Farbrad und DMD-Chip
Kaum eine andere Technik ist so komplex und faszinierend wie die DLP-Projektion. Die Abkürzung steht für Digital-Light-Processing, was nichts anderes als Lichtverarbeitung bedeutet. Doch wie entstehen aus dem Licht einer herkömmlichen Lampe die Kinobilder auf der Leinwand?
Bereits der erste Prozess klingt nach einer großen Portion Science-Fiction. Mikroskopisch kleine Spiegel, mehrfach kleiner als ein Ameisenbein, reflektieren die eintreffenden Lichtstrahlen. Der DMD-Chip (Digital Mirror Device = Spiegel- Apparatur) kann jeden der bis zu zwei Millionen Spiegel zum Licht hin oder vom Licht weg bewegen. Neigt sich der Spiegel nun zum Licht, so wird der Strahl reflektiert und der Bildpunkt erscheint hell. Neigt sich der Spiegel vom Licht weg, wird dieses in einen Absorber reflektiert und der Bildpunkt erscheint schwarz – da dies bis zu 5 000 Mal in der Sekunde geschieht, können DLP-Projektoren zudem alle benötigten Graustufen erzeugen. Doch ein Kinobild besteht nicht nur aus Hell-Dunkel-Unterschieden, sondern ist vor allem farbig, weshalb das Licht noch eingefärbt werden muss, bevor es auf den DMD trifft.
Glücksrad
Texas Instruments, der Hersteller dieser technischen Revolution, schwört für die Farbwiedergabe auf ein Farbrad. Angesichts des spektakulären DMD-Chips wirkt ein sich drehendes Rad zwar mittelalterlich, jedoch ist das Zusammenspiel aller Komponenten Wissenschaft auf höchstem Niveau. Ein einfaches Farbrad besteht aus den Segmenten Rot, Grün und Blau. Soll nun die Farbe Gelb abgebildet werden, müssen die Kippspiegel genau in dem Moment das Licht maximal reflektieren, wenn das rote und grüne Segment des Farbrades den Lichtstrahl durchläuft.
Da Rot und Grün in gleichen Anteilen reflektiert werden, entsteht die Mischfarbe Gelb. Wenn sich ein Farbrad nun nur langsam drehen würde, wäre diese Sinnestäuschung vom Menschen auszumachen und statt der Farbe Gelb würden wir bemerken, dass zuerst Rot und kurz darauf Grün projiziert wird. Zum Glück hat uns Mutter Natur nur eine eingeschränkte Sinneswahrnehmung mit auf den Weg gegeben und wie ein David Copperfield versucht auch Texas Instruments dies auszunutzen.
Rotfärbung
Als wären die technischen Probleme, die ein Hersteller mit der DLP-Technik bewältigen muss, nicht schon groß genug, müssen sie auch noch die Defizite der Lampe ausmerzen. Die UHP Lampen strahlen nämlich ein deutlich zu kühles Licht aus, weshalb die Blau-Anteile überwiegen und die Rot-Anteile unterepräsentiert sind. Findige Entwickler haben jedoch herausgefunden, dass die Vergrößerung der Rot-Flächen als Farbverstärkung interpretiert wird.
Die modernsten DLP-Projektoren besitzen somit ein Farbrad, welches doppelt so große Rot-Flächen wie Blau- und Grün-Anteile besitzt. Leider verwenden nicht alle Hersteller dieses“farbechte“ Rad, denn im Vergleich zu falsch eingestellten Projektoren mit einem Blau-Überschuss sinkt die maximale Helligkeit, welche oft als Verkaufsargument angeführt wird.