Die richtige Bildgröße für Ihr Wohnzimmer
Kann ein Flachbildfernseher eigentlich zu groß sein? Nein, im Grunde nicht, denn dank der Full-HD-Auflösung kann sich der Zuschauer unmittelbar vor dem Gerät befinden und sich immer noch an einer unglaublichen Detailvielfalt erfreuen. Ein weiterer Vorteil: Ein geringer Betrachtungsabstand garantiert im Zusammenspiel mit einer großen Bildschirmdiagonale ein größeres Blickfeld und Sie tauchen noch tiefer in einen Film ein.
Auf den ersten Blick mutet ein 75-Zoll-Flachbildfernseher (1,9 Meter) gigantisch an und beim Fernseherkauf stellt sich immer die Frage, wie das Gerät wohl im eigenen Wohnzimmer aussehen wird. Das ist im weitläufigen Kaufhaus besonders schwierig einzuschätzen, denn hier spielt uns unsere Wahrnehmung oft einen Streich und die Geräte sehen immer kleiner als im eigenen Wohnzimmer aus. Abhilfe schaffen hier die interaktiven Apps der TV-Hersteller, die den Wunschfernseher virtuell in Ihr Wohnzimmer projizieren. Dafür benötigen Sie lediglich einen Drucker um einen Marker auszudrucken und ein Smartphone oder Tablet. Nach dem Starten der App schauen Sie durch die Kamera des Smartphones direkt in Ihr Wohnzimmer und das Gerät wird als 3D-Objekt anhand der Markerposition an die gewünschte Position in den Raum projiziert.
Dieser technische Kniff nennt sich Augmented Reality (erweiterte Realität). Dabei können Sie aus den verschiedenen Zollgrößen der Modelle wählen und in der virtuellen Vorschau mögliche Platzprobleme bereits vor dem Kauf aufdecken. Die „Buying Guide App“ von Philips lässt Sie das Gerät sogar aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, denn das 3D-Modell wird in Echtzeit berechnet. Auch Panasonic bietet einen Rundum- Anblick an und die „Viera AR“-Anwendung ist gratis für Android- und iOS-Geräte im jeweiligen App-Store verfügbar. Samsung setzt bei der „Smart TV AR Simulator“-App ausschließlich auf Android-Smarthpones und Tablets, diese ist aber auch kostenlos erhältlich. Anhand von Fotos können Sie sich einen Eindruck von verschiedenen TV-Modellen machen und Größen direkt miteinander vergleichen.
Eine Frage der Entfernung
Die Apps erweisen sich als ungemein praktische Helferlein, um die Anmutung des Traumfernsehers im eigenen Wohnzimmer zu visualisieren und erleichtern damit die Kaufentscheidung, denn so können Sie die TV-Geräte zumindest virtuell betrachten. Nachdem die Entscheidung für ein zum Sideboard passendes TV-Gerät gefällt wurde, steht aber immer noch die Frage des optimalen Sitzabstands im Raum. Seit den Anfängen der hochauflösenden Flachbildfernseher hat sich die Faustformel Bildhöhe mal drei bewährt. Demnach müssten Sie rund zwei Meter von einem 42-Zoll-Gerät entfernt sitzen. Ein durchaus gängiger Betrachtungsabstand in deutschen Wohnzimmern, nur verschenken Sie an dieser Stelle bereits Auflösungspotential. Denn in der Praxis sind unsere Augen der limitierende Faktor in Bezug auf die Schärfewahrnehmung.
Dabei spielt die Pixeldichte (dpi) eines Bildschirms die entscheidende Rolle. Diese gibt an, wie viele Bildpunkte sich in einem bestimmten Bereich befinden. Bei Bildschirmen spricht man in diesem Fall von Pixel per Inch (ppi), also in einem Bereich von 2,54 Zentimetern. Laut optischen Studien liegt die maximal wahrnehmbare Pixeldichte bei einem Betrachtungsabstand von zwei Metern bei rund 37 ppi, was bei einem 42-Zoll-Fernseher mit der „HD-ready“-Auflösung von 1 366 × 768 Bildpunkten gleichzusetzen ist. Mehr Bildpunkte kann der Mensch bei einer derartigen Entfernung schlicht nicht wahrnehmen. Somit ist die Full-HD-Auflösung (1 920 × 1 080 Pixel) des Fernsehers an dieser Stelle im Grunde überdimensioniert.
Plädoyer für XXL-TVs
Für die optimale Bildschärfe bietet sich in einem derartigen Szenario ein 50-Zoll-Fernseher an und Sie würden keine Auflösung verschenken. Und selbst vor einem 75-Zoll-Gerät mit einer Bildschirmdiagonalen von fast zwei Metern muss man keine Angst haben, denn der Betrachtungsabstand für die bestmögliche Wahrnehmung der Auflösung beträgt in diesem Fall rund 3 Meter. Ein durchaus realistischer Wert im TV-Alltag und demnach dürfte sich selbst das XXL-TV-Gerät in vielen Wohnzimmern heimisch fühlen. Zudem vergrößert sich mit geringerem Sitzabstand in Verbindung mit einem großen Bildschirm das Blickfeld und die Sogwirkung von Blockbustern steigt immens – hier kommt echtes Kino-Feeling auf.
Das Mittendrin-Gefühl wird auch im Zuge eines 3D-Films spürbar ausgebaut, da die Bildfläche das Sichtfeld wie im Lichtspielhaus nahezu komplett ausfüllt und die plastischen Welten noch beeindruckender erscheinen. Im Grunde spricht also nichts gegen einen Flachbildfernseher jenseits der 50-Zoll-Marke. Dabei sollten Sie natürlich nie das Mitspracherecht der anderen Familienmitglieder vergessen. Nach der Lektüre dieses Artikels dürften Sie aber genügend Argumente in petto haben, um den Kauf zu rechtfertigen.
Schärfer als Full-HD
Einige TV-Hersteller, wie etwa Sony oder Toshiba, lassen selbst hochauflösende Bilder in Full-HD mit 1 920 × 1080 Bildpunkten noch detailreicher erscheinen. Dabei setzen sie auf spezielle Videochips, die eine pixelbasierte Kontrastanhebung durchführen, die feinste Details nochmals behutsam hervorarbeitet.
Überdrehen Sie den Schärferegler, wirkt der Bildeindruck jedoch zunehmend verfälschter, denn dunkle Bildpartien werden überbelichtet dargestellt und Bildrauschen tritt zutage. Richtig dosiert sorgt die Nachschärfung aber für verblüffende Ergebnisse.
Der perfekte Betrachtungsabstand zum Flachbildfernseher
(Dennis Schirrmacher)