Die Revolution des Kinos

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Die Revolution des Kinos, Teil 7

Stanley Kubrick

Die Maske der Gesellschaft

 



Als „Taxi Driver“ gedreht wurde, war Jodie Foster entsprechend ihrer Rolle erst zwölf Jahre alt, weshalb an ihrer statt ihre 19jährige Schwester Iris’ Part übernahm, sobald es an die expliziteren Gewalt-Szenen ging. Und da es Themen wie Pädophilie und Prostitution verständlicherweise noch nie leicht beim Publikum hatten, war der Erfolg von „Taxi Driver“ umso verwunderlicher. Betrachtet man beispielsweise die allgemeinen Reaktionen auf Stanley Kubricks „Lolita“ von 1962, in dem die männliche Hauptfigur Humbert (James Mason) eine ähnlich angedeutete aber nie explizit gezeigte Zuneigung zu seiner 14jährigen Stieftochter (Sue Lyon) empfindet, fiel diese deutlich empörter aus, als bei Scorseses Großstadt-Drama.





Und das, obwohl Kubrick hierfür bereits viele kreative Abstriche einging. Um das Risiko einer Zensur gering zu halten, überließ er nahezu alles Anstößige aus Vladimir Nabokovs Roman der Fantasie des Zuschauers und verlagerte den Drehort nach England, wo die Zensurbehörde nicht ganz so konservativ wie in den Staaten vorging. Zu seinem Glück entdeckte er während der Dreharbeiten das Multitalent Peter Sellers, der Humberts hartneckigen Nebenbuhler Quilty spielte. Schon bei diesem Film bewies Sellers sein Talent, in unterschiedlichste Rollen zu schlüpfen.





Als vermeintlicher Psychologe mit deutschem Akzent versuchte er Humbert hinters Licht zu führen und nahm damit unbewusst seine spätere Hauptolle in dem Kubrick-Klassiker „Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ vorweg, für die er berühmt wurde. Angeblich soll es Sellers gewesen sein, der Kubrick dann schlussendlich dazu bewog, länger in England zu verweilen, um mit ihm „Dr. Seltsam“ zu drehen. Doch vielleicht war es auch die gewaltige Flugangst des Meisterregisseurs, die ihn für den Rest seines Lebens in England hielt, wer weiß das schon? „Lolita“ war jedenfalls der erste echte „Skandal-Film“ seines Oeuvres, sozusagen der Grundstein zu seiner angestrebten kreativen Freiheit, die er sich Schritt für Schritt hart erarbeitete.



Die Stanley Kubrick Collection

 



Fast zwölf Jahre ist es nun her, seit der Meisterregisseur Stanley Kubrick an einem Herzinfarkt verstarb. Sein Perfektionismus führte dazu, dass er in den knapp 50 Jahren seines Schaffens insgesamt nur zwölf Meisterwerke schuf (klammert man den von ihm ungeliebten Erstling „Fear & Desire“ aus). Jedes einzelne davon war seiner Zeit weit voraus und setzte Maßstäbe, die noch bis heute nachwirken.



 



Warner Bros. Home Entertainment ehrt den großen Filmemacher mit einer umfassenden Collection, die die sieben bekanntesten Exemplare seiner Arbeit beinhaltet, angefangen mit „Lolita“ bis hin zu seinem letzten Drama „Eyes Wide Shut“ (1999). Mit „2001 – Odyssee im Weltraum“ (1968) schuf Kubrick allerdings einen Autorenfilm, der seinem künstlerischen Anspruch mehr als gerecht wurde und dadurch auch perfekt in diese Zeit passte. Die neue Vormachtstellung des Regisseurs kam Kubrick gerade Recht, um die außergewöhnlichsten Literaturverfilmungen aller Zeiten zu verwirklichen.



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