Die Nacht der Wölfe

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Die Nacht der Wölfe

Wenn das Triebhafte im Mann überhand nimmt, dann kann man das sehr gut mit einer Verwandlung in eine haarige Bestie vergleichen. Dann nämlich geht es ihm nicht mehr um Vernunftfragen oder Ähnliches und er benimmt sich wie ein Wolf…

Sex ist ein Urtrieb aller Lebewesen. Besonders den Männchen jeder Art wird nachgesagt, dass sie im Prinzip alles tun, um bei der holden Weiblichkeit zu landen. Klischee? Vielleicht! Auf jeden Fall ist die Triebhaftigkeit das Leitmotiv des Werwolf-Mythos, der die wilde, innere Unruhe eines Mannes in Form einer tierischen Mutation sichtbar werden lässt. Ähnlich wie bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde verabschiedet sich das regeltreue „Über-Ich“, sobald das Wesen seine monströse Gestalt annimmt, und das „Es“ geht auf Beutezug.
 
Am liebsten sind dem durchschnittlichen Werwolf junge Frauen. Ähnlich wie „The Wolfman“ (2010) geht es diesem Film vorrangig um ein romantisches Abenteuerszenario, nur dass hier der Gruselfaktor noch weiter zurückgefahren wird. In erster Linie erzählt die französische Produktion eine spannende Detektivgeschichte (nach dem Motto „Wer ist das Biest?“) mit einem untypischen Ermittler.
 
1665, in einer französischen Siedlung Kanadas: Der Schmalspurganove und Schürzenjäger Joseph Côté (Guillaume Lemay-Thivierge) soll hängen, weil er mit der falschen Frau anbandeln musste. Mit viel Glück entkommt er jedoch dem Strick und kann vor den Soldaten fliehen. Auf seiner Flucht stolpert er über einen toten Geistlichen, dessen Identität er annimmt, ohne sich über die Folgen seiner Hamdlung klar zu sein. Als er nämlich in einer kleinen bewaldeten Ortschaft ankommt, halten ihn die Einheimischen für den legendären Werwolf-Meuchler Pater Brind’Amour (franz. Wortspiel für „Stängel der Liebe“ oder „Spross der Liebe“, je nachdem, wie man es übersetzt).

Nur bei Vollmond

 
Diese Rolle nimmt er gerne an, denn tapfere Geistliche brauchen sich um eine Verköstigung immerhin nicht zu sorgen. Wer glaubt außerdem schon diesen Spukgeschichten von Wolfsmenschen, die in den Wäldern des Ortes harmlose Bauern reißen? Die Lage verschärft sich im wahrsten Sinne des Wortes, als die „Töchter des Königs“ eintreffen, eine Auswahl an Frauen, die in Neufrankreich nach einem Ehemann suchen.
 
Es ist der Seigneur de Beauport (Gilles Renaud), der Grundherr des Landes, der damit dem Frauenmangel des neu besiedelten Landes begegnen will. Ihn und seine Söhne umgibt die Aura des unverdienten Wohlstands, die das Landvolk dem Adel nun mal andichtet. Doch auch sie scheinen in ihrer snobistischen Art unter dem Fluch zu leiden, der ihre Ländereien heimsucht.
 
Kann Joseph also seine Finger von den Frauen lassen und stattdessen einmal den Abzug seiner Mini-Armbrust betätigen, um ein angespitztes Kruzifix durch die Brust der Bestie zu jagen? Oder wird er als feiger Betrüger entlarvt, der noch nicht einmal das Vaterunser korrekt aufsagen kann?

Die Kinder der Wölfin

 
„Le Poil De La Bête“ (dt. „Das Haar des Biests“) geht hier gewohnte Wege. Zunächst wird die Existenz des Mann-Wolfs infrage gestellt, dann nimmt die Gewissheit zu und es kommt zum Finale, das das Mysterium mit absoluter Gewissheit auflöst. Dabei verliert die Erzählung etwas von dem Tempo, das der Anfang so generös vorlegt.
 
Amüsant bleibt das Ganze aber dennoch kontinuierlich, Guillaume Lemay-Thivierge („Nitro“) spielt den falschen Pfaffen einfach zu charmant und witzig, als dass man ihm keine Sympathie entgegenbringen könnte. Wissend gibt er dem schüchternen Dorfriesen Nachhilfe in Frauenkunde und wendet seine Theorien selbst an einem Exempel, einer der „Töchter des Königs“, an.
 
Blöd nur, dass katholische Priester eigentlich nur mit Gott liiert sein dürfen. Ach ja, und dann wird er auch noch im Wald von einem Tier gebissen. Die ihn beobachtenden Bauern sind sich daher einig: Die Triebhaftigkeit, die der Mann Gottes an den Tag legt, muss durch diesen Biss gekommen sein…

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