Die letzten Geheimnisse der Natur

Die letzten Geheimnisse der Natur, Teil 6

„Ocean Oasis Two Worlds One Paradise“

Unter Wasser

Die zweite hier getestete IMAX-Produktion heißt „Ocean Oasis – Two Worlds One Paradise“ und dreht sich um den Lebensraum der Halbinsel Baja California, einem Paradies für Vögel, Meeressäuger und Fische. Das ambitionierte Filmprojekt aus dem Jahre 2000 ist deshalb so interessant, weil es von den außergewöhnlichen Kontrasten zwischen den schneebedeckten Gebirgslandschaften, der heißen Wüsten sowie der Meereslandschaft zehrt. So musste das rund 270 Kilogramm schwere Kameraequipment für die Dreharbeiten in die Berge von San Ignacio geschafft werden, um einen Blick ins Nest der Seeadler werfen zu können.
 
Das andere Extrem, nämlich die Unterwasseraufnahmen, erforderten ein wasserdichtes Gehäuse, eine spezielle Ausleuchtung für das 70-Millimeter-Material sowie ein geschlossenes Kreislaufgerät, das eine Luftblasenbildung verhindert. Bedenkt man, dass hierfür in insgesamt 145 Drehtagen (davon die Hälfte unter Wasser) 70 Kilometer des extrem teuren IMAX-Filmmaterials verbraucht wurden, sieht man dieses Werk auf jeden Fall mit anderen Augen. Und tatsächlich imponieren besonders die Massenaufnahmen der riesigen Fisch- und Vogelschwärme. Eine halbe Million Seeschwalben inmitten einer Möwenkolonie bedarf keiner langen Worte.

In jedem Bild befinden sich schnatternde Schnäbel, unzählige Köpfe und nervöses Geflatter, wodurch der Betrachter kaum fähig ist, einen Punkt zu fokussieren oder das Gesamtbild zu erfassen. Wenn mehrere Haie unter einem toten Wal hindurchkreisen, kann einem ob der Dimensionen schon einmal schwindelig werden. Bei Nacht sind sie umso aufgeregter und schwimmen aggressiver auf die Kameramänner und Tiefseeforscher zu. Thematisch tastet sich die Doku vom Makro- in den Mikrobereich vor, da zunächst die Akzeptanz von gleich großem Leben höher ist, bevor sich der Zuschauer auf die Besonderheiten von Kleinstlebewesen einlässt. Erzählt wird das Ganze aus der Ich-Perspektive mehrerer Wissenschaftler. So etwas nennt man Personalisierung – die Emotionen des Zuschauers werden stärker geleitet und die Subjektivität nimmt ein klein wenig zu.