Der Aufstieg Mitsubishis unter der Familie Iwasaki, Teil 2
Wirtschaftlicher Aufschwung durch Kupfer & Kohle
Der Bruder
Yanosuke Iwasaki übernahm nach dem Tod seines Bruders die Kontrolle über Mitsubishi. Er wuchs auf in einer sich schnell ändernden Gesellschaft und erreichte sein Erwachsenenalter, als Japan seine feudalen Ketten sprengte. Er war 17 Jahre jünger als sein Bruder und vom Charakter gänzlich unterschiedlich. Yanosuke war ausgeglichen, gefasst und entgegenkommend, während der ältere Yataro hochgradig emotional und immer auf der Suche nach Herausforderungen war.
Mit 18 studierte Yanosuke in Osaka, wo sein Bruder bereits arbeitete. Auf Yataros Drängen reiste Yanosuke in die USA und erweiterte dort seine Geschichts- und Englischkenntnisse. Nach dem Tod seines Vaters trat Yanosuke der neu gegründeten Mistubishi Shokai bei und wurde durch die Ernennung seines Bruders 1885 Vizevorsitzender. Nach seinem Amtsantritt verkaufte Yanosuke die Schiffindustriezweige an Nippon Yusen – die Schlacht um die Vorherrschaft hatte den Konzern in den letzten Jahren zuviel Geld gekostet.
Mitsubishi musste sich nun neu ausrichten. Yanosuke änderte den Firmennamen von Mitsubishi Mail Steamship Company in Mitsubishi Company und widmete seine ganze Aufmerksamkeit der Strukturierung seiner zwei neuen Geschäftsbereiche. Er investierte massiv in den Bergbau. Kohle- und Eisenminen waren nun ebenso wie neue Maschinen das Standbein von Mitsubishi. Zudem kaufte er 1887 die gepachtete Nagasaki-Werft seines Bruders.
Die wohl wagemutigste Aktion war jedoch der Erwerb eines Stück Landes in der Nähe des Reichspalastes. Für 11 000 Dollar erwarb er 30 Hektar niederstes Sumpfland und bekam Spott und Häme gratis dazu. Doch er wusste, dass dieser Platz einen großen Wert für sein Unternehmen besaß. Der Trampelpfad wandelte sich alsbald zu Tokyos zentralem Geschäftsgebiet Marunouchi. Der Stadtteil der Banken und Unternehmen ist heute nicht nur ein Platz der Arbeiter, sondern vielmehr ein Ort des Konsums mit zahlreichen Boutiquen und Feinschmeckerrestaurants.
Die gleiche Fläche Land ist heute etliche Millionen Dollar wert. Yanosuke trat als Vorsitzender zurück und übergab seinem Neffen diese Position. Dennoch führte er wichtige Ämter, in denen er Japans Umschwung zur Goldwährung federführend begleitete. Der zweite Vorsitzende Mitsubishis stellte die Weichen auf Umschwung und markiert jene Ideale, nach denen der Konzern auch heute noch strebt.
Der Neffe
Hisaya Iwasaki wurde 1865 in Shikoku geboren und ging mit neun Jahren nach Tokyo. An der Keio-Schule prägten ihn vor allem die Lehren von Yukichi Fukuzawa, eines sich erneuernden Japans auf dem Weg in eine moderne Gesellschaft. Drei Jahre später wechselte Hisaya an die Mitsubishi Commercial School, die sein Vater Yataro gründete. Wie bereits sein Onkel Yanosuke ging der zwanzigjährige in die USA und studierte dort fünf Jahre in Pennsylvania. Nach seiner Rückkehr erlangte er den Vizevorsitz Mitsubishis und führte das Unternehmen als sanftmütig bescheidener Mann, der nach ethnischen Grundsätzen handelt.
Die japanische Industrie wandelte sich zu Hisayas Zeit äußerst schnell, um den Anschluss an den Westen aufzuholen. Yanosukes Weichenstellung begann sich auszuzahlen. Besonders Kupfer und Kohle als Rohstoffe des Bergbaus brachten Mitsubishi den wirtschaftlichen Aufschwung. Auch der Seefahrt verhalf Hisaya zu alter Stärke, indem er die Werft ausbaute. Mitsubishi stieg so zu Japans größtem privaten Schiffsbauer auf.
Er nutzte zudem die Gunst der Stunde, die Büroräume an Tokyos Handelsstraße zu erweitern, denn Bank- und Finanzgeschäfte florierten wie nie zuvor. Nach seinem Rückzug 1916 frönte er seiner wahren Leidenschaft, der Natur. Mit einer eigenen Farm förderte er die Landwirtschaftskultur. Eines seiner Besitztümer, die Koiwai Farm, besteht heute noch. Hisaya beteiligte sich auch an Landwirtschaftsprojekten außerhalb Japans, wie Korea, Taiwan oder Brasilien. Nach dem Zerfall des Wirtschaftssystems Japans nach dem zweiten Weltkrieg lebte Hisaya in Abgeschiedenheit auf seiner Suehiro Farm.