Mit dem neuen Duo 4K hat der renomierte Hersteller von Linux Set-Top-Boxen, Vu+, seit Ende des vergangenen Jahres eine weitere 4K-Box im Portfolio. Wir haben das Gerät der Oberklasse einmal genauer betrachtet und zeigen Ihnen wie sich die Box im TV-Alltag verhällt.
Als im Jahre 2010 mit der Vu+ Duo die erste Box der Marke heraus kam, war nicht zu erahnen, zu welcher Größe sich der Markenname entwickeln würde. Mit sechs verschiedenen UHD-Boxen, darunter viele individuell konfigurierbar, ist Vu+ der Spitzenreiter im Markt. Das neues Modell, die Duo 4K kam im Dezember 2018 in den Handel. Sie zählt zu den Oberklassegeräten der Marke, was auch an der sehr guten Ausstattung liegt.
Hardware
Im Inneren des schicken Receivers werkelt ein Broadcom-Prozessor mit Arm-Architektur. Dieser besitzt vier Kerne, die je mit 2,1 GHz getaktet sind. Schnelligkeit ist somit vorprogrammiert. Neben dem Prozessor sind 4 GB eMMC-Flashspeicher und 2 Gigabyte Ram verbaut. Beim Blick in die Box fallen zudem die zwei Wechsel-Tuner-Sockel auf. Diese verarbeiten, wie auch die Sockel der Vu+ Ultimo 4K, die FBC-Tuner. Diese modernen Multi-Tuner können pro Einheit acht Übertragungskanäle parallel empfangen. Der neue Duo 4K kann somit bis zu 16 verschiedene Übertragungskanäle (Transponder) parallel empfangen. Hinzu kommen noch Signale, die die Box via Sat-IP oder von angeschlossenen USB-Empfangseinheiten empfängt. Auch WLAN und Bluetooth sind direkt auf der Hauptplatine integriert.
Die Anschlussvielfalt an der Rückseite kann sich mit zwei USB 3.0-Schnittstellen, dem HDMI-Ausgang, einem HDMI-Eingang, der Netzwerkschnittstelle mit Gigabit-Unterstützung und dem optischen Digitaltonausgang sehen lassen. Das Netzteil hat der Hersteller einmal mehr ausgelagert, auf einen Netzschalter aber nicht verzichtet.
Informationszentrale
Ein großes 3,5 Zoll-Farbdisplay an der Front der Box gibt – je nach Konfiguration – viele Informationen an den Nutzer weiter. Über dieses Display kann die Konfiguration der Box im Extremfall auch ohne angeschlossenen Fernseher erfolgen. Selbst das Live-TV-Bild lässt sich über das Display darstellen. Links neben dem Display sind Touch-Bedienelemente zu finden. Standby, Kanal Auf- und Ab-Taste sowie die Lautstärkeregelung – alles kann direkt an der Box erfolgen. Die Frontklappe ist mit einem Magnetverschluss versehen. Dahinter verbergen sich ein CA-Kartenleser sowie zwei CI-Schächte. Auch ein Front-USB-Anschluss ist im oberen Bereich zu finden.
Inbetriebnahme
Wir haben in unserem Test die Box neben dem Herstellerimage auch mit dem beliebten VTI-Image bestückt. Die Erstinbetriebnahme unter VTI ist sehr komplex und richtet die Box individuell nach Nutzerwunsch ein. Neben der Auswahl der Menüsprache und der Einstellung der Ausgabeauflösung und Bildwiederholrate wird hier auch das Netzwerk eingerichtet. Da WLAN an Bord ist, kann der Nutzer dieses natürlich auch direkt verwenden. Zudem unterstützt die Vu+ Duo 4K Wake on Lan, sodass die Box beispielsweise über eine Streaming-App aus dem Tiefschlaf geholt werden kann. Dies hat den Vorteil, dass das Gerät nicht ununterbrochen laufen muss, wenn die Absicht besteht, einen Sender zu streamen. Auch die Tuner-Konfiguration wird bei der Erstinstallation vorgenommen. Der FBC-Kabeltuner erfordert nur wenige Konfigurationsschritte, beim FBC-Sat-Tuner-Modul, das im Übrigen den DVB-S2x-Empfang unterstützt, muss jeder der beiden Eingänge konfiguriert werden. Wir entscheiden uns, an den Sat-Eingängen zwei verschiedene Unicable-Anlagen zu nutzen: eine acht Satelliten-Empfangsanlage mit Jultec JPS 1702-12 Schalter sowie eine Unicable-Anlage für zwei zu empfangene Positionen mit Durline-Schalter. Nach Einrichtung der Tuner werden im Anschluss noch alltägliche Bedienpunkte abgefragt. So kann der Nutzer im VTI 14.01-Image bereits bei der Erstinstallation festlegen, ob die Kanalwahltasten zum Zappen oder Springen zwischen den einzelnen Bouquets verwendet werden sollen. Auch die Tasten für die Bild-in-Bild-Funktion sowie für die Prozedur, die nach Betätigung der Standby-Taste ablaufen soll, werden festgelegt. Nach nur wenigen Minuten ist die Box komplett einsatzbereit und der TV-Betrieb kann beginnen.
Zappingbolide
Der so genannte Fast Channel-Change-Modus ist komplett implementiert. Abhängig ist dies natürlich vom Anschluss der Box. Im Kabelmodus kann diese sehr praktische Funktion uneingeschränkt genutzt werden. Wer über Satellit seine TV-Signale empfängt, sollte schon mehr als nur einen der acht Untertuner konfiguriert haben. Nutzer, die wie wir alle acht Tuner parallel nutzen, können ohne jegliche Einschränkungen im Millisekunden-Bereich durch die Senderliste zappen. So macht Zapping auch während der Werbeunterbrechung einfach nur Spaß. Apropos Werbeunterbrechung: Hier ist es praktisch die Bild-in-Bild-Funktion zu nutzen. Die Duo 4K kann diese bei allen Sendern bereitstellen, auch Bild-in-Bild mit zwei 4K-Signalen bereitet der Box keine Probleme.
Aufnahmen
Der EPG steht natürlich wieder in der freien Ansichten-Auswahl – ganz so wie es von Enigma2-Geräten bekannt ist – zur Verfügung. Natürlich lassen sich daraus Timer-Aufnahmen programmieren. Kleiner Tipp: Legen Sie vor der ersten Timer-Nutzung die individuelle Vor- und Nachlaufzeit über das Systemmenü „Anpassen“ fest. Dann kann Ihnen der TV-Sender auch kein „Schnippchen schlagen“, wenn er mal wieder früher startet oder eine Sendung Überlänge hat. Die Archivierung von Sendungen kann wahlweise auf der an der Rückseite der Box einsteckbaren 2,5 Zoll-Wechselfestplatte, einem USB-Massenspeicher oder auf einem Netzwerkspeichergerät erfolgen. Bei unserem Test stellten wir bei keinem der genannten Medien im Aufnahmemodus Unregelmäßigkeiten fest. Dank der zwei FBC-Tuner lässt sich natürlich eine Menge mitschneiden. Selbst zehn Mitschnitte parallel lassen die Box nicht schwächeln. Die Aufnahmen können anschließend über die PVR-Taste der Fernbedienung aufgerufen werden. Über die Menütaste können innerhalb des PVR-Menüs Sonderfunktionen abgerufen werden, darunter die Umbenennung oder Verschiebung der Aufnahme sowie der Schnitteditor.
Multimedia
Bereits vorinstalliert ist eine eigene YouTube-App. Diese kann über das Hauptmenü erreicht werden und erlaubt den Zugriff auf sämtliche verfügbare YouTube-Inhalte in SD, HD und 4K. Natürlich ist es auch möglich, sich mit seinem persönlichen Account anzumelden, um auf die Favoriten zugreifen zu können. Einmal mehr überzeugt die Duo 4K hierbei mit Schnelligkeit und hoher Zuverlässigkeit. Auch Hybrid-TV via HbbTV-Funktion kann uneingeschränkt genutzt werden. Die Navigation verläuft schnell und flüssig. Zudem konnten wir im Test weder bei Privatsendern noch bei öffentlich-rechtlichen Angeboten Probleme im Umgang mit dem HbbTV-Plugin diagnostizieren. Über HbbTV lassen sich im Übrigen auch zusätzliche UHD-Inhalte fernab des linearen Fernsehens auf die Box zaubern. Das ZDF bietet immer wieder beliebte Serien wie den „Bergdoktor“ oder die „Bergretter“ über die Applikation in 4K-Auflösung an; die Box gibt sie zuverlässig wieder.
HDMI Eingang
Sowohl im Werksimage als auch mit der VTI-Oberfläche lassen sich am HDMI-Eingang beispielsweise Camcorder oder Geräte ohne HDCP-Kopierschutz betreiben. Diese können über den Anschluss zum einen durchgeschleift werden, womit kein zusätzlicher HDMI-Steckplatz am Fernseher benötigt wird, zum anderen können die über diese Geräte eingespielten Inhalte auch aufgenommen und somit unkompliziert archiviert werden.
Decodierung
Mit verschlüsselten Signalen kann die Box natürlich ebenfalls umgehen. Gleich zwei CI-Schnittstellen stehen zur Verfügung. Zudem hat der Nutzer die Möglichkeit, eine Karte im Kartenschacht der Box zu nutzen. Mit unseren Testmodulen, beispielsweise dem Alphacrypt-Modul, wurden die auf der eingesteckten Smartcard freigeschalteten Kanäle auf Anhieb entschlüsselt. Natürlich ist es in letzter Zeit etwas schwieriger geworden, mittels offizieller Hardware hochwertige Pay-TV-Inhalte zu entschlüsseln, weshalb in alternativen Images für die Box auch „Alternativlösungen“ eingebaut sind. Somit kommen technisch versierte Nutzer auch in den Genuss, große Pay-TV-Anbieter mit dem Gerät sichtbar zu machen.
Tuner
Die beiden in unserem Testmodell verbauten FBC-Tuner für den Kabel- und Satellitenempfang können über das Tuner-Menü konfiguriert werden. Beim Kabelempfang sind die Konfigurationsmöglichkeiten überschaubar, beim Sat-Empfang sehr umfangreich. Alle DiSEqC-Protokolle werden unterstützt. Weder bei der Drehanlagensteuerung noch im DiSEqC-Betrieb stellten wir Unregelmäßigkeiten fest. Ein kleines Manko diagnostizierten wir beim angeschlossenen Jultec-Schalter im Zusammenspiel mit dem VTI-Image. Auf die Satelliten 5 bis 8 konnte nicht zugegriffen werden, da es wohl einen kleinen Bug im Protokoll gibt. Bei Auswahl des Herstellers Jultec werden ab der LNB-Auswahl „LNB 5“ keine Schaltermodelle mehr angezeigt und auch Zwischenfrequenzen lassen sich nicht wählen. Beim Original-Werksimage lief diese Konfiguration aber problemlos. Ein Update wird den Fehler schnell beseitigen. Der DVB-S2x-Tuner empfängt neben DVB-S und DVB-S2-Signalen auch den neuesten Standard perfekt, wie ein Test auf der Position 33 Grad Ost und dem dort ausgestrahlten Schweizer TV-Paket zeigte. Der Sat-Empfangsprofi wird bei der Duo 4K einzig den Blindscan vermissen. Das Plugin dafür ist im VTI-Image zwar integriert, jedoch spürt die Suche bei unserem Test auf mehreren Positionen keine Transponder und somit auch keine Sender auf. Natürlich eignet sich die neuste Vu+-Box auch zum streamen von Inhalten. Auch über Transcoding verfügt der praxistaugliche Receiver von Vu+.
Fazit
Einmal mehr überzeugt ein Vu+-Receiver bereits zum Verkaufsstart mit seiner Zuverlässigkeit. Beim Test des Duo 4K des Herstellers Vu+ bleiben kaum Wünsche offen. Einige Sat-DXer werden vielleicht den Blindscan vermissen. Die meisten werden diese Funktion, die am FBC-Tuner eh nicht nutzbar wäre, nicht vermissen.
Bildquelle:
- VuDuo4K_back: © Auerbach Verlag
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- VuDuo4K: © Auerbach Verlag