Die große Pixar-Retrospektive

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Die große Pixar-Retrospektive, Teil 4

Drei Oscar-Nominierungen für die Monster-AG

Noch mehr Spielsachen

Eigentlich sollte die im selben Jahr produzierte Fortsetzung von „Toy Story“ nur für den Heimgebrauch produziert werden, doch Disney wollte einen Kinofilm. Das Projekt befand sich schon in einer vorangeschrittenen Produktionsphase, war für eine Kinoproduktion jedoch in den Augen Pixars nicht gut genug. Lasseter unterbrach seinen wohlverdienten Urlaub und krempelte neun Monate vor dem Kinostart das Konzept komplett um. Mit dem Kreativteam schrieb er an einem Wochenende das Drehbuch neu und ermutigte alle Beteiligten zur engen Zusammenarbeit.
 
Und tatsächlich, der enge Zeitplan schweißte das junge Team zusammen machte es Routinierter und sie schafften es: Am 13. November 1999 kam „Toy Story 2“ pünktlich in die US-Kinos und verzeichnete gleiche Erfolge wie auch schon Teil eins. Zu den bekannten Figuren gesellte sich diesmal Woodys weibliches Pendant Jessie, die Vaterfigur Stinky Pete und das Pferd Bullseye.
 
Wie wichtig familiäre Werte sind, zeigt sich, als Woody von einem Spielzeugsammler entführt wird und Andys Spielzeug unter der kompetenten Leitung von Buzz Lightyear eine total verrückte Rettungsaktion startet. Der erste Teil betrieb bereits gehörig Productplacement für die Spielzeugmarke „Mr. Potatoehead“ (Herr Kartoffelkopf). In Teil zwei konnten noch ein paar Hersteller mehr ihr Spielzeug unterbringen, darunter auch Mattels „Barbie“ sowie die für den Rettungsplan so wichtige „Etch-a-Sketch“ Mal-Tafel.
 
Für Pixar stand die Ausweitung ihrer Animationstätigkeit außer Frage und so zogen sie in ein größeres Studio nach Kalifornien, wo sie auch heute noch sitzen. Die Zielsetzung war ein Film pro Jahr, was mehrere parallele Produktionen nötig machte, genauso wie zusätzliche Regisseure. Für die nächsten beiden Projekte „Die Monster AG“ und „Findet Nemo“ wurden daher Pete Docter und Andrew Stanton verantwortlich gemacht.
 

Der Angstfaktor

Pete Docters Entwurf der „Monster AG“ bestand zunächst nur aus einem Schlüsselgedanken: „Was wäre, wenn Kinder, die Monster aus ihrem Kleiderschrank oder unter ihrem Bett hervor kommen sehen, recht hätten?“ Darauf basierend entwickelten er und drei weitere Autoren die große Stadt Monstropolis und ihre skurrile Energiegewinnungsfabrik. Zwei ganz normale Angestellte genießen den Arbeitsalltag und erschrecken kleine Kinder. Als der blauhaarige Behemoth James P. Sullivan (für seine Freunde Sulley) und sein glupschäugiger Zyklopen-Kumpel Mike Wazowski eines Tages die kleine Boo ungewollt aus der Menschenwelt in ihre Dimension holen, haben sie jedoch ein Problem.
 
Monster haben nämlich schreckliche Angst vor kleinen ansteckenden Kindern. Die beiden müssen nun das Mädchen irgendwie unbemerkt verschwinden lassen, am besten wieder direkt in ihr Bettchen. Ehrensache, dass Sulley und Mike das knuffige Kleinkind wieder sicher zur richtigen Dimensions-Tür bringen, wenn auch mit einigen Hindernissen.
 
Auch bei ihrem vierten Projekt bewies Pixar exzellentes technisches Know How. Ihre Erfahrungen, die sie bei den Massenszenen in „Das große Krabbeln“ gewannen, setzten sie hier beispielsweise für die Verfolgungsjagd durch den Raum mit den unzähligen beweglichen Türen ein. Dann waren da noch die behaarten Wesen, die mit einem glaubhaften Fell ausgestattet werden mussten – keine leichte Aufgabe für Leute, die zuvor nur Puppen und Käfer als CGI-Figuren gestaltet haben.
 
Die witzige Handlung, die optisch imposante Umsetzung sowie die Musik und der gelungene Soundmix brachten den Machern 2002 gleich drei Oscar-Nominierungen ein. Für seinen Filmsong „If I Didn’t Have You“ erhielt der Komponist Randy Newman („Die Monster AG“, „Cars“) sogar eine der begehrten Goldstatuetten. Der erneut rekordverdächtige kommerzielle Erfolg ließ den Druck auf das Nachfolge-Projekt ins Unermessliche steigen. Konnte ein kleiner Clownsfisch das alles noch toppen?
 

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