Die Welt von Morgen

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Die Welt von Morgen

The Zero Theorem

Auch in dem Film „The Zero Theorem“, der seit dem 9. April 2015 auf Blu-ray zu haben ist, fühlt sich der Zuschauer in ein fremdes Land versetzt. Dieses Land liegt jedoch nicht außerhalb von Raum und Zeit, sondern ist in der Zukunft angesiedelt. Bei der schwarzhumorigen, teils satirischen Dystopie führte das Ex-Monty-Python-Mitglied Terry Gilliam Regie.
 
Die Typologie des Regisseurs findet sich auch in diesem Film wieder, schon allein in der Darstellung der zukünftigen Welt, die entfernt an „Blade Runner“ erinnert. Der Handlungsort lässt sich als altmodisch-futuristische Stadt beschreiben, da die futuristischen Elemente, wie riesige Werbe-Bildschirme und Computerspiel-ähnliche Arbeitsplätze in mitten von historischen Gebäuden mit Marmorböden und römischen Säulen liegen.
 

Dieser Widerspruch spiegelt sich beim Protagonisten wieder. Die Hauptfigur Qohen Leth, gespielt von Christoph Walz, ist eine vollkommen trockene Person ohne Emotionen und Humor, die sich von der Außenwelt komplett abkapselt. Doch gerade dieser arbeitswütige Mann sucht nach dem Sinn des Lebens und lebt mit der Angst, einen Anruf zu verpassen, der ihm diesen verraten könnte. Dazu wird er noch von seinem Arbeitgeber mit der Aufgabe betreut, die Sinnlosigkeit des Universums mit Hilfe einer Formel zu beweisen.

Alte Geschichte neu erzählt?

Viele Kritiker behaupten, dass der Film ein modernes „Brazil“ darstellen und nach dem Vorbild von „1984“ und „Schöne neue Welt“ produziert sein soll. Aber mal ganz ehrlich: Wie sollte eine medienkritische, dystopische Satire auf die heutige werbeüberflutete scheinbar vollkommen überwachte Welt denn sonst aussehen? Logisch, dass der Film an die großen Klassiker erinnert. Dennoch bleibt der Film in seiner Visualisierung und konsequenten Art völlig eigenständig.
 
Die Diktatur führt in dieser Dystopie der Konzern Mancon, der der gleichzeitige Arbeitgeber von Qohen ist. Angeführt wird dieser von Management, gespielt von Matt Damon, der einfach jeden und alles mit Hilfe von allgegenwärtigen Kameras überwacht, getreu dem berühmten Motto „Big Brother Watching You“. Der Konzern spiegelt die Angst der Gegenwart wieder, vor der Kontrolle von Internetportalen wie Facebook oder Google. Doch ist der Konzern nicht wie der überwachungsstaat in „1984“ aufgebaut, nur um all seine Mitglieder zu kontrollieren, sondern um ihn danach einfach wieder abzubauen.
 
Ebenso ist nicht genau zu sagen, dass Qohen Leth es am Ende schafft, dem System zu entkommen bzw. ob er diesem überhaupt entkommen möchte. Letztendlich hat der Konzern überall seine Hände im Spiel, was ihn faktisch zur einzigen Realität für Qohen werden lässt. Unabhängig davon, lässt sich „The Zero Theorem“ auch als Science-Fiction-Hommage sehen, der Genre-Fans allseits beliebte Querverweise bietet. Da wäre zum Beispiel die Eingangssequenz, in der kahlköpfi ge Qohen Leth perspektivisch nackt im Universum vor einem schwarzen Loch schwebt, was natürlich an das Finale Grande von Stanley Kubricks „2001 Odyssee im Weltraum“ erinnert.
 
Doch wenn das Ende der Anfang sein soll, welchen Sinn hat dann das Leben? Gilliams Antwort darauf lautet: Nihilismus! Als positive Tautologie ausgedrückt bedeutet dies, das Leben selbst ist der Sinn des Lebens. Warum also den ganzen Tag in dunklen Räumen sitzen und einer Arbeit frönen, die keinen Spaß macht?

Trailer zu „The Zero Theorem“:

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