
Eigentlich klang es nach einer leichten Übung. Alte 90er-Schüssel vom Dach runter und an ihrer statt mal schnell eine 120er montieren. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail.
Für Sat-Antennen braucht es keine hohen Antennenmasten. Sie müssen gerade lang genug sein, um unter Berücksichtigung von etwas Abstand zur Dachoberfläche, um an ihnen die Schüssel mit den Mastschellen anzuschrauben. Wobei, so hatte man es jedenfalls gedacht, den Mast jedenfalls lang genug gewählt hat, um eine gewisse Flexibilität bei der zu montieren Antenne zu haben.
Doch Sat-Schüsseln unterscheiden sich nicht nur im Durchmesser, sondern auch in ihrer rückwärtigen Konstruktion. So variiert die Höhe der rückwärtigen Schellen, mit denen die Antenne am Mast zu befestigen selbst innerhalb derselben Schüsselgröße je nach Hersteller beträchtlich. Meist sind sie etwa in Reflektormitte zu finden, gelegentlich aber auch etwas weiter unten oder oben. Gerade die nach oben versetzte Montageeinheit kann zu Problemen führen. Denn sie hat zur Folge, dass nach unten hin mehr Platz und somit ein längerer Antennenmast benötigt wird.
Zu kurz
Genau das ist auch uns passiert. Unser Mast war zwar ausreichend lang, um die 120er-Schüssel gerade noch an seinem oberen Ende mit beiden Schellen festschrauben zu können. Allerdings um den Preis, dass die Schüssel auf den Dachziegeln aufsteht. Also kein Spielraum mehr, um die Antenne auf den Wunschsatelliten ausrichten und die Elevation einstellen zu können. Abgesehen davon wäre diese grenzwertige Montage alles andere als winterfest, da schon eine geringe Schneedecke den Empfang zum Erliegen bringen könnte. Zudem sind so Schäden bei Stürmen nicht auszuschließen.
Was tun?
Einen längeren Antennenmast setzen wäre zwar die eleganteste Lösung, aber auch jene, die mit dem meisten Arbeitsaufwand und höchsten Kosten verbunden wäre. Hinzu kommt, dass man das nicht ohne weiteres darf, so man nicht der Besitzer der Liegenschaft ist.
Als Alternative bietet sich das verlängern des vorhandenen Masts an. Dazu bietet der Fachhandel eine Reihe von Verlängerungsrohren mit einer Länge von meist 0,5 m an. Mit einigen Modellen gewinnt man sogar bis zu einem Meter. Zwei Modellvarianten an Masten werden angeboten. Meist sind sie an ihrem unteren Ende mit einer Mastschelle verbunden, mit der sie am oberen Ende des zu kurzen Rohrs zu befestigen sind. Einige Verlängerungen besitzen stattdessen eine Manschette, mit der sie auf den vorhandenen Mast aufgeschoben werden. Mit rund 20 cm sind diese Manschetten aber nicht allzu lang und bilden eine potentielle Bruchstelle. Insbesondere, wenn am oberen Ende der Verlängerung eine schwere Antenne, das kann auch eine größere terrestrische sein, befestigt wird. Verlängerungen mit klassischen Montagebügeln versprechen hier zumindest mehr Stabilität, weil sie am alten Rohr vierfach angeschraubt werden und so auch für mehr Stabilität sorgen. Wobei man die gewonnene Höhe generell nicht bis an die Grenze ausnutzen sollte. Leichte Antennen ausgenommen.
Stolperstein
Fertige Verlängerungen sind nur für vorhandene Masten mit einem Durchmesser von maximal 50 mm geeignet. Hat der zu verlängernde Mast einen größeren Durchmesser, scheiden diese Fertiglösungen aus und es ist improvisieren angesagt. Was auch uns trifft, da es unser Antennenmast auf 60 mm Durchmesser bringt.
Bastellösung
Aus der Not haben wir uns für unsere 120er-Schüssel in Anlehnung an die käuflich zu erwerbenden Verlängerungen eine vergleichsweise stabile Lösung ausgedacht. Dazu braucht es ein verzinktes Rohr mit 50 bis 60 mm Durchmesser und vier Mastdoppelschellen. Die Idee ist, dieses Rohr am vorhandenen Mast von unten weg an vier Punkten anzuschrauben. So wird der Hebelwirkung entgegengewirkt und es eine Sollbruchstelle vermieden. Zudem ist diese Variante auch für größere Antennen, Stichwort Windangriffsfläche, geeignet.
Doch wider erwarten ist gar nicht so leicht an ein geeignetes Rohr heranzukommen. Denn Eisenhändler, die noch Neuware verkaufen, sind inzwischen rar gesät. Zudem sind sie eher nicht auf Privatverkauf ausgelegt. Was sich an Mindestabnahmemengen zeigen kann. Bei uns betrug diese 3 m. Immerhin wurde uns angeboten, das Rohr in der Mitte auseinanderzuschneiden. Auf diese Weise sind wir, nicht ganz nach Plan, zu zwei 1,5 m langen Rohren gekommen. Der Plan hätte eines mit 1,4 m vorgesehen. Dafür aber haben wir ein stabiles Gewinderohr erhalten, das garantiert jedem Sturm standhält. Die Gesamtkosten für 3 m verzinktes 60-mm-Rohr und vier Mastdoppelschellen belaufen sich auf rund 55 Euro.
Montage
Die Mastverlängerung ist mit wenigen Handgriffen bewerkstelligt. Eine gewisse Herausforderung stellen jedoch die recht kurzen Schenkel der Mastdoppelschellen dar. Um auf sie die Befestigungsmuttern überhaupt aufdrehen zu können, müssen die Schelle und beide Rohre in die passende Position gebracht werden. Erst dann gelingt es, die Muttern vollständig auf die Gewindeschenkel drehen zu können. Weiter gilt es, das zusätzliche Rohr senkrecht zu montieren. Was von der Positionierung der oberen und unteren Mastdoppelschelle bestimmt wird. Hier leistet eine Wasserwaage wertvolle Dienste. Die beiden weiteren Schellen haben wir nicht in gleichmäßigen Abständen zueinander montiert, sondern nahe der oberen und unteren, weil hier die größeren mechanischen Kräfte wirken.
Um für eine ausgewogene Gewichtsverteilung zu sorgen, wäre es ideal, den Verlängerungsmast an der Nordseite des vorhandenen zu befestigen. Was zu einer gleichmäßigeren Belastung des ursprünglichen Masts führen würde, wenn eine Satellitenantenne montiert wird. Aufgrund der Abmessungen der Mastdoppelschellen wäre aber keine uneingeschränkte Elevationseinstellung mehr möglich. Deshalb ist das Verlängerungsrohr seitlich, also östlich oder westlich des zu kurzen Masts zu befestigen.
Ziel erreicht
Unsere Mastverlängerung ist zwar etwas länger geworden als ursprünglich angedacht. Dafür gibt sie uns die Gelegenheit, genügend Spielraum bei der Montage unserer Satellitenantenne zu haben. Die gewonnene Höhe erlaubt uns nun, ausreichend Platz zwischen der Schüsselunterkante und der Dachbedeckung vorzusehen. So können wir auch die winterliche Schneedecke mit berücksichtigen. Das für uns wichtigste ist aber, dass wir nun die Sat-Schüssel ohne Einschränkungen auf unseren Wunschsatelliten ausrichten und auf bequem die Elevation einstellen können. Schließlich braucht man gerade dafür für nicht südlich gelegene Satelliten nach unten hin ausreichend Platz. Den haben wir jetzt.
Viele Einsatzmöglichkeiten
Mastverlängerungen können nicht nur vonnöten sein, wenn man eine andere oder etwas größere Sat-Schüssel montieren möchte. Sie bieten sich auch für Kombilösungen an, wenn man zusätzlich auf dem Dach etwa eine terrestrische Antenne für DAB+ oder DVB-T2 installieren möchte. Auf diese Weise haben wir bereits vor geraumer Zeit einen unserer Sat-Spiegel-Masten verlängert, um über der Schüssel eine rundstrahlende Breitband-Antenne zu installieren, mit der wir unter anderem Satellitenfunk abseits der geostationären Satelliten empfangen können. Verlängerungen bieten sich aber auch an, um zum Beispiel eine Überwachungskamera zu installieren.
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