Der Sound von oben
3D-Audio-Systeme im Vergleich
Dolby Atmos
Die Grundierung für ein Dolby-Atmos-System bildet eine klassische 5.1- oder 7.1-Surround-Aufstellung. Ein neues System ist nicht nötig, sondern lediglich zwei bzw. vier zusätzliche Dolby-Atmos-Lautsprecher. Dolby empfiehlt vier Höhenlautsprecher, Dolby Atmos ist aber bereits mit einem 5.1.2-System möglich. Aktuelle AV-Receiver beherrschen das Format bereits und optimieren den Klang entsprechend der Lautsprecherkonfiguration. Es gibt zwei Arten von Dolby-Atmos-Speakern: Deckenlautsprecher und Dolby-Atmos-enabled Speaker. Letztere werden auf die Front- bzw. Front- und Rear-Lautsprecher gesetzt und strahlen nach oben. Von der Decke wird der Klang dann zum Hörplatz reflektiert. So schafft Dolby den 3D-Klang im wahrsten Sinne über Umwege. Die Deckenhöhe sollte dabei zwischen 2,4 und 4,3 m liegen. Unsere Erfahrung zeigt, dass der 3D-Effekt abnimmt, je höher der Raum ist. Ein neuer Blu-ray-Player ist in der Regel nicht nötig, da der AV-Receiver die Verarbeitung der Atmos-Spuren übernimmt. Ein Firmware-Update ist aber meist Pflicht.
Auro 3D
Auro 3D funktioniert grundsätzlich anders als Dolby Atmos, da es nicht objektbasiert arbeitet, sondern durchweg klassisch auf Tonspuren setzt. Aber auch hier kann man erst einmal von einer klassischen 5.1-Konfiguration ausgehen. Für ein Auro-Setup muss man eine zweite Ebene an Lautsprechern über der ersten anbringen. Dazu stellt man oberhalb der Front- und Rear-Speaker vier weitere Lautsprecher (im besten Fall baugleiche Speaker) auf, die schräg nach unten in Richtung des Zuschauers gekippt sind. Diese 9.1-Aufstellung ist das Minimum für eine Auro-3D-Konfiguration, die sich schrittweise ausbauen lässt. Für ein 10.1-System wird ein nach unten gerichteter Lautsprecher direkt über dem Zuschauer angebracht, der sogenannte „Voice-of-God“-Speaker. Nun hat man ein Auro-System mit Surround-Ebene, Höhenebene und Top-Ebene. In einem 11.1-System wird ein Höhenkanal über dem Center-Lautsprecher angebracht. Auro 3D ist abwärtskompatibel, eine entsprechende Tonspur kann also auch mit 7.1- oder 5.1-Systemen abgespielt werden.
Sonderfall: Gravity
„Gravity“ wurde kürzlich ebenfalls mit Dolby-Atmos-Spur (nur auf Englisch) veröffentlicht. Die Vorfreude auf den Test war groß, denn theoretisch müsste der Film das Format hervorragend nutzen. Doch im Praxistest erweist sich das als Trugschluss. Zwar passiert im Sci-Fi-Streifen sehr viel um Sandra Bullock herum – links, rechts, oben, unten – doch Regisseur Alfonso Cuarón nutzt im freien Weltraum (realistischerweise!) keinerlei Soundeffekte. Zum großen Teil ist über die Höhenkanäle also meist nur Stille, Musik, sehr leise Stimmen oder Atmen zu hören. Darum möchten wir den Film weder als Weiterentwicklung noch als Rückschritt sehen. So paradox es klingt: Ausgerechnet „Gravity“ ist ein Film, der nicht wirklich von Dolby Atmos profitiert.