The Hunger Games
Die Verfilmung von Jugend-Fantasy-Romanen hat derzeit Hochkonjunktur. Nie waren Vampire, Werwölfe und Zauberer im Kino erfolgreicher, als im letzten Jahrzehnt. Während Twilight und Co. ihren Erfolg jedoch überwiegend aus einer romantisierenden und verklärenden Wirkung auf den Zuschauer beziehen, schlagen die Tribute von Panem zum Teil derbere, weitaus sozialkritischere und damit auch realistischere Töne an.
Stellen Sie sich doch einmal die Welt in ein paar Jahrhunderten vor! Was sehen Sie? Raumschiffe? Leben auf dem Mond? Kriege mit Lebewesen von anderen Planeten? – Typische Zukunftsvisionen, wie sie bereits hundertfach in Science-Fiction-Filmen verarbeitet wurden. Ein etwas anderes, wenn auch nicht gänzlich neues Szenario malt sich die Autorin Suzanne Collins in ihrer Science-Fiction-Fantasy-Trilogie „Die Tribute von Panem“ aus:
Im Nordamerika einer nicht allzu fernen Zukunft hat sich nach Naturkatastrophen und Kriegen eine dystopische Gesellschaft errichtet: Panem. Der Großteil der Menschen in Panem lebt von der Hand in den Mund und schafft es nur mit Mühe, die eigene Familie zu ernähren. Diesen ärmlich und rückständig wirkenden Verhältnissen steht das prunkvolle „Kapitol“ gegenüber, die Hauptstadt und Regierung Panems. Sie liegt im Zentrum des Landes und zeichnet sich durch Dekadenz, Ignoranz und ein scheinbar grenzenloses Verlangen nach Entertainment aus. Die zwölf um dieses Zentrum angeordneten Distrike werden vom Kapitol nicht nur überwacht und kontrolliert, sondern bekommen jährlich die Unterdrückung des Kapitols in Form eines grausamen Machtspiels zu spüren: die Hungerspiele. Dafür werden in einer feierlichen Zeremonie, „Ernte“ genannt, aus jedem Distrikt ein Junge und ein Mädchen im Alter zwischen zwölf und achtzehn Jahren ausgelost. Diese 24 Tribute müssen nach einigem Training und unter reichlich Medienrummel in einer rundum überwachten und steuerbaren Arena gegeneinander kämpfen – auf Leben und Tod. Nur der Sieger darf die Arena lebendig verlassen.
So trifft es auch die 16-jährige Jägerin Katniss aus Distrikt 12, die freiwillig den Platz ihrer kleinen zwölfjährigen Schwester Primerose (Willow Shields) einnimmt, als diese zum Tribut gewählt wird. Gemeinsam mit Peeta Mellark (Josh Hutcherson), reist sie ins Kapitol, wo sie mit einer Schönheitskur, Training, Bewertungen und reichlich Medienrummel konfrontiert werden, bevor es schließlich in die Arena geht. Doch ist Katniss wirklich dazu fähig, nicht nur die 22 anderen Tribute, sondern auch Peeta zu töten, den sie seit ihrer Kindheit kennt und der ihr vor Jahren einmal das Leben rettete? Ein Zurück gibt es nicht, die blutigen Spiele nehmen ihren Lauf und Katniss‘ Kampf ums Überleben und um die eigene Freiheit erregt schnell landesweites Aufsehen.
„Fröhliche Hungerspiele“
Weniger sehenswert als der Überlebenskampf ihrer Rollen ist das Schauspiel der Jungstars Jennifer Lawrence und Josh Hutcherson. Während Lawrence ihrer Figur, der introvertierten und wenig glamourösen Katniss, noch annähernd gerecht wird – viel braucht es dafür schließlich nicht – bietet Hutcherson nur wenig überzeugenden Charme und Humor und verfehlt damit die hervorstechendsten Charaktereigenschaften seiner Figur.
Diese Patzer werden jedoch insbesondere durch die Nebenrollen mehr als wett gemacht. Mit namenhaften Darstellern, wie Donald Sutherland, Woody Harrelson und Stanley Tucci hat sich Gary Ross eine Riege an Schauspielern ins Boot geholt, die aus ihren Figuren das Bestmögliche herauskitzeln. Dass dabei Overacting ein stets präsenter Gast ist, wirkt alles andere als störend, denn darum geht es in Panem und vor allem im Kapitol: Schein ist Sein und im Vordergrund steht die große Show.