwerk bis zur Umspannstation und noch darüber hinaus. Was außerhalb Ihrer Hausverteilung liegt, ist für den guten Ton Ihrer Anlage nicht zu beeinflussen. Es gibt Unterschiede in den Energieversorgungsnetzen, wie den TN/TT-Systemen. Doch auch an dieser Stelle gibt es eine Lösung, dazu später mehr.

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