Die Revolution des Kinos, Teil 6
Sprichst du mit mir?!
Sprichst du mit mir?!
Schrader beschreibt seinen fiktionalen Charakter Travis als jemanden, der sich unwillkürlich einsam macht, mit seiner Umwelt nicht zurecht kommt und absolut unfähig ist, soziale Kontakte zu knüpfen. Zwei Grenzen sind für seine Entwicklung maßgeblich: Zum einen der schmale Grat zwischen Realität und Fiktion, den er während seines übernächtigten Zustands immer wieder durchbricht. Drohende Schatten beflügeln seine Paranoia, die ihn sich immer weiter von dem entfernen lässt, was als Normalität gilt.
Auf der anderen Seite steht die Gesellschaft, die Travis’ Taten bewertet und darüber bestimmt, ob er nun Held oder Monster ist. Für die Film-Noir-Aura des Filmes ließ sich Scorsese wie so viele andere US-Regisseure seiner Zeit vom europäischen Genre-Kino beeinflussen, das aufregender erschien als das festgefahrene Formelkino aus Hollywoods goldener Ära. Als unmittelbare Vorbilder benennt er Filme wie Francesco Rosis Gangsterdrama „Wer erschoss Salvatore G.?“ (1962) oder auch Alfred Hitchcocks „The Wrong Man“ (1956), in denen Männer in eine verbrecherische Rolle gedrängt werden.
Die wohl berühmteste Szene, in der Travis seine Waffe zückt, stolz vor dem Spiegel posiert und seine heldenhaften Sprüche kloppft, war DeNiros eigene Improvisationsarbeit. Noch heute referieren Filme mit ähnlicher Thematik wie etwa „Kick Ass“ (2010) auf diese Szene, wenn sie einen aufsteigenden Größenwahn bei ihrem Filmcharakter markieren wollen. DeNiros psychotisches Mantra „Sprichst du mit mir?!“ gehört inzwischen zu den beliebtesten Filmzitaten aller Zeiten, weshalb er als Travis Bickle nach Coppolas „Der Pate 2“ endgültig seinen Durchbruch schaffte. Übrigens spielte Robert DeNiro über 30 Jahre später einen rassistischen Senator, der von einem Mexikaner namens „Machete“ zur Strecke gebracht werden soll – Ironie des Schicksals oder Absicht?
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