Die größten Klassiker aller Zeiten auf Blu-ray, Teil 2
Digitaltechnologie verbessert Meisterwerke
Punktspiel
Bei der „James Bond Collection“ sorgte das preisgekrönte Postproduktionsstudio Lowry Digital Images für eine audiovisuelle Frischzellenkur. Es realisierte auch schon die Restauration solch großer Meilensteine wie die „Star Wars“- oder die „Indiana Jones“- Reihe. Für „James Bond“ bearbeitete das Studio die originalen Filmnegative, da diese noch am unversehrtesten sind. Um das wertvolle Material nicht zu beschädigen, wurden sanfte Scanner eingesetzt, die für das Einlesen eines Bildes ungefähr vier Minuten benötigen.
Zwei Stunden Film sind also in ungefähr 200 Stunden auf Festplatte gebannt. Die potenten Scanner lesen das Material in 4K ein, was bei dem 1,37:1-Format auf 35-Millimeter-Film einer Auflösung von ungefähr 4 000 x 3 000 Bildpunkten entspricht. Dementsprechend wird auch eine wesentlich höhere Rechenpower und ungefähr 25-mal mehr Speicherplatz benötigt als bei 2K (2 000 horizontale Bildpunkte). Für die Full-HD-Auflösung einer Blu-ray würden zwei Millionen Pixel schon ausreichen. Warum also das Sechsfache von dem eigentlich benötigten Pixelvolumen, abgesehen davon, dass Blu-ray eigentlich ausschließlich mit 16:9-Formaten arbeitet? Die Antwort ist einfach: Material, das aus einer höheren Auflösung auf 1 080p herunterskaliert wird, besitzt (in der Theorie) eine höhere Detailschärfe als ein direkt in Full-HD eingescannter Film. Außerdem weiß man nie, wofür das teuer gelagerte digitale Material in Zukunft noch benötigt wird.
Sisyphusarbeit
Kaum ist der Scan-Prozess erledigt, machen sich die Spezialisten daran, Kratzer, Partikel und Flecken zu bereinigen. Weil der Grad der Schmutz- und Flimmergrade abhängig von den Drehbedingungen ist, werden die einzelnen Szenen unterschiedlichen Kategorien zugeordnet und anschließend bearbeitet. Der Grund dafür dürfte klar sein: Spezialeffekte wie der berühmte Pistolenlauf am Anfang eines jeden Bond-Streifens bestehen aus mehreren schmutzanfälligen Schichten und sind daher schwieriger zu handhaben als z. B. eine normale Innenaufnahme. Bei diesem Effekt wurde über den Film eine Folie mit dem Motiv einer Pistolenspule gelegt und bewegt. Beide Elemente, also Film und Folie, unterscheiden sich in ihrer Schärfe und müssen dementsprechend aneinander angepasst werden.
Sind die Störungen auf jedem einzelnen Bild beseitigt, regeln die Farbkorrektoren an ihren nahezu unbezahlbaren, farbtreuen Monitoren den Schwarzwert und die Farben nach. Dabei ist es sehr wichtig, dass der Gesamteindruck des Bearbeiters nicht von seiner räumlichen Umgebung irritiert wird. Eine bis ins Detail abgestimmte Beleuchtung der Arbeitsräume ist also Pflicht, genauso wie farbneutrale Wände.
Dank modernster Digitaltechnologie könnte theoretisch das ganze Lichtambiente des Filmmaterials samt Farbgebung verändert werden. Getreu dem Motto „Perfektes lässt sich nicht verbessern“ sahen die Korrektoren bei ihrer Arbeit an den Bond-Streifen aber von zu großen Eingriffen ab und respektierten so die künstlerische Intention der Originale. Schließlich möchten die Zuschauer die Meisterwerke wie in den alten Tagen erleben, nur eben viel schärfer, klarer und farbenfroher.