Die Quadratur des Kreises Teil 3
Cabasse iO2
„Französische Klangkultur“
Lautsprechersysteme von Cabasse haben ihren Bekanntheitsgrad unter anderem durch die aus der Artis-Reihe stammende SCS-Technologie (Spatially Coherent System) erlangt. Die Satelliten des iO2-Systems bedienen sich dieser Technik. In ihrem Aufbau sind diese 2-Wege-Bassreflexkonstruktionen in einem kugelförmigen Metallgehäuse untergebracht. Damit werden klangmindernde stehende Wellen im Gehäuse schon im Ansatz auf ein Minimum reduziert.
Das koaxiale Lautsprecherprinzip aus Tiefmitteltöner und Hochtöner ist durch eine sehr gut schalldurchlässige Abdeckung verdeckt. Interessant ist der Anblick des Koaxialchassis nur für Technikinteressierte, ragt doch der Hochtöner wie ein Pilz aus dem Konus des Mitteltonchassis heraus und offenbart damit den ihm eigenen, koaxialen Konstruktionsansatz.
Für alle, die sich mit dem koaxialen Lautsprecherprinzip schon einmal beschäftigt haben, stellt sich hier die Frage nach dem Ausgleich der Gruppenlaufzeiten und der nötigen Schallwand für den Hochtöner, um ein kontrollierbares Bündelungsmaß in der Abstrahlung zu erhalten. Beantwortet werden die Fragen nur dann wirklich, wenn man die Möglichkeit nutzt, selbst genau hinzuhören. Und ja, in konstruktiver Hinsicht wurde alles bedacht.
Es ist vielleicht interessant zu wissen, dass diese Lautsprecher auch in einer Version für den Wandeinbau oder für die Wandmontage erhältlich sind und es somit keine Limitierung in der zu verwendenden Anzahl gibt. Letztere Version erfüllt in unserem Testset die Funktion des Center-Speakers und ist mit einem Montagefuß versehen, der Schrauben und Kabelzuführung verdecken kann.
Ein koaxialer Center-Speaker hat immer einen Vorteil gegenüber allen liegenden vermeintlichen D’Appolito-Anordnungen, weil sein Abstrahlverhalten weniger zu Decken- und Bodenreflexionen und damit zu einer besseren Versorgung des Sweetspots führt. Die vier weiteren Speaker sind an einen Standfuß mit Spikes montiert, der sich in seinem Design sehr günstig in die Wohnlandschaft integrieren lässt, zumal verschiedene farbliche Varianten angeboten werden.
Passend zu unserer 5.1-Konstellation wird der Santorin-25-Subwoofer geliefert, der über ein 250-Millimeter-Tieftonchassis verfügt, das in der Gehäusekonstruktion zum Fußboden gerichtet eingebaut ist. Der Sub steht dabei zur Entkoppelung auf Spikes und ist nicht als Downfire-Sub zu bezeichnen, da die Schallwellen nicht direkt auf den Fußboden treffen, sondern aus vier Öffnungen am unteren Teil des Gehäuses austreten.
Sein Leistungsvorrat wird mit einer Spitzenleistung von 750 W angegeben, auch die Einstellmöglichkeiten auf dem rückseitigen Anschlussterminal sind reichhaltig. Für den Betrieb mit einem AV-Receiver ist es am besten, den Empfehlungen des beigelegten Handbuches zu folgen. Die Verarbeitung aller Cabasse-Lautsprecher ist rundherum sehr gut gelungen.
Ein weitverbreitetes Einmesssystem in AV-Receivern ermittelte eine Trennfrequenz von 150 Hz für alle Lautsprecher des Sets. Daraus ergab sich für das Surround-Set von Cabasse ein sehr gelassenes und unangestrengt wirkendes Gesamtklangbild. Es ist geprägt von einem leicht warmen, nicht analytischen Grundklang. Dies ist zuerst zu bemerken am Klang des Regens in einer Filmszene; dieser gleicht entfernt dem Spektrum eines Rauschsignals und deckt damit schnell spektrale Verfärbungen auf. Die Detailauflösung ist z. B. beim Zerplatzen der Regentropfen nicht so üppig wie bei anderen Systemen ausgeprägt, dafür ist es immer ein gutes Zeichen, wenn sich die einzelnen Lautsprecher nicht direkt lokalisieren lassen, worin ein häufiger Vorteil von koaxialen Systemen liegt.
Das sich daraus ergebende sehr homogene Surround-Klangbild erzeugt eine sehr gute Umhüllung, wobei schnelle Bewegungen im Surround etwas schwieriger zu verfolgen sind. Der Center-Speaker überträgt die Sprache nicht absolut neutral, aber dafür sehr organisch – ebenfalls warm gefärbt.
Sein Abstrahlverhalten ist so breit, dass auch Personen außerhalb des Sweetspots eine sehr gute Sprachverständlichkeit empfinden werden. Zu keinem Zeitpunkt waren die Filmdialoge von Überzeichnungen in den S-Lauten oder anderen klanglichen Härten und Schärfen beeinflusst. Das Set beeindruckt mit nahezu sehr guten dynamischen Fähigkeiten in der Surround-Dramaturgie, denn die iO2-Koaxiallautsprecher erreichen einen beachtlichen Schalldruck. Im Zusammenspiel mit dem Subwoofer Santorin 25 sind Gewitter und Explosionen sehr imposant, wenngleich man sich einen strafferen Gesamtklang wünschen würde.
Trotzdem sind Abstimmung und Integration des Subs im Set als passend zu bezeichnen, denn er agiert im Tieftonfundament sehr druckvoll. Dafür ist aber die stabile Fassbarkeit in den Bass-Tiefmitten-Konturen aufgrund der hohen Übernahmefrequenz etwas beeinträchtigt. Für eine reine Stereoanwendung ist wie bei jedem Set der Subwoofer in seiner Intensität neu anzupassen. Die klanglichen Eigenschaften sind denen im Surround-Betrieb gleich. Bei der Abbildung einer akustischen Bühne werden die Dimensionen der Breite und Tiefe als sehr gut eingeschätzt.