Neuer Raumklang im Kino
Eigentlich ist es verschenktes Potenzial, wenn 20 Lautsprecher im Kino gerade mal sechs Kanäle wiedergeben. Dolby wählt deshalb einen völlig neuen Ansatz, der alle Lautsprecher diskret anspricht und so den Raumklang deutlich verbessern soll.
Betrachten wir die derzeitigen Surroundformate, ist bereits ein Mix für 7.1-Tonspuren mit großem Aufwand verbunden. Gerade in einem Kinosaal könnte sich oftmals eine akustische Verbesserung einstellen, wenn die einzelnen Surroundlautsprecher auch mit diskreten Signalen beschickt würden. Die Umsetzung dessen ist jedoch mit großen Problemen verbunden. Zunächst einmal variiert die Zahl der tatsächlich verbauten Surroundlautsprecher natürlich mit der Größe des Saals, eine einheitliche Vorgabe für die Zahl an zusätzlichen Kanälen lässt sich also nicht ohne Weiteres bestimmen. Weiterhin wäre für ein solches Projekt ein schier unüberwindbarer Aufwand im Tonstudio nötig, denn zusätzliche diskrete Kanäle möchten schließlich im Mix beachtet werden.
Ebenfalls kommt es zu Speicherproblemen, denn zusätzliche Tonspurenbenötigen mehr Platz auf dem Datenträger. Doch beim Thema Surroundklangdarf ein großer Name nicht vergessen werden: Dolby. Und dieSurroundprofis haben gerade für das genannte Problem einen interessantenLösungsansatz: Dolby Atmos. Der Weg ist dabei kein vollkommen neuer,denn Dolby Atmos lebt von objektbasiertem Audio. Hierbei handelt es sichum eine völlig andere Herangehensweise, um die Schall ereignisse einerRichtung zuzuordnen. Dabei werden nicht wie bisher pauschal alle Kanälestets mit Daten beschickt, um sämtliche akustischen Vorkommnisseunterzubekommen. Vielmehr wird mit virtuellen, punktförmigen Objektengearbeitet, denen dann ein Klang zugewiesen wird.
Diese klingenden Punkte werden nun mit Bewegungsvektoren versehen undkönnen sich in der virtuellen Umgebung um den Mittelpunkt, also denHörer, herumbewegen. Der Trick besteht nun darin, dass beispielsweiseein von rechts nach links fahrendes Auto nur noch ein einzigesSchallereignis ist. Dementsprechend ist auch nur eine einzelne Tonspurnotwendig, nämlich das Fahrgeräusch des Wagens. Anhand des vorbestimmtenWeges ermittelt der Dekoder nun, welche Position das Fahrzeug momentanim Bezug zum Hörer hat und errechnet, welche Lautsprecher destatsächlichen Setups welche Anteile dieses Schallereignisses wiedergebenmüssen, um es an der gewünschten Stelle lokalisierbar zu machen.
DerVorteil dieser Methode: Sie funktioniert sowohl dann, wenn nur fünfLautsprecher zur Verfügung stehen, zeigt ihre wahre Stärke aber erstdann, wenn die Anzahl der Lautsprecher immer weiter zunimmt. Hier kommenwir zurück zum Beispiel des Kinosaals: Die hinteren Lautsprecher, diesonst fast identische Signale wiedergeben, können nun etwa den Flugeiner Hummel als virtuelle Schallquelle wiedergeben. Dabei errechnet derDolby Atmos Cinema Processor CP850, wie die Flugbahn der Hummel ambesten mittels der vorhandenen Lautsprecher dargestellt werden kann.Plötzlich geben diese also diskret errechnete Signale wieder, was dasKlanggefüge an Realismus und lückenloser Umhüllung deutlich aufwertenkann.