Von Reliefs und Plakaten
Der Lautheitskrieg und die Ausrichtung moderner Audio-Mischungen sind immer wieder heiß diskutierte Themen unter den Freunden des guten Klangs. Ein Vorstoß in diesem Bereich kommt nun aus einer unerwarteten Ecke.
Wenn in den letzten Jahren neue Alben auf CD erschienen sind, war Kritik nicht nur an der musikalischen Leistung der Künstler zu vernehmen, sondern vor allem auch an der Abmischung beziehungsweise dem Mastering der Titel. Zu laut, verzerrt, schon nah am rosa Rauschen – derartige Beschwerden gab es plötzlich nicht nur unter den „Audiophilen“, sondern wurden sogar in der breiten Masse laut. Eines der bekanntesten Beispiele der letzten Jahre war das Album „Death Magnetic“ von Metallica: Hier wurde so laut gemastert, dass viele Fans bereits Verzerrungen wahrnahmen und das Album als komplett undynamisch verurteilten. Für Furore sorgte dann das Erscheinen einiger Songs des besagten Albums im Videospiel „Guitar Hero“, wo sie weniger stark komprimiert und nicht bis zur Übersteuerung auf Lautheit getrimmt daherkamen. Doch Metallica ist natürlich nicht der einzige Fall zu heißer Pegel.
Als weitere Beispiele können die Alben „I’m with you“ von den Red Hot Chili Peppers oder „Dark Horse“ von Nickelback gezählt werden. Auch hier war es ohne weiteres möglich, bereits Verzerrungen der Stimmen oder einzelner Instrumente wahrzunehmen. Die Folge dieser Art des Masterings ist neben den Verzerrungen auch ein möglicherweise schnelles Ermüden des Gehörs. Abgesehen davon dient Dynamik aber auch als Emotionsträger, und um der Musik diese Facetten nicht zu nehmen, kam es immer wieder zu Debatten, dass dem Lautheitswahn ein Ende gesetzt werden müsste.
Vorzeiger in Schwarz
Eine kleine Kampfansage der zu laut gemasterten Alben kam dieses Jahr aus einer unerwarteten Ecke. Während mit Dynamik-Anspruch eher in der klassischen oder jazzigen Ecke gerechnet wird, sind es ausgerechnet die Gothic-Rocker „ASP“, die abseits der Mastering-Pfade wandeln. Das im August diesen Jahres erschienene Album „Maskenhaft (Fremder-Zyklus, Teil 2)“ kommt als Doppel-CD daher – jedoch mit den gleichen Liedern pro Scheibe. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass eine Disc die Plakat-Mischung und die andere den Relief-Mix enthält. Schon die Namen lassen vermuten, was sich dahinter verbirgt: Die Plakat-Variante stellt die Abmischung für portable Geräte dar, das Relief ist für die Stereoanlage daheim gedacht.
