Die Geschichte von 3-D, Teil 2
Das Comeback der 3-D-Euphorie
Comeback mit Tücken
In den 1980er Jahren kochte die 3-D-Welle nochmals auf, wenn auch nur kurzzeitig. Im Zuge dessen wollte Hollywood die 3-D-Projektion vereinfachen und den plastischen Eindruck im Kino angenehmer gestalten. Dabei setzten sie auf das sogenannte Single-Strip-Verfahren, bei dem die Stereobilder auf einem Filmstreifen Platz finden – die Projektion erfolgte mit einem einzelnen Projektor und einer Speziallinse. Filme wie „Jaws 3-D“ und „Amityville 3-D“ zogen in erster Linie die Jugend in die Kinos.
Der 3-D-Eindruck war aber im Vergleich zu dem Verfahren aus den 1950er Jahren ein Rückschritt und der Aufwand im 3-D-Kino damals größer als heute. Früher kamen neben der Silberleinwand, die eine Entpolarisierung des Lichtes verhindert, zwei analoge Projektoren zum Einsatz, die 100 Prozent synchron laufen mussten – der größte Nachteil der damaligen Technik. Bedingt durch die Mechanik des Projektors zittern Zelluloidfilme nämlich, was die Augen sehr belastet: Schwindelgefühle und Übelkeit gingen mit einem Kinobesuch einher.
Digitale Projektoren werfen die Bilder unverrückbar auf eine Fläche und beide Filmversionen werden von einem Medium, der Festplatte, abgespielt; das sind beste Voraussetzungen für eine stereoskopische Darstellung. Die Trennung der Bilder findet auch heute noch über Polfilterbrillen statt. Momentan befinden wir uns mitten im dritten 3-D-Boom, der 2005 mit dem Animations lm „Chicken Little“ eingeläutet wurde. James Camerons „Avatar“ bildet derzeit die Bugwelle des Trends.
Im deutschen Fernsehen wurde bereits in den 1980er Jahren mit der dritten Dimension experimentiert. So produzierte der NDR die zweiteilige Sendung „Wenn die Fernsehbilder plastisch werden“, wobei der 3-D-Effekt durch das Anaglyphenverfahren erzeugt wurde, und in den 1990ern wackelten auf RTL plastische Damen in „Tutti Frutti“ durchs Bild.
Dabei kam die Pulfrich-Technik zum Einsatz, bei der eine Brille mit einer hellen und einer dunklen Folie Verwendung findet. Der 3-D-Eindruck entstand durch normale, helle und abgedunkelte Bildinhalte. Der Effekt konnte aber nicht überzeugen und trat zudem nur bei Bewegungen des Hintergrundes zutage.
3-D heute
Im 21. Jahrhundert setzen die TV-Anbieter auf aktive Shutter-Brillen, die 3-D-Fernsehübertragung findet im sogenannten Side-by- Side-Verfahren statt. Dabei werden die zwei für den 3-D-Eindruck nötigen Bilder horizontal zusammengefasst, was die Auflösung auf 960 × 1 080 Bildpunkte (im Halbbildverfahren) reduziert.
Diese Technik hat jedoch auch einen Vorteil: Sie können die plastischen Bilder weiterhin mit Ihrem herkömmlichen HDTV-Receiver empfangen. Die Spezifikationen der 3-D-fähigen Blu-ray begeistern mit einer dreidimensionalen Darstellung in Full-HD-Auflösung (1 920 × 1 080 Pixel im Vollbildverfahren) und bilden das Optimum in den eigenen vier Wänden.
Stetige Evolution
Am Grundkonzept der 3-D-Darstellung hat sich somit seit zwei Jahrhunderten nichts verändert: Für einen dreidimensionalen Eindruck müssen immer noch zwei „flache“ Bilder unsere Augen getrennt erreichen. Die verschiedenen vorgestellten Verfahren trennen die Bilder mehr oder minder gut, eine stetige Weiterentwicklung garantiert aber mittlerweile einen wirklich plastischen und vor allem angenehmen 3-D-Eindruck – im Kino wie auch zu Hause. Dennis Schirrmacher